Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Klinik-geiselnehmer vor Gericht
Die Flucht aus der Forensik endete tödlich. Im Prozess gab es nun ein Geständnis.
KLEVE/AACHEN (jehe) Weil er einen Bediensteten der Lvr-klinik Bedburg-hau vor einem Jahr als Geisel genommen hatte, muss sich seit Mittwoch ein 44-Jähriger vor dem Landgericht Kleve verantworten. Zusammen mit einem weiteren Täter war ihm der Ausbruch aus der forensischen Entziehungsanstalt gelungen. Einen Tag später endete der Fluchtversuch in Aachen. Der 37-jährige Komplize wurde dort von Polizisten erschossen, nachdem er eine Frau als Geisel genommen hatte.
Angeklagt ist der 44-Jährige nun wegen Geiselnahme in Tateinheit mit besonders schwerem Raub:
Die Männer hatten den Pfleger am späten Abend unter Vorhalt eines Messers und einer selbst gebastelten Rasierklingen-waffe als Geisel genommen. Dann brachten sie den Mann dazu, einen Pförtner unter einem Vorwand zum Öffnen der Schleuse zu bewegen. Sie ließen den Pfleger in Bedburg-hau zurück, nutzten zur Flucht dessen Pkw.
Der 44-Jährige räumte die Anklagevorwürfe am Mittwoch weitgehend ein. Als Motiv gab er an, dass ihn die Erkenntnis, nach dem Maßregelvollzug noch eine offene Freiheitsstrafe verbüßen zu müssen, aus der Bahn geworfen habe. Vor Gericht schilderte er auch seine Drogenkarriere, die ihn – mit insgesamt 17 Eintragungen im Bundeszentralregister – schließlich auf die Lvr-station in Bedburg-hau geführt hatte.
Der Vorfall hatte auch politische Diskussionen über die Sicherheit in Forensiken angestoßen. So beschäftigte sich der nordrhein-westfälische Landtag mit dem Thema.