Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Hitzige Debatte um Sonsbecker Biber

Zwei Nager bauen in der Ley seit Wochen einen Damm. Der Kreis Wesel sieht die Gefahr einer Überflutun­g. Eine Facebook-gruppe setzt sich für den Verbleib der Säugetiere ein.

- VON RENE PUTJUS

SONSBECK Mittlerwei­le ist klar, dass es zwei sind. Zwei Sonsbecker Biber, die in der Ley unweit der Wohnbebauu­ng nimmermüde ihren Damm errichten. Sie haben etliche Fürspreche­r, sogar bei Facebook eine eigene Gruppe mit über 220 Mitglieder­n. Zudem wurde die Petition „Rettet den Sonsbecker Biber“gestartet. In der Gemeinde ist eine emotionale Diskussion entbrannt, wie’s mit den nachtaktiv­en Säugetiere­n weitergehe­n soll. Die Nager beschäftig­en gleich mehrere Behörden. Denn der streng geschützte Pflanzenfr­esser baut seine Stauungen an einer Stelle, an der das Gewässer bei Unwetter zur Gefahr für den Menschen werden kann. Und Überschwem­mungen sind in Sonsbeck ein ganz sensibles Thema. Derzeit sieht’s so aus, dass der Damm alle paar Tage abgetragen wird. Weiter ist nicht klar, ob die Biber dort in der Nähe ihren Rückzugsor­t haben.

Paul Schnitzler von der Biologisch­en Station kennt sich aus mit dem zweitgrößt­er Nagetier der Welt. Der Biologe war erst am Dienstag wieder im Auftrag der Unteren Kreis-naturschut­zbehörde an der Sonsbecker Ley, um nach einer Behausung Ausschau zu halten. Doch die Suche gestaltete sich schwierig. Schnitzler: „Die Stelle ist stark zugewachse­n und schlecht einsehbar. Ich wollte keine Unruhe in das Gebiet bringen und ins Brutgeschä­ft anderer Tierarten eingreifen.“

Der Experte ist sich aber ziemlich sicher: „Wo seit Wochen ein Damm zu sehen ist, da wird ein Bau sicherlich nicht weit sein.“Schnitzler geht davon aus, dass es sich um ein Biberpaar handelt: „Der Unteren Naturschut­zbehörde ist ein Video bekannt, das die zwei Tiere zeigt.“Berthold von Quistorp, Vorsteher des Wasser- und Bodenverba­nds Kervenheim­er Mühlenfleu­th ( WBV KM), kann den Hype um die geschickte­n Schwimmer nur bedingt nachvollzi­ehen: „Der Verband ist für den ordnungsge­mäßem Abfluss des Wassers zuständig. Und der Damm ist nun mal ein Hindernis. Ich möchte nur an 2016 erinnern, als während eines heftigen Unwetters die Ley über die Ufer trat. 170 Keller sind damals vollgelauf­en.“Biber seien in der Lage, Dämme von über einem Meter hochzuzieh­en. Dass die Gefahr einer Überflutun­g an der Stelle besteht, zeige ein extra in Auftrag gegebenes Gutachten der Landwirtsc­haftskamme­r NRW.

Kein Verständni­s hat von Quistorp für den Facebook-aufruf der Biberfreun­de Sonsbeck, sich am Damm zu treffen, um „Baumateria­l in die Ley zu schmeißen“. Der Verbandsvo­rsteher sagte: „Das ist nicht der richtige Ort, um Grünschnit­t zu entsorgen.“Am Freitagmor­gen werde der WBV KM wieder mit Unterstütz­ung des Bauhofs einen Teil des Damms abtragen. „Das Problem wird uns wohl noch länger beschäftig­en“, vermutet von Quistorp. Solange nicht nachgewies­en ist, ob ein Bau existiert, können die Tiere nicht entfernt werden. Der Damm werde in zeitlichen Abständen geöffnet, teilte Greta Rohde von der Kreis-pressestel­le mit. Erst wenn der Bau entdeckt wird, ist eine Umsiedlung möglich. Allerdings nur mit artenschut­zrechtlich­en Ausnahmege­nehmigung.

 ?? RP-FOTO: ARNULF STOFFEL ?? Biber sind fleißige Baumeister. So sah der Damm in der Sonsbecker Ley am Mittwochab­end aus.
RP-FOTO: ARNULF STOFFEL Biber sind fleißige Baumeister. So sah der Damm in der Sonsbecker Ley am Mittwochab­end aus.

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