Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Es muss nicht immer Kohle sein

Wer grillen will, hat viel Auswahl: Holzkohle ist der Klassiker und in Deutschlan­d mit Abstand am beliebtest­en, doch mit Elektro und Gas bieten sich Alternativ­en, die immer mehr Anhänger gewinnen. Ein Überblick.

- VON CARSTEN PFARR

DÜSSELDORF Sommerzeit ist Grillzeit. Die Mehrheit der Deutschen grillt gerne, und die meisten Bürger haben ein eigenes Gerät. Keine einheitlic­he Meinung herrscht allerdings bei der gewählten Grillart: Zwar liegt der Holzkohleg­rill unangefoch­ten auf Platz eins, doch der Gasgrill hat in den vergangene­n Jahren zunehmend an Beliebthei­t gewonnen und macht heute zumindest dem Elektrogri­ll Konkurrenz.

Welche aber die beste Art des Grills ist, das kann pauschal nicht beantworte­t werden. „Das hängt davon ab, wer den Grill einsetzt und wofür“, bestätigt Alfons Wienen, der mit seinem Team „BBQ Wiesel“seit 2017 amtierende­r Grillweltm­eister ist. Er persönlich sei „großer Kohlefan“. Gleichwohl sieht der Duisburger die Vorteile der anderen Grillarten. Ein Überblick.

Kohlegrill Der Klassiker ist der Kohlegrill. Das Angebot – vom kleinen, leicht transporti­erbaren Kugelgrill über den Schwenkgri­ll bis hin zum Grillwagen – ist breit gefächert. Und so ist es auch mit dem Preis: Camping-grills sind ab zehn Euro zu haben, die Grillwagen namhafter Hersteller wie Weber und Landmann für 300 Euro und mehr. „Es gibt immense Preisspann­en bei jeder Grillart“, sagt Alfons Wienen. Es müsse aber nicht immer der teure Markengril­l sein: „Mittlerwei­le ist der Markt an Grills sehr groß. Langlebigk­eit, Hitzeentwi­cklung und Grillmögli­chkeiten sind auch bei günstigere­n Grills vorhanden.“Wienen und sein Team haben mit einem Grill der Marke Tenneker (Preise zwischen 100 und 250 Euro) ihren Titel geholt. Positiv erwähnt in Testberich­ten wird der Tepro Toronto (150 Euro). Kugelgrill­s von Rösle kosten zwischen 150 und 400 Euro.

Billige und teure Grills unterschei­det maßgeblich die Verarbeitu­ng: Höherpreis­ige Geräte punkten mit hochwertig­em und damit weniger anfälligem Material, mit stabiler Konstrukti­on und guter Hitzeverte­ilung sowie Belüftung.

Ein Trumpf des Kohlegrill­s: Der Brennstoff macht ihn flexibel. Das Gerät kann schnell und überall aufgebaut werden (auf Erlaubnis und Brandgefah­ren achten!) und ermöglicht direktes wie indirektes Garen des Grillguts. Gleichzeit­ig ist Kohle auf Dauer ein teurer Brennstoff, der beim Verbrennen stark qualmt und damit als störend empfunden werden kann – von den Nutzern und Unbeteilig­ten wie Nachbarn. Die Vorbereitu­ngszeit (etwa 30 Minuten) ist bei dieser Art des Grills am längsten. Zeitlich begrenzt ist das Grillvergn­ügen ebenfalls. Hinzu kommt: Die Asche muss ordnungsge­mäß und sicher entfernt werden.

Elektrogri­ll Sauber und sicher gelingt das Grillvergn­ügen hingegen mit Elektrogri­lls. Sie sind raucharm, haben keine offene Flamme und können – im Gegensatz zu Gas- und Kohlegrill­s – sogar innen genutzt werden. Und kostengüns­tig sind Elektrogri­lls ebenfalls: Die Stiftung Warentest beziffert die Stromkoste­n pro Grilleinsa­tz auf zwölf bis 48 Cent. Die Anschaffun­gskosten sind ebenfalls gering. Der 2020 von der Stiftung Warentest als Testsieger gekürte Philips HD4419/20, ein Flächengri­ll ohne Gestell und Haube, kostet 90 Euro. Zum gleichen Preis ist der zweitplatz­ierte George Foreman 22460-56, ein Standgrill mit Haube, zu haben. In Discounter­n und Baumärkten gibt es aber auch Geräte ab 30 Euro, die dann von geringerer Qualität sind, aber ihren Zweck dennoch erfüllen.

Die Atmosphäre beim Grillen mit Strom ist unbestreit­bar eine andere. „Für mich ist der Elektrogri­ll nur dort zu verwenden, wo Gas- oder Kohlegrill­s nicht benutzt werden dürfen“, sagt Alfons Wienen. Weitere Mankos der Elektrogri­lls: Weil eine Stromquell­e unerlässli­ch ist, ist die Flexibilit­ät stark eingeschrä­nkt, Verlängeru­ngskabel können eine Stolperfal­le sein. Außerdem erreichen die Stromer meist nicht die hohen Temperatur­en, die Gas- und Kohlegrill­s schaffen. Eine der Ausnahmen: Der Weber Q1400 Stand, dem die Stiftung Warentest „gasgrilläh­nliche Hitze“von bis zu 290 Grad Celsius bescheinig­t. Dafür ist das rund 270 Euro teure Gerät sehr groß und nicht für drinnen geeignet.

Gasgrill Er kombiniert die Hitze und Flexibilit­ät des Kohlegrill­s mit der einfachen Handhabung des Elektrogri­lls: der Gasgrill. Die Geräte heizen schnell auf hohe Temperatur­en auf, erzeugen wenig Rauch (Ausnahme: wenn das Fett im Grill anfängt zu brennen) und ermögliche­n das einfache Einstellen mehrerer Temperatur­zonen. Diese sind zwar auch beim Kohlegrill möglich, bedürfen aber deutlich mehr Arbeit und sind um einiges schwerer zu regulieren.

Die Kosten für den Brennstoff beziffert Stiftung Warentest je nach Füllmenge der Flasche auf zwei bis sechs Euro pro Kilogramm Gas, wobei fünf Kilogramm Gas für achteinhal­b Stunden auf Höchstleis­tung reichen. Mit Gaskartusc­hen können kleine Grills unterwegs genutzt werden. Hingegen sind große Grillwagen sperrig, auch beim Lagern über den Winter. Zudem müssen sie aufwendig zusammenge­baut werden.

Preisgünst­ig sind die Geräte ebenfalls nicht: Der Testsieger der Stiftung Warentest, der Landmann Rexon PTS 3.0, kostet 300 Euro. Die Toom-grillküche, die auf dem zweiten Platz landete, ist für 250 Euro zu haben. Und selbst der Testsieger unter den tragbaren Geräten, der Weber Q 1200, schlägt mit 290 Euro zu Buche. Discounter vertreiben billige Gasgrills ab 100 Euro.

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FOTO: P. DAXENBICHL­ER/DPA Holzkohle, Gas, Elektro? Grillen ist auch Glaubensfr­age.

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