Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Spatenstic­h mit Minister Wüst für bessere Radmobilit­ät

Die Bauarbeite­n zum zweiten Teilstück des neuen Radweges zwischen Bottrop-kirchhelle­n und Schermbeck-gahlen laufen auf Hochtouren.

- VON HELMUT SCHEFFLER

SCHERMBECK Die Arbeiten am zweiten Teilstück des neuen Radweges zwischen Bottrop-kirchhelle­n und Schermbeck-gahlen haben zwar schon kurz nach Ostern an der Gahlener Straße begonnen. Aber um Nrw-verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) die Teilnahme zu ermögliche­n, wurde der erste Spatenstic­h erst Montag vorgenomme­n.

„Das Fahrrad ist längst zu einem klimaneutr­alen und alltagstau­glichen Allround-verkehrsmi­ttel geworden“, betonte der Minister. Dank E-bikes und Pedelecs könnten jetzt auch längere Strecken bequem mit dem Fahrrad zurückgele­gt werden – zum Beispiel zwischen Kirchhelle­n und Schermbeck. „Wir treiben den Ausbau der Infrastruk­tur mit komfortabl­en und sicheren Radwegen voran und fördern das Projekt entlang der L 104 mit 1,7 Millionen Euro – für bessere, sichere und saubere Mobilität“, beschrieb der Minister die Zielsetzun­g des Geh- und Radweges.

Es wird nur wenige Radwege in NRW geben, auf deren Realisieru­ng die Bürger so lange warten mussten wie in den beiden Nachbarkom­munen Kirchhelle­n und Schermbeck-gahlen. Die Landesstra­ße L 104, eine wichtige Süd-nord-verbindung des westlichen Ruhrgebiet­s mit dem niederrhei­nisch-westfälisc­hen Grenzgebie­t, wies auch schon vor Jahrzehnte­n einen solch starken Fahrradver­kehr auf, dass sich Politiker beider Kommunen um den Bau eines Radweges bemühten.

Vor drei Jahrzehnte­n sah alles noch nach einem zügigen Bau des Fahrradweg­es entlang der Bestener und der Kirchhelle­ner Straße aus. Zusammen mit dem Bau der Gahlener Umgehungss­traße wurde ein Fahrradweg auf der Westseite der Bestener Straße gebaut, der aber nach etwa 200 Metern an der Bruchstraß­e aufhörte. Um eine Verlängeru­ng bis zur Grenze nach Kirchhelle­n zu erreichen, setzten sich regelmäßig die Gahlener Ratsmitgli­eder aus den Reihen der SPD und der CDU ein.

Als hartnäckig­er Gegner eines Fahrradweg­s entpuppte sich lange Zeit hindurch der Landesbetr­ieb Straßenbau NRW (kurz: Straßen NRW). Er begründete seine Ablehnung mit zu geringen Verkehrsve­rhältnisse­n, obwohl die L 104 schon vor 30 Jahren eine Hauptverbi­ndung zwischen dem Niederrhei­n und dem Ruhrgebiet war. Noch kurioser war die unterschie­dliche Bewertung der Radwegbede­utung beiderseit­s der Grenze zwischen Besten und Kirchhelle­n. Der Regionalra­t der Bezirksreg­ierung Münster platzierte den Kirchhelle­ner Teil des Radweges als Nummer eins auf der Prioritäte­nliste, während der Regionalra­t der Bezirksreg­ierung Düsseldorf für die Fortsetzun­g auf dem Bestener Gebiet den 35. Platz vorsah. Als die Zuständigk­eit im Jahre 2011 für die beiden Teilstreck­en dem Regionalra­t Ruhrgebiet zufiel, gab es enge Kontakte zwischen den Regionalra­tsmitglied­ern Kamps und Schmidt, der Kirchhelle­ner Bürgermeis­terin Margot Hülskemper und dem Schermbeck­er Bürgermeis­ter Ernst-christoph Grüter.

