Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stuckateure setzen optische Akzente
Eine Hausfassade ist mit Rosetten oder Ornamenten kunstvoll verziert – dann waren bestimmt Stuckateure am Werk. Sie kümmern sich aber nicht nur um historische Gebäude.
Gips, Mörtel und Farbe: Solche Materialien gehören zur Arbeitswelt von Jonas Schwarzwälder. Der 16-Jährige absolviert bei der Firma Hilberer in Lahr-reichenbach eine Ausbildung zum Stuckateur. Draußen wie drinnen ist er tätig – ein Wechsel, der ihm gefällt. Er verputzt Decken, Wände und Fassaden und integriert dabei die Beleuchtung ebenso wie etwa Schall- und Brandschutz. Auch kunstvolle Stuck-verzierungen an und in Häusern sowie das Herstellen von Fließestrichen gehören zu seinen Aufgaben.
Toll findet Jonas Schwarzwälder, dass er mit seiner Arbeit optische Akzente setzen kann. „Das Beste ist aber, dass jeden Tag was Neues ansteht und nicht immer das Gleiche.“
So sieht es auch Oliver Heib. Der Vorsitzende des Bundesverbands Ausbau und Fassade im Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) sagt: „Der Stuckateur-job ist ein äußerst abwechslungsreicher und kreativer Beruf.“Stuckateure sind beispielsweise auch im Bereich der energetischen Ausrüstung von Gebäuden tätig. Dazu gehört das Anbringen von Wärmedämmverbundsystemen, aber auch von Innenwand-, Dach- und Kellerdeckendämmungen.
Sowohl beim Umbau von Bestandsgebäuden als auch bei der energetischen Sanierung des Gebäudebestands gibt es jede Menge Arbeit. Sollen zum Beispiel viel zu große Zimmer neu aufgeteilt werden, fertigen Stuckateure Trennwände an. Sie bauen bei Bedarf auch Fertigteildecken ein und statten Altbauwohnungen mit Stuck aus.
Wer sich für den Beruf interessiert, sollte mindestens einen Hauptschulabschluss in der Tasche haben. Das sichere Beherrschen der Grundrechenarten ist ebenfalls wichtig. Solche Kenntnisse sind nötig, um etwa den Bedarf an Baustoffen exakt zu ermitteln oder Aufmaße zu erstellen.
Auch auf ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen kommt es an. Staub und Schmutz dürfen einem nichts ausmachen.
Stuckateure sind auch dann im Einsatz, wenn erhaltenswerte historische Bausubstanz wie etwa Kirchen und Denkmäler restauriert werden. „Ein Sinn für künstlerische Stilelemente sollten Bewerber neben Kreativität und Fingerspitzengefühl in jedem Fall mitbringen“, sagt Oliver Heib. Der Job ist zudem körperlich anstrengend. So müssen zum Beispiel Säcke mit Zement sowie Gipsfaseroder Dämmplatten gehoben, getragen und angebracht werden. „Abends bin ich manchmal ganz schön k.o.“, sagt Azubi Jonas Schwarzwälder.
Wer als Stuckateur weiterkommen möchte, kann sich zum Vorarbeiter oder Werkpolier fortbilden. „Damit übernimmt der Stuckateur Managementfunktionen auf Baustellen“, weiß Heib. Möglich ist auch, die Meisterprüfung abzulegen. Dieses Ziel verfolgt Jonas Schwarzwälder. Später will er in den in dritter Generation geführten elterlichen Betrieb einsteigen und ihn übernehmen, wenn sein Vater eines Tages in den Ruhestand geht.
Die Vergütung ist unterschiedlich und orientiert sich an Tarifverträgen. Im ersten Ausbildungsjahr kann sie laut Bundesagentur für Arbeit je nach Bundesland monatlich zwischen 805 und 840 Euro brutto betragen, im dritten Jahr sind es zwischen 1210 und 1495 Euro. In nicht-tarifgebundenen Betrieben ist die Vergütung mitunter niedriger.