Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Pandemie hat das Handwerk gespalten
Das vergangene halbe Jahr war in vielen Betrieben geprägt von rückläufigen Umsätzen und Auftragsschwund. Ein Gewinner der Krise ist jedoch der Bau.
DÜSSELDORF Im Handwerk in Nordrhein-westfalen machen sich die Corona-bremsspuren stark bemerkbar. Wie aus der Frühjahrsumfrage 2021 der Nrw-handwerkskammern hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegt, lag das Geschäftsklima in etwa auf dem schwachen Niveau des Vorjahres. Befragt wurden 6670 Betriebe aus den fünf Kammerbezirken. Die Lage beschreibt der Handwerkskammertag dabei als gespalten. Während einige Gewerke von der Krise profitieren, kämpfen Friseure, Kosmetiker, Fotografen.
Konditoren oder Kunsthandwerker um ihre Existenz. „Der Mangel an verlässlichen Perspektiven macht den Betrieben erkennbar zu schaffen“, heißt es in der Auswertung der Daten. „Daran ändern auch die verschiedenen Krisenhilfen nichts, weil über einen so langen Zeitraum hinweg viele vor allem kleinere Betriebe auf Rücklagen zurückgreifen mussten, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten oder zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt wieder auf ein gewohntes Niveau hochfahren zu können.“
Beim Umsatz sieht die Mehrheit der Befragten die Situation negativ. Der Saldo von positiven und negativen Antworten fiel mit minus 23 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr deutlich aus, auch bei den Auftragsbeständen überwiegen mit minus 14 Prozentpunkten die negativen Einschätzungen. Mit einem Saldo von minus sechs Prozentpunkten rutschte auch die Einschätzung der Beschäftigungssituation in den negativen Bereich.
Gut durch die Krise gekommen und entsprechend optimistisch für die Zukunft sind vor allem das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe. Nach kritischeren Monaten hellt sich die Lageeinschätzung in den
Handwerken für den gewerblichen Bedarf, dem Lebensmittelgewerbe und im Gesundheitsgewerbe auf. Kritischer bleibt es bei den personenbezogenenen Dienstleistungen und im Kfz-gewerbe.
Für die Auftraggeber dürfte auch interessant sein, dass es in einigen Branchen zu steigenden Verkaufspreisen kommt. Die betrifft vor allem das Lebensmittelgewerbe, die Bauwirtschaft und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, in denen die Betriebe von gestiegenen Rohstoffpreisen und gestörten Lieferketten berichten – etwa einem Mangel an Baustoffen wie Holz.
Am härtesten getroffen von der Pandemie sind die Soloselbstständigen. Bei ihnen rutsche das Geschäftsklima auf einen kritischen Wert, heißt es in der Datenauswertung. „Bei den harten Indikatoren der Umsatz- und Auftragssituation fallen die Soloselbstständigen weit zurück – mit einem Saldo von minus 50 Prozentpunkten.“Die Frage nach der Betriebsgröße hat auch Folgen für die Stabilität der Jobs der Mitarbeiter. Bei den Betrieben mit weniger als fünf Beschäftigten sei ein empfindlicher Verlust an Arbeitsplätzen aus den Konjunkturdaten ablesbar, heißt es.