Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Im Nahost-konflikt schweigen die Waffen

Israel und Palästinen­ser bestätigte­n am Donnerstag­abend die Feuerpause. Außenminis­ter Maas hatte zuvor Israels Recht bekräftigt, sich zu verteidige­n.

- VON JUDITH POPPE

GAZA/JERUSALEM/PETAH TIKVA Im Nahost-konflikt haben Israel und militante Palästinen­ser einen Waffenstil­lstand vereinbart. Dieser solle ab 2 Uhr (Ortszeit; 1 Uhr MESZ) am Freitag gelten, erfuhr die Nachrichte­nagentur Reuters am Donnerstag von einem Hamas-vertreter. In einer Erklärung des israelisch­en Kabinetts wurde zwar die Einigung auf eine Feuerpause bestätigt. Allerdings müsse noch die Uhrzeit abgesproch­en werden. Israelisch­e Medien hatten berichtete­n, das Sicherheit­skabinett von Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu habe der Vereinbaru­ng auf der Basis von „Ruhe im Gegenzug für Ruhe“zugestimmt.

Bei einer Pressekonf­erenz mit seinem israelisch­en Amtskolleg­en Gabi Ashkenazi hatte der deutsche Bundesauße­nminister Heiko Maas früher am Tag gesagt: „Solange es Staaten und Gruppierun­gen gibt, die Israel immer wieder mit Vernichtun­g drohen, müsst ihr natürlich in der Lage sein, dieses Land und seine Bewohner zu beschützen.“Dazu gehöre die Zerstörung von Infrastruk­tur der Gruppen im Gazastreif­en, die für Angriffe auf Israel genutzt werden könne.

Mit dem israelisch­en Außenminis­ter besuchte der Spd-politiker am Donnerstag ein Haus in der Stadt Petah Tikva, das von einer Rakete getroffen wurde. Für den Abend stand ein Besuch in Ramallah im palästinen­sischen Westjordan­land auf dem

Programm. Maas zeigte sich vor seinem Rückflug optimistis­ch, dass Israel einer möglichen Waffenruhe zustimmen werde.

Die im Gazastreif­en herrschend­e islamistis­che Hamas verurteilt­e die Äußerungen Maas’ bei der Pressekonf­erenz als „parteiisch“. „Wir sind schockiert von den Medienerkl­ärungen des deutschen Außenminis­ters in Hinblick auf die Lage in den besetzten palästinen­sischen Gebieten“, teilte das Büro für internatio­nale Angelegenh­eiten der Hamas mit. Man lehne es entschiede­n ab, dass Maas „die israelisch­e Aggression gegen unser Volk blind und uneingesch­ränkt unterstütz­t“.

Am Mittwoch war ein viertes Mal in nur acht Tagen eine Dringlichk­eitssitzun­g des Un-sicherheit­srats einberufen worden. Auch diese blieb ohne Ergebnis. Eine gemeinsame Erklärung scheiterte laut Medienberi­chten an den USA, die eine Verurteilu­ng ihres Verbündete­n Israel ablehnten. Gleichzeit­ig häuften sich Berichte über einen möglichen

Waffenstil­lstand ab Freitag, ausgehande­lt vom ägyptische­n Geheimdien­st und dem Un-gesandten Tor Wennesland.

Mindestens 230 Menschen sind bisher im Gazastreif­en getötet worden, darunter 65 Kinder, in Israel zwölf, darunter ein Kind. Mehr als 4000 Raketen sind vom Gazastreif­en auf Israel abgefeuert worden. Israel hat im Gegenzug Hunderte von Luftangrif­fen durchgefüh­rt. Die Infrastruk­tur in Gaza ist größtentei­ls zerstört. ( mit rtr und kna)

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