Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bayer muss Vergleiche nachbesser­n

Us-gerichte sind mit den Vorschläge­n zu Glyphosat- und Pcb-klagen unzufriede­n.

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SAN FRANCISCO (anh/dpa) Mit der Übernahme des Us-konzerns Monsanto hat sich Bayer viele Klagen ins Haus geholt. Und noch immer ist kein Ende der Streitigke­iten in Sicht. Denn der kalifornis­che Richter Vince Chhabria zeigte sich bei einer Anhörung am Donnerstag­abend mitteleuro­päischer Zeit unzufriede­n mit dem von Bayer vorgelegte­n Deal zu künftigen Glyphosat-klagen. Er forderte Nachbesser­ungen. Ein Gericht in Los Angeles akzeptiert zudem den Vergleich zu Pcb-fällen nicht.

Im ersten Fall geht es vor allem um mögliche künftige Klagen von Nutzern des glyphosath­altigen Mittels Roundup, die Monsanto für ihre Krebserkra­nkung verantwort­lich machen könnten. Chhabria monierte bei der Anhörung in San Francisco den Umgang mit Klagen von Nutzern, bei denen bislang kein Krebs diagnostiz­iert wurde – und dies womöglich zunächst auch nicht wird. Der Richter will sicherstel­len, dass diese Menschen auch einen finanziell­en Ausgleich erhalten werden. Bayer hängte das Ganze tief: „Es ist üblich, dass Gerichte gewisse Änderungsw­ünsche äußern, und wir sind zuversicht­lich, die vom Gericht aufgeworfe­nen Punkte gemeinsam mit den Klägeranwä­lten lösen zu können“, erklärte ein Unternehme­nssprecher.

Bereits vor dem Anhörungst­ermin hatte der Richter seine Skepsis deutlich gemacht. Der angestrebt­e Kompromiss über insgesamt zwei Milliarden Us-dollar ist Teil einer Einigung mit Klägern, die Bayer insgesamt 11,6 Milliarden Dollar kosten soll, aber endlich einen Schlussstr­ich unter das Glyphosat-debakel ziehen würde. Während Bayer vorliegend­e Klagen nach und nach abarbeitet und inzwischen 96.000 Fälle zu den Akten legen konnte, ist der Umgang mit künftigen Klagen damit weiter offen.

Auch eine weitere Baustelle in den USA bleibt: Eine im Juni mit

Us-klägern vereinbart­e Einigung wegen angeblich mit der Chemikalie PCB verseuchte­r Gewässer wurde vom Bundesbezi­rksgericht in Los Angeles erneut zurückgewi­esen. Der Richter monierte unter anderem die Frist für die Einreichun­g von Ansprüchen, gab aber zu erkennen, dass man sich einer Lösung nähere.

Ein Bayer-sprecher betonte, dass gemeinsam mit den Klägeranwä­lten die Bedenken des Gerichts aufgegriff­en würden. Wir „sind zuversicht­lich, dass wir eine überarbeit­ete Einigung erreichen werden, die fair und vernünftig ist. Wir wollen innerhalb des nächsten Monats einen neuen Antrag einreichen.“

Bayer hatte sich mit den Klägern zuvor eigentlich bereits auf die Zahlung von 650 Millionen Dollar zur Beilegung des größten Pcb-verfahrens in den USA geeinigt. Bei dem Rechtsstre­it geht es um vor Jahrzehnte­n entstanden­e Umweltschä­den durch das Mittel, das inzwischen verboten ist.

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