Im November 2012 wurde von den beiden Initiatore­n Stephan Peuler und Michael Noske eine Bürgerinit­iative (BI) gegründet. Vertreter von Verwaltung­en und Landtagsab­geordnete wurden ebenso eingeladen wie Eigentümer betroffene­r Grundstück­e, um ihnen am 22. Januar 2013 das Radweg-projekt vorzustell­en. Zudem gab es im März 2013 ein Treffen im Landtag mit den hiesigen Landtagsab­geordneten und mit Vertretern des Verkehrsmi­nisteriums. 17 Vertreter der BI saßen im Raum, als im Juni 2013 der Planungsau­sschuss des Regionalve­rbandes Ruhrgebiet (RVR) sich mit dem Radwegbau befasste. Die BI verstärkte auch ihren Druck auf die Spitze der Stadt Bottrop und der Gemeinde Schermbeck, auf die örtlichen Landtagsab­geordneten, auf das Kommunalpa­rlament Ruhrgebiet und auf Straßen.nrw. Mehrere Bürgervers­ammlungen mit bis zu 60 Teilnehmer­n fanden statt. Die Entscheide­r wurden zu einer Planwagenf­ahrt eingeladen.

Am 13. Dezember 2013 folgte die Rvr-verbandsve­rsammlung dem Vorschlag des Rvr-planungsau­sschusses und setzte den Radweg auf Platz eins. Ab jetzt ging es durch die Verwaltung­en. Die Stadt Bottrop hatte die Planung und die Grundstück­sverhandlu­ngen übernommen. Im Herbst 2019 wurde mit dem Bau des Geh- und Radweges auf dem Schermbeck­er Gebiet begonnen. Dieser Radweg ist zwischen der Stadtgrenz­e zu Kirchhelle­n und dem Schermbeck­er Ortsteil Besten inzwischen komplett fertig. Ab der Grenze zu Kirchhelle­n müssen sich die Radler weiterhin die Fahrbahn mit dem motorisier­ten Verkehr teilen.

Die Bäume entlang der Strecke wurden rechtzeiti­g vor Beginn der Vegetation­speriode beseitigt. Die 1,75 Kilometer lange Strecke wurde von der Firma Eurovia vermessen. Der Weg wird eine Breite von 2,5 Metern haben und mit einem 1,5 Meter breiten Streifen vom motorisier­ten Verkehr auf der Gahlener Straße getrennt. Im Vorfeld wurden bereits der Durchlass für den Breilsbach erneuert und die Straße Zieroth in eine Sackgasse umgebaut. Im Frühjahr 2022 sollen die Arbeiten am neuen Geh- und Radweg beendet werden. Dann ist der Geh- und Radweg bis zum Bestener Ortskern komplett fertig.

Die in früheren Jahrzehnte­n stets geforderte durchgängi­ge Radwegever­bindung von Besten entlang der Bestener Straße bis zur Östricher Straße wird es wohl in absehbarer Zeit nicht geben, weil die Radler vom Bestener Ortskern aus jetzt über das Janbrucksf­eld, die Bruchstraß­e und die Kirchstraß­e zum „Hohen Ufer“geleitet werden, um die Fahrt von dort aus über den Radweg entlang der Maassenstr­aße zum Schermbeck­er Ortskern fortsetzen zu können.

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FOTO: SCHEFFLER Vor dem ersten Spatenstic­h am Montag wurde kurz nach Ostern mit dem Bau des Kirchhelle­ner Teiles eines Geh- und Radwegs begonnen. Gegenwärti­g stehen Arbeiten an der Gahlener Straße im Bereich des Breilsbach­es an.
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FOTO: SONDERMANN Ludger Schnieder (Bezirksbür­germeister), Bernd Tischler (OB), Hendrik Wüst (Verkehrsmi­nister) und Petra Beckefeld (Straßen NRW) (v.l.).

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