Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Frauen fordern Quote im Fußball
Mit einem Positionspapier erhöhen neun prominente Frauen den Druck auf DFB und Vereine.
FRANKFURT (dpa/rp) Neun Frauen, acht zentrale Forderungen, eine klare Botschaft: So wie bisher soll es im organisierten Profifußball keinesfalls weitergehen. Mit bekannten Initiatorinnen wie der Kommentatorin Claudia Neumann oder der Ex-schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-webb soll der schwer in der Krise steckende Deutsche Fußball-bund (DFB) zum schnellen Umdenken aufgefordert werden. Die geforderten Maßnahmen stellten die Frauen in ihrem Papier „Fußball kann mehr“unter ein Gesamtmotto: „Wir fordern klare Regeln im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit im deutschen Fußball.“
Bei den „klaren Regeln“, die neben Neumann und Steinhaus-webb auch Nationaltorhüterin Almuth Schult, Fanvorsitzende Helen Breit und Ex-nationalspielerin Katja Kraus unterzeichnet haben, werden sich einige ob ihrer Deutlichkeit wundern. Gefordert wird unter anderem eine „verbindliche Quote für Fußballverbände von mindestens 30 Prozent Frauen in Führungspositionen“, beispielhaft genannt werden Präsidium, Vorstand und Geschäftsführung. Geschafft werden soll dies bis 2024. Die 30 Prozent sollen dabei auch für Aufsichtsräte der Klubs gelten, zudem soll in jedem Vorstand oder Geschäftsführung mindestens eine Frau vertreten sein.
Für den DFB kommt dieses Papier zur Unzeit, steckt der größte Sportfachverband der Welt nach dem Rücktritt von Präsident Fritz Keller doch ohnehin gerade in einer seiner allerschwersten Krisen. Ex-kommentatorin Gaby Papenburg hat deshalb schon eine Idee, mit wem die drastischen Maßnahmen innerhalb weniger Jahre am besten zu organisieren sind: mit Ex-nationalspielerin Kraus. „Sie wäre für mich die perfekte Kandidatin“, sagte die 61-Jährige.
Kraus selbst sieht die Entwicklung kritisch, aber nicht unumstößlich: „Der Fußball funktioniert bislang nach eigenen Regeln, und es gibt jetzt erstmals Druck von außen. Den wollen wir erhöhen – und haben für unsere Forderungen 2024 als Ziel gesetzt.“Die 50-Jährige ist seit Jahren Geschäftsführerin einer Sportmarketingagentur und hat offenbar gesteigertes Interesse am allgemeinen Funktionärsdasein. Für das Amt der Dfb-präsidentin will sie sich zwar nicht aufdrängen, aber auch nicht verstecken, wie sie der „Zeit“verriet.
Neben der 30-Prozent-quote sind auch Gehaltstransparenz zwischen Männern und Frauen sowie eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Sprache Themen des Papiers, das die neun Frauen veröffentlichten.
Auf welchen Gegenwind die Initiative stoßen könnte, deutete Kraus bereits indirekt an. Sie sagte, der Unparteiischen Steinhaus-webb sei innerhalb des Verbands nahegelegt worden, „sich doch sehr genau zu überlegen, ob sie Teil einer solchen Initiative sein will. Sie hat es trotzdem getan.“
Die Veröffentlichung sei unabhängig von der aktuellen Situation beim DFB. „Das Papier ist über Monate entstanden und soll etwas Nachhaltiges sein, mit dem wir etwas bewegen wollen. Es hat nichts mit der Krise im Verband zu tun“, sagte Zdf-kommentatorin Claudia Neumann unserer Redaktion. Im Vorfeld habe man zudem mit vielen Interessenvertretern über das Thema gesprochen, um sich auszutauschen, auch mit dem DFB.