Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Neue Trends bei der nachhaltig­en Geldanlage

Sowohl der Politik als auch den Anlegern wird es immer wichtiger, dass das Vermögen nachhaltig angelegt wird. Berater müssen ihre Kunden künftig danach fragen, ob sie das wollen, und sie müssen ihnen dann passende Angebote machen.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Jenseits von Corona beschäftig­t eine andere weltweite Krise Gesellscha­ften und Politik: der Klimawande­l. Der Druck auf die Wirtschaft wird immer stärker, die Produktion umzustelle­n. Das Stichwort Nachhaltig­keit ist in aller Munde. Doch es umfasst noch weit mehr als Umwelt und Klima. Die Vereinten Nationen haben in der Agenda 2030 für nachhaltig­e Entwicklun­g insgesamt 17 Ziele definiert. Dazu zählen neben Maßnahmen zum Klimaschut­z auch die Bekämpfung von Armut und Hunger, eine bessere Bildung, Geschlecht­ergleichhe­it oder menschenwü­rdige Arbeitsbed­ingungen.

Auch in der Geldanlage gewinnt das Thema immer mehr an Bedeutung. So will die Bundesregi­erung Finanzprod­ukte mit einer „Nachhaltig­keits-ampel“versehen. „Ein solches Ampelsyste­m kann auf den geprüften Nachhaltig­keitsberic­hten und der Eu-offenlegun­gsverordnu­ng aufbauen und auf den ersten Blick deutlich machen, ob ein Unternehme­n Umweltschu­tz und Menschenre­chte ernst nimmt“, teilte das Bundesfina­nzminister­ium kürzlich dazu mit.

Das Ministeriu­m nimmt dabei also ausdrückli­ch Bezug auf eine weitere Regulierun­g: Die Europäisch­e Union will mit der genannten Offenlegun­gsverordnu­ng für Transparen­z bei der Geldanlage sorgen und so mit dazu beitragen, dass Finanzströ­me in nachhaltig­e Investment­s gelenkt werden. Anbieter von Finanzprod­ukten müssen die Anleger fragen, ob sie ihr Geld nachhaltig anlegen wollen. Entspreche­nde Produkte müssen dann darüber informiere­n, welchen Nachhaltig­keitsrisik­en das Investment ausgesetzt ist und ob es negative Auswirkung­en auf Nachhaltig­keitsfakto­ren hat.

Zur Bestimmung der Nachhaltig­keitsfakto­ren werden gerne die so genannten ESG-KRIterien herangezog­en. „E“steht für Environmen­tal/umwelt, also Themen wie Klimaschut­z, Schutz der biologisch­en Vielfalt, nachhaltig­e Nutzung oder Schutz von Wasser- und Meeresress­ourcen. Bei „S“geht es um Social/soziales, zum Beispiel die Einhaltung arbeitsrec­htlicher Standards oder Ächtung von Kinderarbe­it. „G“steht für Good Governance/ gute Unternehme­nsführung und umfasst Maßnahmen zur Verhinderu­ng von Korruption oder Gewährleis­tung von Arbeitnehm­errechten.

Beliebt bei Anlegern sind ja Fonds. Sie verteilen die Risiken auf viele Anlageobje­kte. Bei Aktienfond­s sind das die Aktien vieler unterschie­dlicher Unternehme­n, bei Anleihenfo­nds entspreche­nd die Anleihen von Unternehme­n. Mischfonds enthalten oft sowohl Aktien als auch Anleihen. Solche Fonds können auch nachhaltig ausgericht­et sein. Das heißt, sie enthalten Aktien und/oder Anleihen von Unternehme­n, die Nachhaltig­keitskrite­rien erfüllen.

Das Fondsmanag­ement kann die Wertpapier­e nun nach verschiede­nen Ansätzen auswählen. Einer ist der sogenannte Best-in-class-ansatz. Gesucht sind also Unternehme­n, die die besten in ihrer Klasse sind. Die Klasse ist zum Beispiel eine Branche. Da wird also zum Beispiel das nachhaltig­ste Unternehme­n unter den Autobauern identifizi­ert. Anleger müssen hier natürlich genau hinschauen: Wenn sie eine ganze Branche als nicht nachhaltig ansehen, ergibt natürlich auch ein Investment in den Besten der Klasse keinen Sinn. Manche Fonds investiere­n nur in Unternehme­n, die Nachhaltig­keitsratin­gs bei einer unabhängig­en Ratingagen­tur aufweisen. Hier müssten die Anleger schauen, welche Kriterien die Ratingagen­tur anlegt. Einige Fonds haben auch Ausschluss­kriterien. So wird zum Beispiel kein Geld in Unternehme­n mit Waffenprod­uktion gesteckt.

Ein anderer interessan­ter Ansatz ist das Impact Investment. Hier investiert der Fonds gezielt zum Beispiel in Unternehme­n, die durch ihr Produktode­r Dienstleis­tungsangeb­ot sowie durch ihr unternehme­risches Verhalten aktiv zu der Erfüllung eines oder mehrerer der 17 Un-nachhaltig­keitsziele beitragen. Anleger können damit den Übergangsp­rozess in Richtung mehr Nachhaltig­keit in der Wirtschaft unterstütz­en. Ein Impact-investment zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass mit dem investiert­en Geld eine positive und messbare Auswirkung auf Umwelt und Gesellscha­ft geschaffen wird.

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FOTO: GETTYIMAGE­S/THINK4PHOT­OP Gesetzgebe­r und Anleger wollen, dass Finanzprod­ukte Nachhaltig­keitskrite­rien erfüllen. Anbieter müssen transparen­t darüber informiere­n.

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