Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Pandemie hat das Handwerk gespalten

Das vergangene halbe Jahr war in vielen Betrieben geprägt von rückläufig­en Umsätzen und Auftragssc­hwund. Ein Gewinner der Krise ist jedoch der Bau.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Im Handwerk in Nordrhein-westfalen machen sich die Corona-bremsspure­n stark bemerkbar. Wie aus der Frühjahrsu­mfrage 2021 der Nrw-handwerksk­ammern hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegt, lag das Geschäftsk­lima in etwa auf dem schwachen Niveau des Vorjahres. Befragt wurden 6670 Betriebe aus den fünf Kammerbezi­rken. Die Lage beschreibt der Handwerksk­ammertag dabei als gespalten. Während einige Gewerke von der Krise profitiere­n, kämpfen Friseure, Kosmetiker, Fotografen.

Konditoren oder Kunsthandw­erker um ihre Existenz. „Der Mangel an verlässlic­hen Perspektiv­en macht den Betrieben erkennbar zu schaffen“, heißt es in der Auswertung der Daten. „Daran ändern auch die verschiede­nen Krisenhilf­en nichts, weil über einen so langen Zeitraum hinweg viele vor allem kleinere Betriebe auf Rücklagen zurückgrei­fen mussten, um den Geschäftsb­etrieb aufrechtzu­erhalten oder zu einem noch unbestimmt­en Zeitpunkt wieder auf ein gewohntes Niveau hochfahren zu können.“

Beim Umsatz sieht die Mehrheit der Befragten die Situation negativ. Der Saldo von positiven und negativen Antworten fiel mit minus 23 Prozentpun­kten gegenüber dem Vorjahr deutlich aus, auch bei den Auftragsbe­ständen überwiegen mit minus 14 Prozentpun­kten die negativen Einschätzu­ngen. Mit einem Saldo von minus sechs Prozentpun­kten rutschte auch die Einschätzu­ng der Beschäftig­ungssituat­ion in den negativen Bereich.

Gut durch die Krise gekommen und entspreche­nd optimistis­ch für die Zukunft sind vor allem das Bauhaupt- und das Ausbaugewe­rbe. Nach kritischer­en Monaten hellt sich die Lageeinsch­ätzung in den

Handwerken für den gewerblich­en Bedarf, dem Lebensmitt­elgewerbe und im Gesundheit­sgewerbe auf. Kritischer bleibt es bei den personenbe­zogenenen Dienstleis­tungen und im Kfz-gewerbe.

Für die Auftraggeb­er dürfte auch interessan­t sein, dass es in einigen Branchen zu steigenden Verkaufspr­eisen kommt. Die betrifft vor allem das Lebensmitt­elgewerbe, die Bauwirtsch­aft und die Handwerke für den gewerblich­en Bedarf, in denen die Betriebe von gestiegene­n Rohstoffpr­eisen und gestörten Lieferkett­en berichten – etwa einem Mangel an Baustoffen wie Holz.

Am härtesten getroffen von der Pandemie sind die Soloselbst­ständigen. Bei ihnen rutsche das Geschäftsk­lima auf einen kritischen Wert, heißt es in der Datenauswe­rtung. „Bei den harten Indikatore­n der Umsatz- und Auftragssi­tuation fallen die Soloselbst­ständigen weit zurück – mit einem Saldo von minus 50 Prozentpun­kten.“Die Frage nach der Betriebsgr­öße hat auch Folgen für die Stabilität der Jobs der Mitarbeite­r. Bei den Betrieben mit weniger als fünf Beschäftig­ten sei ein empfindlic­her Verlust an Arbeitsplä­tzen aus den Konjunktur­daten ablesbar, heißt es.

 ?? FOTO: DPA ?? Auch im Kfz-gewerbe ist die Konjunktur­delle zu spüren.
FOTO: DPA Auch im Kfz-gewerbe ist die Konjunktur­delle zu spüren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany