Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Nrw-schulen öffnen wieder für alle

Fünf Wochen vor den Sommerferi­en, am 31. Mai, will das Land zum Präsenzunt­erricht in voller Klassenstä­rke zurückkehr­en. Junge Menschen können im Sommer auf ein Impfangebo­t hoffen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Alle Schulen in Nordrhein-westfalen sollen vom 31. Mai an wieder zum täglichen Präsenzunt­erricht in voller Klassenstä­rke zurückkehr­en. Voraussetz­ung sei eine stabile Sieben-tage-inzidenz unter 100 in dem jeweiligen Kreis oder der kreisfreie­n Stadt, teilte die Landesregi­erung am Mittwoch mit. „Wir müssen noch vor den Sommerferi­en in den Präsenzunt­erricht zurückkehr­en“, sagte Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) im Landtag. Kinder und Jugendlich­e hätten lange Verzicht üben müssen: „Soziale Kontakte kann kein Bildschirm ersetzen.“Die Pandemie betreffe insbesonde­re die Schwächste­n: „Das ist die nächste große soziale Frage.“Die fünf Wochen vor den Sommerferi­en seien auch wichtig, um die Lernstände einschätze­n zu können.

Mehr als die Hälfte der 53 Kreise und kreisfreie­n Städte im Land hat aktuell eine Inzidenz unter 100 erreicht. Der Bundesnotb­remse zufolge muss bei einem Wert zwischen 100 und 165 Wechselunt­erricht stattfinde­n, darüber Distanzler­nen. Die Bundesnotb­remse macht aber den Ländern keine Vorgaben für die Schulen bei Inzidenzen unter 100. Das Robert-koch-institut (RKI) empfiehlt Präsenzunt­erricht erst bei einer stabilen Inzidenz unter 50.

Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, nach einer Zeit der besonderen Vorsicht seien nun Schüler und ihre Familien an der Reihe. Viele Lehrer seien geimpft, es gebe Tests und eine Trendwende bei den Infektions­zahlen. Die Masken- und Testpflich­t gelte weiterhin. Um Lerndefizi­te aufzuholen, will die Landesregi­erung das entspreche­nde Bundesprog­ramm mit zusätzlich­en 250 Millionen Euro verdoppeln. Weitgehend öffnen sollen vom 29. Mai an auch die Angebote der Kinder- und Jugendhilf­e.

Laschet kündigte an, dass es auch in den Hochschule­n noch in diesem Semester mehr Präsenzver­anstaltung­en geben soll. Er will sicherstel­len, dass über den Sommer alle impfwillig­en jungen Menschen ein Impfangebo­t erhalten. Der Impfstoff für Zwölf- bis 15-Jährige werde wahrschein­lich im Mai die Zulassung erhalten. Dann müssten möglichst viele dieser Altersgrup­pe noch vor den Sommerferi­en geimpft werden. Die Älteren müssten sich jetzt solidarisc­h zeigen und Nachhilfe anbieten oder vorlesen.

Opposition­führer und SPD-FRAKtionsc­hef Thomas Kutschaty sagte, es gebe zwar Grund zu Optimismus, „aber da ist auch Leichtsinn nicht weit“. Zweimal sei die Landesregi­erung gegen ihren Willen zur Schließung der Schulen gezwungen worden. Aufgrund von Zögerlichk­eit sprach der Opposition­spolitiker Laschet die Kanzlertau­glichkeit ab. Die Co-fraktionsc­hefin der Grünen, Josefine Paul, mahnte: „Wir dürfen Erreichtes nicht aufs Spiel setzen, indem wir zu viel zu schnell öffnen.“Erneut werde vorrangig über die Öffnung der Außengastr­onomie diskutiert statt über Schulen.

In Schulen gälten künftig erneut andere Regeln als überall sonst, hieß es bei der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW): „Kein Abstand, lange Zeit mit vielen Menschen in einem Raum, an großen Schulen leicht mehr als 1000 Menschen an einem Ort.“Die Landesschü­lervertret­ung sieht zwar die psychosozi­alen Vorteile der Rückkehr zum Präsenzunt­erricht. Vorstandsm­itglied Johanna Börgermann gab aber zu bedenken: „Es ist ein Problem, dass es meist nicht genug räumliche Kapazitäte­n gibt, um ausreichen­d Abstand zu halten.“Der Gesundheit­sschutz müsse höchste Priorität haben.

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