Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wechselunterricht wäre sicherer
Viel war in den vergangenen Tagen von der Außengastronomie zu hören. Und der Tourismusbranche. Selten ging es einmal mehr um Universitäten und Schulen. Wohl um sich nicht erneut dem Vorwurf auszusetzen, dass Kneipen vor Schulen öffnen, musste die Landesregierung jetzt reagieren: Schulen in NRW sollen vom 31. Mai an wieder in Präsenz unterrichten, in voller Klassenstärke. Tatsächlich spricht manches dafür: sinkende Infektionszahlen, geimpfte Lehrer und flächendeckende Tests. Vor allem aber die alarmierenden Aussagen von Kinder- und Jugendpsychiatern, die den Ansturm auf ihre Praxen kaum noch bewältigen können.
Doch ganz so eindeutig, wie die Landesregierung glauben machen möchte, ist die Infektionslage in vielen Kommunen noch nicht. In Nordrhein-westfalens größter Stadt Köln und anderen Kommunen verharrt die Sieben-tage-inzidenz über 100, in vielen sozial benachteiligten Stadtteilen liegt er deutlich darüber. Auch ist noch immer nicht klar, welche Auswirkungen die Virusmutante aus Indien hat. Vor diesem Hintergrund geht die Landesregierung mit der Rückkehr zu voller Präsenz in kleinen Klassen ohne Virenfiltergeräte ein hohes Risiko ein. Denn die Schüler und ihre Familien sind überwiegend noch nicht geimpft.
Sicherer wäre es, den Wechselunterricht fortzusetzen. Das Ansteckungsrisiko wäre deutlich reduziert, die Schüler hätten trotzdem Kontakt zu ihren Freunden. Zwar hätten sie auch nur halb so viel Präsenzunterricht. Zweieinhalb Wochen mehr oder weniger machen aber angesichts des gesamten Unterrichtsausfalls keinen allzu großen Unterschied mehr. Und noch etwas: Wenn das Experiment Präsenzbetrieb schiefgeht und die Zahlen wieder über 100 steigen, müssen die Schulen zur Enttäuschung vieler wieder schließen. Weil dann die Bundesnotbremse greift. BERICHT NRW-SCHULEN ÖFFNEN WIEDER FÜR ALLE, TITELSEITE