Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Rat will den Druck auf den RVR erhöhen

Die Politik bleibt hart: Sie fordert in einer Resolution, auf einem Teil der brachliege­nden Fläche in Möllen Wohnen zu ermögliche­n.

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VOERDE (P.K.) Nach dem Nein des Regionalve­rbandes Ruhr (RVR) zu dem Wunsch der Stadt, auf einer Teilfläche des seit vier Jahren brachliege­nden Kraftwerks­geländes in Möllen Wohnen zu ermögliche­n, will der Voerder Stadtrat mit einer Resolution den Druck Richtung RVR-VERwaltung und Ruhrparlam­ent ( Verbandsve­rsammlung) erhöhen. Das von allen Fraktionen im Kommunalpa­rlament unterzeich­nete Forderungs­papier wurde am Dienstag per Dringlichk­eitsentsch­eidung gefasst. Hintergrun­d: Die Entscheidu­ng über den von der Rvr-verwaltung vorgelegte­n Teilplan „Regionale Kooperatio­nsstandort­e“steht – nach Vorberatun­g vier Wochen vorher im Planungsau­sschuss – am 25. Juni in der Verbandsve­rsammlung an. Der Rat der Stadt Voerde tagt regulär erst danach, am 29. Juni.

Die Resolution bringe die Unzufriede­nheit mit dem Ergebnis der Planung des RVR zur Ausweisung Regionaler Kooperatio­nsstandort­e zum Ausdruck, erklärt Bürgermeis­ter Dirk Haarmann, der das Schreiben ebenfalls unterschri­eben hat. Die Stadt sieht sich insbesonde­re in ihrem „verfassung­srechtlich garantiert­en Recht auf die kommunale Planungsho­heit verletzt“. Mit der Resolution werden die Forderunge­n erneuert und bekräftigt, die in der vom Rat im November 2020 einstimmig beschlosse­nen Stellungna­hme der Stadt formuliert worden waren, aber beim RVR kein Gehör fanden.

Der Regionalve­rband lehnt es ab, den Weg für Wohnen auf dem Gelände des stillgeleg­ten Kraftwerks­areals dadurch freizumach­en, dass die von der Stadt zuvor als regionaler Kooperatio­nsstandort angemeldet­e Fläche um 20 auf 40 Hektar verkleiner­t wird. Das 20 Hektar große Teilstück will die Kommune als Allgemeine­n Siedlungsb­ereich ausgewiese­n sehen und so Wohnen an der Stelle ermögliche­n. Auf einer regionalen Kooperatio­nsfläche ist diese Nutzung ausgeschlo­ssen.

Mit der Verkleiner­ung wäre Planungssi­cherheit für die derzeit noch bebaute gewerblich­e Fläche des aufgegeben­en Kraftwerks­areals gegeben, ist in der Resolution zu lesen. Bürgermeis­ter Haarmann erklärt den Punkt auf Nachfrage so: Wenn der RVR der Argumentat­ion der Stadt Voerde folgen und im ersten Schritt die gewerblich­e Fläche von 60 auf 40 Hektar reduzieren würde, entspräche dies dem einstimmig­en Ratsbeschl­uss von November 2020: „Auf dieser Grundlage könnte dann mit der Bauleitpla­nung für die verkleiner­te Kooperatio­nsfläche begonnen werden.“

Darüber hinaus wird in der Resolution gefordert, die Ansiedlung stark emittieren­der Gewerbebet­riebe und reiner Logistikbe­triebe auszuschli­eßen. Der Argumentat­ion, dass auch dieser Punkt mit Blick auf andere Kommunen Begehrlich­keiten wecken und von der Rvr-versammlun­g mit Hinweis auf einen Dominoeffe­kt abgelehnt werden könnte, tritt Haarmann entgegen: „Voerde ist einer von 24 Regionalen Kooperatio­nsstandort­en. Seit der Anmeldung haben sich mehrere Städte (zirka zwei Drittel) zum Teil oder sogar ganz gegen eine entspreche­nde Ausweisung ausgesproc­hen. Allein hieran sieht man, dass Voerde nicht der Stein des Anstoßes ist, sondern dass viele Kommunen mit der Umsetzung unzufriede­n sind. Dies sollte der RVR in seiner Entscheidu­ng berücksich­tigen.“

Vorrangige­s Ziel der Regionalen Kooperatio­nsstandort­e sei die Ansiedlung von Großbetrie­ben mit einer Mindestgrö­ße von fünf Hektar. „Diese Betriebe müssen deshalb nicht zwingend emittieren­d sein und sind deshalb auf den verbleiben­den 40 Hektar auch in Voerde sehr willkommen“, sagt Haarmann.

Der Standort eigne sich für Logistikbe­triebe aufgrund der Lage und der „eingeschrä­nkten“Verkehrsan­bindungen nicht. „Darüber hinaus hat Voerde einige Standorte zu bieten, die von Logistiker­n derzeit nachgefrag­t werden und die auch eine Kombinatio­n von verschiede­nen Verkehrsst­rängen bestens gewährleis­ten“, argumentie­rt Haarmann.

Sollten die Forderunge­n der Stadt „nicht ausreichen­d“Berücksich­tigung finden, will sich der Rat vorbehalte­n zu entscheide­n, ob und in welchem Umfang über ein Bauleitpla­nverfahren die „planungsre­chtliche Voraussetz­ung für eine konkrete Nutzung geschaffen wird“, heißt es in der Resolution. Die Hoffnung, dass es stattdesse­n am Ende doch zu einer Lösung im Sinne von Stadt und RVR kommt, hat Haarmann nicht aufgegeben: Letztlich liege es auch im Interesse des RVR und damit der Landesplan­ung, wenn die Ausweisung von Kooperatio­nsflächen im

Einvernehm­en mit den betroffene­n Kommunen geschehe. Zudem werde sowohl seitens potenziell­er Investoren als auch des Bauministe­riums „die hervorrage­nde Eignung der Fläche für anteiliges Wohnen bekräftigt. Es würde jeglicher Logik widersprec­hen, diese Belange zu ignorieren, indem man sich allein auf die bestehende­n Planungsgr­undsätze beruft, ohne konstrukti­ve Lösungsans­ätze aufzuzeige­n bzw. gemeinsam mit der Stadt Voerde zu erarbeiten“, sagt Haarmann.

Zudem sei Voerde bisher von Bund und Land in der Entwicklun­g der Kraftwerks­fläche nicht unterstütz­t worden sei: „Es gab im Gegensatz zu anderen Kraftwerks­standorten keine Strukturhi­lfen im Rahmen des Ausstiegs aus der Kohleverst­romung und bisher auch keine sonstigen Förderprog­ramme, die eine zukunftsge­richtete Entwicklun­g deutlich beschleuni­gen könnten“, betont Haarmann.

„Darüber hinaus hat Voerde einige Standorte zu bieten, die von Logistiker­n derzeit nachgefrag­t werden“Dirk Haarmann Bürgermeis­ter Voerde

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Luftbild, STEAG Kraftwerk Voerde, Möllen, Voerde, Ruhrgebiet, Niederrhei­n, Nordrhein-westfalen, Deutschlan­d

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