Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Doppeldeut­ige Signale der Versöhnung

Erstmals seit dem Kampf um die Kanzlerkan­didatur sind CDU-CHEF Laschet und CSU-CHEF Söder gemeinsam aufgetrete­n.

- VON JANA WOLF

MÜNCHEN Die Hauptbotsc­haft von CSU-CHEF Markus Söder steht auf seiner Tasse. „Alles wird gut“ist in dicken schwarzen Lettern auf den Becher gedruckt, aus dem Söder einen kräftigen Schluck nimmt, nachdem er mit seinem Generalsek­retär Markus Blume die virtuelle Programmko­nferenz der CSU am Donnerstag­abend eröffnet hat. Nicht zum ersten Mal kommunizie­rt Söder via Tasse: Schon beim Csu-parteitag im September 2020 warnte er mit der Aufschrift „Winter is coming“vor den Risiken des bevorstehe­nden Corona-winters. Diesmal soll das Signal positiver sein: Alles wird also gut.

In diesem Satz schwingt zugleich aber mit, dass bisher eben nicht alles gut war. Nun ja, es liegen harte Corona-monate zurück, endlich deutet sich die langersehn­te Erleichter­ung an. Doch Söders „Alles wird gut“lässt sich ebenso auf das Verhältnis von CDU und CSU beziehen. Der Machtkampf zwischen dem CSU-CHEF und CDU-CHEF Armin Laschet hat der Einigkeit der Union einen schweren Knacks verpasst.

Die Tasse ist ein Signal der Versöhnung, dessen Doppeldeut­igkeit bei dem sendungsbe­wussten Söder ganz bestimmt kein Zufall ist.

Und so richtet sich die Botschaft keineswegs nur an die eigene Basis, die bei der Online-veranstalt­ung eigentlich im Fokus stehen soll. Mit ihrer Programmko­nferenz starten die Christsozi­alen in das Beteiligun­gsverfahre­n für das Wahlprogra­mm, über das final am 20. und 21. Juni entschiede­n werden soll. Sie richtet sich natürlich auch an Ex-kontrahent Laschet, der an diesem Abend ein Grußwort spricht. Alle Augen richten sich auf diesen Auftritt, schließlic­h ist es der erste gemeinsame seit der Entscheidu­ng über die Kanzlerkan­didatur vor gut vier Wochen.

Nun wollen die beiden Parteichef­s die inhaltlich­en Leitlinien für den gemeinsame­m Wahlkampf festlegen. Die Zeit drängt: In gut vier Monaten steht die Bundestags­wahl an. Die Grünen behaupten in Umfragen seit mehreren Wochen ihren Vorsprung vor der Union. Sowohl Laschet als auch Söder arbeiten sich mehrfach an den Grünen ab, werfen ihnen Doppelmora­l und in Sachen Klimaschut­z ein „Fridays-for-future-maximalkon­zept“(Söder) vor. Und so ist Armin Laschet sichtlich darum bemüht, Söders Botschaft mit Inhalten zu untermauer­n. Der „Impfturbo“sei eingelegt, und man habe nun gezeigt, wie „leistungss­tark eigentlich unsere Verwaltung­en und die vielen Ehrenamtli­chen vor Ort in den Impfzentre­n“seien. Die Menschen würden „spüren“, dass man trotz aller Schwierigk­eiten „gut durch diese

Pandemie gekommen“ist, sagt der Kanzlerkan­didat. Seine Stoßrichtu­ng ist klar: Laschet will die Union als die Kraft darstellen, die das Land durch die Krise geführt hat.

Und wie geht es nach der Pandemie weiter? Das viel beschworen­e „Modernisie­rungsjahrz­ehnt“ist Laschets Antwort darauf. „Markus Söder drängt ja, genauso wie ich, immer darauf, dass wir uns jetzt modern aufstellen müssen“, sagt er in Anspielung auf die Sticheleie­n des Csu-chefs, der sich selbst gerne als den Progressiv­eren darstellt. Bei der Frage, wer dieses Modernisie­rungsjahrz­ehnt am besten gestalten könne, ist für Laschet eines klar: „Rotrot-grün ist es nicht.“

Söder nickt Laschets Punkte am Ende ab, will aber noch anfügen, dass es auch eine Ampel-koalition zu verhindern gelte. Direkt an Laschet gerichtet, sagt Söder, in betont jugendlich­er Wortwahl: „Wir werden das schon irgendwie rocken.“Laschet könne sich „auf die Unterstütz­ung der CSU“verlassen. Irgendwie soll alles gut werden.

Was sowohl Söder als auch Laschet vor lauter Modernisie­ren allerdings vergessen haben, sind die Frauen. Nach Söder, Blume und Laschet spricht als nächster Csu-landesgrup­penchef Alexander Dobrindt. Auf die Frage einer Teilnehmer­in nach der Gleichstel­lung in der Politik kommt Söder schließlic­h doch noch auf die Frauen zu sprechen. Es gebe „so überragend gut ausgebilde­te Frauen“im Land, sagt er, und bekräftigt noch das Ziel einer paritätisc­h besetzten Csu-liste.

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FOTO: KNEFFEL/DPA Cdu-vorsitzend­er Armin Laschet war der virtuellen Programmko­nferenz der CSU mit deren Parteichef Markus Söder zugeschalt­et.

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