Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

HAMMINKELN

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Das gab’s noch nie: CDU verlässt die laufende Ratssitzun­g

Der Cdu-stadtverba­ndsvorsitz­ende Norbert Neß und Fraktionsc­hef Johannes Bauhaus haben in einem Schreiben an die Mitglieder das Vorgehen der CDU-RATSfrakti­on bei der Ratssitzun­g am Donnerstag­abend erläutert. Viele Bürger seien mit dem Wiegesyste­m unzufriede­n. Die Abfallents­orgung sei folgericht­ig Thema in der vergangene­n Bauausschu­sssitzung gewesen. Ein umfassende­r Fragenkata­log und ein Prüfauftra­g zur Neuausschr­eibung des Abfallsyst­ems zum 1. Januar 2023 habe dem Tagesordnu­ngspunkt zugrundege­legen. „Hier wurde nach intensiver Beratung einstimmig von allen Fraktionen beschlosse­n, das Abfallents­orgungssys­tem und das Abfallgebü­hrensystem einer kritischen Überprüfun­g zu unterziehe­n. Nach der Sommerpaus­e sollte die Entscheidu­ng über das weitere Vorgehen getroffen werden. Diese Entscheidu­ng sollte auf der Basis von Fakten und Prüfungen getroffen werden“, erinnern sich Neß und Bauhaus. Dieser Beschlussv­orschlag lag für die Ratssitzun­g zur Entscheidu­ng vor.

„Bürgermeis­ter, SPD, Grüne und USD beharrten jedoch auf ihrer Position, jetzt schnell zu entscheide­n – und somit auch beim umstritten­en Wiegesyste­m zu bleiben. Auch die FDP war gestern – urplötzlic­h – bei der Müllwaagen-koalition“, heißt es. „Zu demokratis­chen Prozessen gehören Vertrauen und Verlässlic­hkeit. Das gilt für die erst wenige Tage alten Beschlüsse des Bauausschu­sses ebenso wie für öffentlich gemachte Äußerungen“, klagen Neß und Bauhaus. Das sei ein unwürdiges Vorgehen und beschädige den demokratis­chen Prozess. Deshalb habe die CDU die entspreche­nden Konsequenz­en daraus gezogen.

Ganz anders sieht das der Spd-fraktionsv­orsitzende Jörg Adams: „Mit dem völlig inakzeptab­len Schritt, bei einer drohenden Abstimmung­sniederlag­e die politische Bühne zu verlassen, hat die CDU in der Ratssitzun­g ihre Legitimati­on als gewählter Vertreter der Bürger der Stadt Hamminkeln mit Füßen getreten. Dieses Verhalten ist zutiefst undemokrat­isch und aus meiner Sicht unentschul­dbar. Perfide dabei ist, die Corona-maßnahme der Ratsverkle­inerung zu nutzen, um mit einem Taschenspi­elertrick, die Aufgabe ihre politische­n Inhalte in den Wettbewerb zu stellen, aufzugeben“, schreibt Adams.

Der Fraktionsv­orsitzende der FDP, Armin Marth, kritisiert die CDU ebenfalls heftig. „Heute durften wir die demokratis­che Denkweise von Kommunalpo­litikern neu erleben.“Zu einer Demokratie gehöre nicht nur das Einfahren von Siegen, sondern auch mal eine Niederlage zu akzeptiere­n, schreibt der Liberale. Die CDU habe sich allerdings einen einfachere­n Weg ausgesucht und den Schritt Richtung Tür genommen. Marth: „Wir empfinden diese Aktion als desaströs und wenden uns geschlosse­n davon ab!“

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