Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Spiwoks schafft es unter die besten Zehn
Bei den Schwimm-europameisterschaften in Budapest hat die Voerderin Jeannette Spiwoks im Freiwasser über fünf Kilometer den siebten Platz erreicht. Am Sonntag steht die lange Distanz über 25 Kilometer auf dem Programm.
VOERDE Der Name Spiwoks in Verbindung mit dem Schwimmsport lässt schnell aufhorchen. Ziemlich genau 30 Jahre ist es her, da gewann Astrid Spiwoks – damals noch unter ihrem Geburtsnamen Radtke – die Masters-europameisterschaft in Coventry. Wie schnell die Zeit vergeht, sieht man an der Starterliste bei der Freiwasser-europameisterschaft in Budapest. Dort steht nun Tochter Jeannette Spiwoks auf dem Tableau. Kommt nach „Gold-astrid“jetzt also „Gold-jeannette“?
In der ungarischen Hauptstadt Budapest ist die gebürtige Voerderin am Mittwoch bereits zum ersten
„Ungefähr 5:20 Stunden werden wir schon im Wasser sein, das ist natürlich enorm“Jeanette Spiwoks Freiwasserschwimmerin aus Voerde
Mal ins Wasser gesprungen. Im Rennen über fünf Kilometer schwamm sie auf einen starken siebten Platz und blieb nur 14,2 Sekunden hinter der Niederländerin Sharon van Rouwendaal, die in 58:45,2 Minuten gewann.
Für die 22-Jährige ist der siebte Platz durchaus ein großer Erfolg. „In den vergangenen Jahren“, verrät Spiwoks, „bin ich meist hinter der Führungsgruppe hinterher geschwommen, jetzt habe ich es geschafft, mitzuhalten.“Auf der vorletzten Geraden hatte sie sogar noch einen kleinen Angriff gestartet, zu groß war allerdings der Abstand, um dann doch noch einen Platz gutzumachen. Ihre Mannschaftskollegin Leonie Beck kam 2,2 Sekunden vor ihr ins Ziel, auch an ihr wäre sie natürlich gerne noch vorbeigekommen. Nichtsdestotrotz ist die gebürtige Voerderin sehr zufrieden mit dem siebten Platz. Und wer hätte damit gerechnet, dass sie im Lupa-see nach fast 18 Monaten ohne Freiwasserwettkampf gleich in die Top Ten Europas schwimmt?
Ein ganz besonderes Rennen steht ihr aber noch am Sonntag bevor. Um 9.40 Uhr geht sie dann mit 13 anderen Schwimmerinnen ins Rennen über 25 Kilometer. Eine Distanz, bei der es den meisten Menschen schon graut, sie zu Fuß hinter sich zu brin
gen. Geschwommen ist Jeannette Spiwoks die Distanz zuvor aber ebenfalls nicht. „Nicht mal im Training“, fügt sie lachend hinzu. Mit einer gehörigen Portion Leichtigkeit
Erfolge Im Nachwuchsbereich hatte sich Spiwoks schon einen Namen gemacht. 2016 holte sie mit dem deutschen Junioren-team Wm-gold über die fünf Kilometer, ein Jahr später kam der Em-titel hinzu, im Einzel wurde sie 2017 Vize-europameisterin über die zehn Kilometer.
Hier gab es 2019 im Becken jeweils Dm-bronze über 800 und 1500 Meter. Beim Freiwasser-weltcup in Taiwan gelang ihr mit Rang fünf (10 km) ein Achtungserfolg.
geht es also am Sonntag ins Wasser. Aber neben all dem Spaß ist sie Profi durch und durch. Während ihres Aufenthalts in Budapest trainiert sie weiter täglich. Auch wenn das Pensum aufgrund der Wettkämpfe natürlich geringer ist. Die Schwimmer befinden sich dort in einer Corona-blase. Das Hotelzimmer wird nur zum Essen oder fürs Training verlassen.
Die größte Distanz, die Jeannette Spiwoks bisher im Wasser an einem Tag zurückgelegt hat, sind 24 Kilometer. Zwei Einheiten zu je zwölf Kilometer. „So viel wie ich trainiere, bin ich mir schon sicher, dass die 25 Kilometer an sich kein Problem für mich sind“, ist Spiwoks zuversichtlich. Die Schwimmerin weiß aber auch, dass das Rennen noch viele unbekannte Variablen mit sich bringt. „Das Tempo wird natürlich deutlich entspannter sein als über fünf oder zehn Kilometer, aber ich bin gespannt, wann der Endspurt losgeht und wie sich die anderen im Wasser über die Distanz verhalten.“
Auf der 2,5-Kilometer-runde gibt es zwei Stationen, an denen die Schwimmer sich mit Hilfe eines Stabs Verpflegung holen können. Auch das Thema Verpflegung während eines solchen Rennens ist für Spiwoks natürlich neu. Klein geschnittene Bananen würden aber vorbereitet, verrät sie lachend. Am meisten Respekt hat Jeannette Spiwoks aber nicht vor der Konkurrenz oder der Nahrungsaufnahme, sondern vor den Faktoren Distanz und Zeit. „Ungefähr 5:20 Stunden werden wir schon im Wasser sein, das ist natürlich enorm“, blickt sie dem Rennen entgegen und merkt selbstbewusst an: „Aber es ist alles drin.“
30 Jahre nach der eigenen Mutter Em-gold, und das beim ersten Rennen über 25 Kilometer. Die Geschichte scheint perfekt. Vielleicht wird sie am Sonntag Wirklichkeit.