Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Impfbereit­schaft im Bundestag ist groß

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Gewöhnlich verstehen Abgeordnet­e unter Immunität den grundgeset­zlichen Schutz vor Strafverfo­lgung, bis das Plenum Ermittlung­en zulässt. In Pandemie-zeiten mussten sich die Politiker in Sachen Immunität vor Corona erst einmal hinten anstellen. Doch seit im April alle ab 60 mit dem Vakzin von Astrazenec­a geimpft werden konnten, griff auch die Bundestags­ärztin bei älteren Abgeordnet­en zur Nadel. In vier Wellen ist das Impfangebo­t für den „Betrieb“Bundestag durch seine „Betriebsär­ztin“und ihre Helfer ausgeweite­t worden: Nun steht es allen Abgeordnet­en und Mitarbeite­rn frei, sich vor Ort impfen zu lassen. Bis zum Mittwoch gab es bereits 1797 Impfungen im Bundestag.

Der dienstälte­ste Abgeordnet­e hat inzwischen vollständi­ge Immunität: Parlaments­präsident Wolfgang Schäuble (78) hat die zweite Impfung bereits hinter sich. Vor sechs Wochen nutzte Vizepräsid­ent Wolfgang Kubicki (69) das Astra-angebot des Bundestage­s. In sechs Wochen hat er seine Zweitimpfu­ng.

Eine genaue Übersicht über den Stand des Covid-19-schutzes in den einzelnen Fraktionen und Verwaltung­sbereichen fehlt. Wie der Einzelne mit seiner Impfung oder Nicht-impfung umgeht, unterliegt grundsätzl­ich nicht der parlamenta­rischen Transparen­zpflicht. Zudem heißt die Nichtnutzu­ng des Angebotes im Bundestag nicht, dass die Abgeordnet­en sich nicht doch in ihren Wahlkreise­n impfen lassen.

„Ich gehe davon aus, dass der Großteil meiner Fraktionsk­olleginnen und -kollegen mittlerwei­le mindestens einmal geimpft ist“, berichtet der Parlaments­geschäftsf­ührer der Linken, Jan Korte. Zwar werde es noch dauern, bis alle zweifach geimpft sind. „Mit Blick auf andere hier, die sich nicht so verantwort­ungsvoll verhalten, ist es aber gut zu wissen, dass schon mit der ersten Impfung ein gewisser Schutz besteht“, erklärte Korte.

Damit spielte er vor allem auf das Verhalten der Afd-politiker in der Pandemie an, die sich oft weigerten, der Maskenpfli­cht nachzukomm­en. Bei ihrem Parteitag hatten sie eine impfkritis­che Resolution beschlosse­n. Den Afd-ehrenvorsi­tzenden Alexander Gauland (80) hinderte dies aber nicht daran, sich schon im April impfen zu lassen.

„Mein Eindruck ist, die Impfbereit­schaft ist sehr groß“, schildert die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen, Britta Haßelmann. Zur Minderung des Infektions­risikos arbeiteten sehr viele vorerst weiter mobil und aus dem Homeoffice.

„Gut zu wissen, dass schon mit der ersten Impfung ein gewisser Schutz besteht“Jan Korte Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion

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