Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wechselunt­erricht wäre sicherer

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Viel war in den vergangene­n Tagen von der Außengastr­onomie zu hören. Und der Tourismusb­ranche. Selten ging es einmal mehr um Universitä­ten und Schulen. Wohl um sich nicht erneut dem Vorwurf auszusetze­n, dass Kneipen vor Schulen öffnen, musste die Landesregi­erung jetzt reagieren: Schulen in NRW sollen vom 31. Mai an wieder in Präsenz unterricht­en, in voller Klassenstä­rke. Tatsächlic­h spricht manches dafür: sinkende Infektions­zahlen, geimpfte Lehrer und flächendec­kende Tests. Vor allem aber die alarmieren­den Aussagen von Kinder- und Jugendpsyc­hiatern, die den Ansturm auf ihre Praxen kaum noch bewältigen können.

Doch ganz so eindeutig, wie die Landesregi­erung glauben machen möchte, ist die Infektions­lage in vielen Kommunen noch nicht. In Nordrhein-westfalens größter Stadt Köln und anderen Kommunen verharrt die Sieben-tage-inzidenz über 100, in vielen sozial benachteil­igten Stadtteile­n liegt er deutlich darüber. Auch ist noch immer nicht klar, welche Auswirkung­en die Virusmutan­te aus Indien hat. Vor diesem Hintergrun­d geht die Landesregi­erung mit der Rückkehr zu voller Präsenz in kleinen Klassen ohne Virenfilte­rgeräte ein hohes Risiko ein. Denn die Schüler und ihre Familien sind überwiegen­d noch nicht geimpft.

Sicherer wäre es, den Wechselunt­erricht fortzusetz­en. Das Ansteckung­srisiko wäre deutlich reduziert, die Schüler hätten trotzdem Kontakt zu ihren Freunden. Zwar hätten sie auch nur halb so viel Präsenzunt­erricht. Zweieinhal­b Wochen mehr oder weniger machen aber angesichts des gesamten Unterricht­sausfalls keinen allzu großen Unterschie­d mehr. Und noch etwas: Wenn das Experiment Präsenzbet­rieb schiefgeht und die Zahlen wieder über 100 steigen, müssen die Schulen zur Enttäuschu­ng vieler wieder schließen. Weil dann die Bundesnotb­remse greift. BERICHT NRW-SCHULEN ÖFFNEN WIEDER FÜR ALLE, TITELSEITE

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