Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
SPD gegen neue Baggerseen in Wesel
Sozialdemokraten erneuern ihre Kritik am neuen Regionalplan, der seit vier Jahren in der Kreisstadt für Unmut sorgt.
WESEL (P.h/kwn) Wäre es nur nach dem Willen der Regionalverbandes Ruhr (RVR) mit Sitz in Essen gegangen, dann wäre im neuen Regionalplan (früher Gebietsentwicklungsplan) nicht nur eine gewaltige Auskiesungsfläche in Obrighoven östlich des Isselkanals nahe der Bärenschleuse (50 bis 60 Hektar) ausgewiesen worden, sondern auch eine 110 Hektar große Reservefläche im Außenbereich von Lackhausen (Molkereiweg/brüner Landstraße). Um diese Planung möglichst im Keim zu ersticken, hatte unter anderem die SPD in den vergangenen vier Jahren immer wieder öffentlichkeitswirksam gegen die Ausweisung der beiden Flächen protestiert.
Der Entwurf des Regionalplans war nicht nur für die Weseler SPD „ein ziemliches Desaster“, wie es Fraktionschef Ludger Hovest am Freitag formuliert hat. Auch viele Bürger reagierten mit Empörung auf die vorgesehenen Auskiesungsflächen in Obrighoven und Lackhausen. Mittlerweile haben sich aber die Wogen ein wenig geglättet. Denn der bisherige Dezernent ist nicht mehr für die Planung zuständig, sondern Regionaldirektorin Karola Geiß-netthöfel. Mit ihr führten die Sozialdemokraten bereits Gespräche, aber auch mit der Planungsabteilung beim Regionalverband Ruhr in Essen.
Voraussichtlich noch vor der Sommerpause soll der neue Entwurf offengelegt werden, auch die Kommunen haben dann wieder das Wort. Dabei wäre es der SPD am liebsten, wenn die vorgesehenen Flächen, die für Unmut in der Kreisstadt sorgen, gar nicht erst weiter auftauchten – um unnötige Konfrontationen zu vermeiden. Schließlich würde danach der Psv-sportplatz am Molkereiweg in Lackhausen direkt am Auskiesungsbereich liegen – quasi auf einer Halbinsel. Und das wollen auch die Auskiesungsunternehmen nicht, wie ein Austausch mit Hülskens, Holemans sowie Menting & Bresser ergeben habe.
Stattdessen wird von den Sozialdemokraten vorgeschlagen, die linksrheinische Abgrabung Pettenkaul auf Gindericher Gebiet sowie vorhandene Flächen in Bislich zu erweitern. Und zwar dort, wo es möglich ist. Zudem könne weiter in der Tiefe nachgekiest werden, was auch die Firmen befürworteten, so Ludger Hovest.
„Zusätzliche Auskiesungsflächen sind nicht mehr tolerierbar“, sagt auch der Weseler Spd-bundestagskandidat Rainer Keller und verweist auf die Entwicklung alternativer Baustoffe. Zudem liege die Recyclingquote von Baustoffen erst bei gut zwölf Prozent. Da sei noch eine Menge Luft nach oben. In Hünxe, so Keller weiter, entstehe ein Recyclingwerk, das in etwa die Jahreskapazität von zwei Kieswerken schaffe.
Eine der im Regionalplan eingezeichneten Flächen schließt direkt an das Psv-gelände an. Dabei handelt es sich um ein Reservegebiet zu dem Bereich nahe der Bärenschleuse, der vielleicht gerade einmal halb so groß ist. Die Planung wäre auch für die Bebauung bis an den Molkereiweg heran, die irgendwann einmal kommen soll, keine gute Sache. Denn Kieswerke seien nicht unbedingt leise, weiß Hovest, vom Staub und Verkehr ganz abgesehen.
Wolfgang Spychalski, PSV-VORsitzender und sachkundiger Bürger für die SPD, macht zudem darauf aufmerksam, dass die für diesen Wirtschaftszweig notwendige Infrastruktur – sprich: Straßen – erst einmal gebaut werden müsste. Denn die Bereiche rund um das Areal hätten schon genug mit dem vorhandenen Verkehr zu tun, der in die Stadt und aus der Stadt heraus fließt. Beispiel Feldstraße und Brüner Landstraße.
Ihre Meinung zu dem ganzen Thema hat die Weseler SPD der Regionaldirektorin in Essen übrigens auch noch einmal schriftlich mitgeteilt. Eine Antwort steht aber noch aus.