Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
In Riesenschritten
Seit 2016 ist die Kathrin-türks-halle, die manche Stadthalle nennen möchten, geschlossen. 2020 sollte sie fertig sein, dann im April 2021, bald dann wirklich. Ein Spaziergang durch Kabel, hängende Lampen und staubige Treppenhäuser.
DINSLAKEN Walburga Wüster legt ein sagenhaftes Tempo vor. Während man darüber rätselt, weshalb auf einem verhüllten Berg „Betreten verboten“steht, was dort für Dosen von der Decke hängen, und ob die eingehüllten Lampen im Treppenhaus zu einer Kunstinstallation gehören, ist sie schon wieder einen Schritt weiter. Wüster schaut zurück auf einen und sieht aus, als wunderte sie sich über die Neugierde.
Dabei ist dies ja der Grund für diesen Spaziergang über Kabel, staubige Treppen und abgeklebte Fußböden. Die Neugierde. Seit satten sechs Jahren kennen die Dinslakener die Kathrin-türks-halle bloß noch als Dauerbaustelle. Dass etwas passiert, war in den vergangenen Jahren schon zu beobachten. Aber was?
Wenn sich auf diesen Wegen jemand auskennt, dann ist das Walburga Wüster. Sie ist Architektin und Geschäftsführerin der Prozent Gmbh, der stadteigenen Sanierungsgesellschaft. Sie geleitet an diesem Freitag einen Tross aus Journalisten durch die Baustelle, die sich bald aber wirklich wieder in die Kathrin-türks-halle verwandeln soll.
Eigentlich sollte sie schon 2020 fertig sein, aber die Pandemie hatte auch Auswirkungen auf diesen Bau. Im April 2021, hieß es dann, könnten schon erste Veranstaltungen stattfinden. Aber selbst wenn es keine Kontaktbeschränkungen mehr gäbe, wäre der Besuch der Halle noch ein wenig ungemütlich, auch wenn sich doch deutlich erahnen lässt, dass es schön werden könnte, in dieser Stadthalle.
Ende Juni, sagt Alexander Krößner, soll eine Art „kleine Eröffnung“der Halle stattfinden. Krößner ist Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft Din-event. Ganz offiziell soll die Kathrin-türks-halle Ende September eröffnet werden, falls sie dann noch so heißt. Die SPD ist zuletzt schließlich auf die Idee gekommen, die Stadthalle künftig einfach Stadthalle zu nennen.
Kurz nach der Eröffnung, sagt Krößner, werde es einen Tag der offenen Tür geben, an dem sich die Dinslakener dann ansehen können, was aus den 34,6 Millionen Euro geworden ist, die das Projekt nun verschlungen hat. 2016, bei der Schließung der Halle, schätzte die Stadt die Sanierungskosten auf rund 15 Millionen Euro. Beim Baubeschluss 2017 ging der Stadtrat noch von maximal 28,5 Millionen Euro aus. Nun sind es 6,1 Millionen Euro mehr.
Walburga Wüster, die Architektin mit dem Tempo, steht in den neuen Büros der Din-event. Ebenerdig blickt man aus ihnen durch eine üppige Glasfront auf den Ententeich und das Burgtheater. „Die schönsten Büros Dinslaken“, sagt Wüster, da werde selbst der Stadtsprecher Marcel Sturm mit Dienstsitz im Rathaus neidisch. Er nickt. Wüster versucht nun, die Kostenkritiker etwas zu besänftigen. Die 34,6 Millionen Euro seien nicht nur in das reine Gebäude geflossen, sondern auch in die technische Ausstattung der Din-event, in professionelle Verlängerungskabel, das Buchungssystem. Auch das Geschirr für den Saal sei enthalten, sagt sie. Aber Krößner korrigiert, nur das Geschirr für den Tagungsraum.
Aus dem Raum, den sie Mehrzweckraum nennen, flüchtet ein Maler, als er Fotografen sieht. „Hätte ich das gewusst“, sagt er, „hätte ich saubere Sachen angezogen.“Sein roter Pullover ist voller weißer Farbe, es wird noch gearbeitet. Im Mehrzweckraum soll der Name Programm sein: Vereine, Chöre, Bürger sollen ihn mieten können und nur die Kosten erstatten müssen, also etwa für Reinigung und Energie. Auch diesen Raum erhellt eine Glasfront, die aber für Beamer-vorträge verdunkelt werden kann. Auch eine kleine Küche gehört zu dem Raum.
In unmittelbarer Nähe ist noch ein Tagungsraum, den die Din-event ebenfalls vermieten will. Dieser neue Trakt der Kathrin-türks-halle ist auch über einen separaten Eingang zugänglich.
Auch wenn vieles noch unfertig aussieht, etwa im neu entstandenen Tiefgeschoss, wo sich nun die Garderobe befindet, ist es gar nicht unfertig, sagt Walburger Wüster. Die Abdeckungen und Oberflächen fehlen hier und sind dort abgeklebt, damit sie bei den übrigen Bauarbeiten nicht leiden. Die Botschaft ist klar: Es geht voran. In Riesenschritten.
Die Sieben-tage-inzidenz in Dinslaken ist am Freitag nach elf weiteren Corona-infektionen auf 118,2 gesunken. Tags zuvor lag sie bei 138,4. Dies teilte die Stadt Dinslaken mit. Im Kreis Wesel sind am Freitag 65 neue Infektionen mit Sars-cov-2 gemeldet worden. Damit steigt die Zahl der bisher seit Beginn der Pandemie nachgewiesenen Fälle im Kreis auf insgesamt 16.690. Aktuell sind 1116 Menschen in Quarantäne, weil sie positiv auf das Virus getestet wurden. Die 7-Tage-inzidenz im Kreis ist weiter gefallen: auf 102 nach 112 am Donnerstag.