Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neue Trends bei der nachhaltigen Geldanlage
Sowohl der Politik als auch den Anlegern wird es immer wichtiger, dass das Vermögen nachhaltig angelegt wird. Berater müssen ihre Kunden künftig danach fragen, ob sie das wollen, und sie müssen ihnen dann passende Angebote machen.
Jenseits von Corona beschäftigt eine andere weltweite Krise Gesellschaften und Politik: der Klimawandel. Der Druck auf die Wirtschaft wird immer stärker, die Produktion umzustellen. Das Stichwort Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch es umfasst noch weit mehr als Umwelt und Klima. Die Vereinten Nationen haben in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung insgesamt 17 Ziele definiert. Dazu zählen neben Maßnahmen zum Klimaschutz auch die Bekämpfung von Armut und Hunger, eine bessere Bildung, Geschlechtergleichheit oder menschenwürdige Arbeitsbedingungen.
Auch in der Geldanlage gewinnt das Thema immer mehr an Bedeutung. So will die Bundesregierung Finanzprodukte mit einer „Nachhaltigkeits-ampel“versehen. „Ein solches Ampelsystem kann auf den geprüften Nachhaltigkeitsberichten und der Eu-offenlegungsverordnung aufbauen und auf den ersten Blick deutlich machen, ob ein Unternehmen Umweltschutz und Menschenrechte ernst nimmt“, teilte das Bundesfinanzministerium kürzlich dazu mit.
Das Ministerium nimmt dabei also ausdrücklich Bezug auf eine weitere Regulierung: Die Europäische Union will mit der genannten Offenlegungsverordnung für Transparenz bei der Geldanlage sorgen und so mit dazu beitragen, dass Finanzströme in nachhaltige Investments gelenkt werden. Anbieter von Finanzprodukten müssen die Anleger fragen, ob sie ihr Geld nachhaltig anlegen wollen. Entsprechende Produkte müssen dann darüber informieren, welchen Nachhaltigkeitsrisiken das Investment ausgesetzt ist und ob es negative Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren hat.
Zur Bestimmung der Nachhaltigkeitsfaktoren werden gerne die so genannten ESG-KRIterien herangezogen. „E“steht für Environmental/umwelt, also Themen wie Klimaschutz, Schutz der biologischen Vielfalt, nachhaltige Nutzung oder Schutz von Wasser- und Meeresressourcen. Bei „S“geht es um Social/soziales, zum Beispiel die Einhaltung arbeitsrechtlicher Standards oder Ächtung von Kinderarbeit. „G“steht für Good Governance/ gute Unternehmensführung und umfasst Maßnahmen zur Verhinderung von Korruption oder Gewährleistung von Arbeitnehmerrechten.
Beliebt bei Anlegern sind ja Fonds. Sie verteilen die Risiken auf viele Anlageobjekte. Bei Aktienfonds sind das die Aktien vieler unterschiedlicher Unternehmen, bei Anleihenfonds entsprechend die Anleihen von Unternehmen. Mischfonds enthalten oft sowohl Aktien als auch Anleihen. Solche Fonds können auch nachhaltig ausgerichtet sein. Das heißt, sie enthalten Aktien und/oder Anleihen von Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
Das Fondsmanagement kann die Wertpapiere nun nach verschiedenen Ansätzen auswählen. Einer ist der sogenannte Best-in-class-ansatz. Gesucht sind also Unternehmen, die die besten in ihrer Klasse sind. Die Klasse ist zum Beispiel eine Branche. Da wird also zum Beispiel das nachhaltigste Unternehmen unter den Autobauern identifiziert. Anleger müssen hier natürlich genau hinschauen: Wenn sie eine ganze Branche als nicht nachhaltig ansehen, ergibt natürlich auch ein Investment in den Besten der Klasse keinen Sinn. Manche Fonds investieren nur in Unternehmen, die Nachhaltigkeitsratings bei einer unabhängigen Ratingagentur aufweisen. Hier müssten die Anleger schauen, welche Kriterien die Ratingagentur anlegt. Einige Fonds haben auch Ausschlusskriterien. So wird zum Beispiel kein Geld in Unternehmen mit Waffenproduktion gesteckt.
Ein anderer interessanter Ansatz ist das Impact Investment. Hier investiert der Fonds gezielt zum Beispiel in Unternehmen, die durch ihr Produktoder Dienstleistungsangebot sowie durch ihr unternehmerisches Verhalten aktiv zu der Erfüllung eines oder mehrerer der 17 Un-nachhaltigkeitsziele beitragen. Anleger können damit den Übergangsprozess in Richtung mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft unterstützen. Ein Impact-investment zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass mit dem investierten Geld eine positive und messbare Auswirkung auf Umwelt und Gesellschaft geschaffen wird.