Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
SUS 09 Dinslaken wird eingeschränkt
Die Stadtverwaltung hat die Nutzungszeiten des SUS 09 Dinslaken auf der Sportanlage aus Lärmschutzgründen massiv eingeschränkt. Um 22 Uhr soll das Areal verlassen sein. Der Klubvorstand fürchtet negative Folgen für das Vereinsleben.
Die neue Nutzungsordnung der sanierten Anlage sieht vor, dass das Areal bis 22 Uhr verlassen sein muss. Fußballspiele dauern aber oft länger.
DINSLAKENLANGSAM erwacht die Bezirkssportanlage Voerder Straße zu neuem Leben. Nach den ersten Jugendteams kehrten in der vergangen Woche auch die älteren Sportler des SUS 09 Dinslaken ins Training auf ihre Plätze zurück, mehr als eineinhalb Jahre nachdem Sanierungsarbeiten sie vom gewohnten Umfeld verbannt und die Umstände des Corona-lockdowns die Wartezeit noch verlängert hatten. Während die Fußballer und Leichtathleten auf Kunstrasen oder Laufbahn an ihrer Fitness arbeiten, wächst die Blaue Lagune gerade im Wiederaufbau vor dem Umkleidegebäude. Die Rückkehr zur Normalität könnte beim SUS 09 ganz ruhig vonstatten gehen. Aber es herrscht Unruhe.
Ein Grund ist der anhaltende Unmut über den Zustand der mit teils faustdicken Steinen übersäten Werferwiese, die von der Möglichkeit eines geregelten Sportbetriebs ohne Verletzungsgefahr weit entfernt ist. Ein weiterer Grund befindet sich in einem Glaskasten am Eingangsbereich der Sportanlage. Dort hängt die neue Benutzungsordnung.
Auf drei Din-a4-seiten hat die Stadtverwaltung aufgeschrieben, welche Regeln seit dem 1. November 2020 gelten, also im Prinzip seit Fertigstellung der Anlage. Unter Punkt drei stehen die Nutzungszeiten: Schulen dürfen montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr auf die Sportplätze, Vereinen und „sonstigen Nutzergruppen“ist der Aufenthalt nur montags bis freitags von 17 bis 21.30 Uhr, samstags von 10 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr erlaubt. In einem Zusatz heißt es: „Ab 22 Uhr muss die Bezirkssportanlage und der dazugehörige Parkplatz verlassen sein.“
Der Vorstand des SUS 09 wurde von den massiven Einschränkungen überrascht und fürchtet negative Folgen. Die Stadtverwaltung rechtfertigt ihr Vorgehen mit gesetzlichen Vorgaben: „In der Vergangenheit gab es für die Anlage mit Ausnahme der Hans-efing-halle keine ausdrückliche Festlegung der Nutzungszeiten“, sagt Marcel Sturm, Pressesprecher der Stadtverwaltung. „Weil sich durch die Sanierung der Bezirkssportanlage das Raumprogramm wesentlich ändern würde, war aber vor Beginn der Sanierung ein Bauantrag zu stellen, zu dem eine schalltechnische Untersuchung gehört.“Dazu habe die Verwaltung beim Verein am 10. Oktober 2018 die Nutzungszeiten abgefragt, die bei der Berechnung der Lärmimmissionen berücksichtigt worden seien. Aus Sicht des SUS 09 wurden dabei allerdings nur die Zeiten für Training und Spielbetrieb angerechnet.
Wie eng die daraus abgeleiteten Regelungen inder Benutzungsordnung gefasst sind, zeigte in Beispiel aus der Praxis: Mittwochabend, ein Pokalspiel des ersten Fußballteams, Anpfiff 19.30 Uhr, reguläres Ende mit Halbzeitpause gegen 21.20 Uhr. Wenn es dann unentschieden steht, müsste eine Verlängerung über 2 mal 15 Minuten folgen, eventuell sogar ein Elfmeterschießen. Geht es nach den Anweisungen der Stadtverwaltung, müssen die Spieler aber um 21.30 Uhr vom Platz sein, um 22 Uhr die Anlage verlassen haben.
An Wochenenden drohen ähnliche Widrigkeiten. Die Fußball-abteilung des SUS 09 zählt inklusive Jugend insgesamt rund 30 Teams. Spiele wurden in der Vergangenheit aus Kapazitäts gründen samstags auch mal um neun Uhr angepfiffen, sonntags beginnen die ersten Partien regulär um elf Uhr – wo sollen sich die Kicker aufwärmen, wenn sie vorher nicht auf die Plätze dürfen? „Im Winter können Tageslicht-bedingt frühere Anstoßzeiten durch den Verband vorgegeben werden“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Achim Odenkirchen. Ganz zu schweigen von Jugendturnieren oder Leichtathletik veranstaltungen, die nicht in den vorgegebenen Zeitrahmen passen. Und dennoch soll vor allem gelten: Ruhe bitte.
Aber nicht nur der Spiel- und Trainingsbetrieb ist von der Benutzungsordnung betroffen. „Für unser Verständnis verhindert die aufgestellte und unverändert gültige Nutzungsordnung jegliches Vereinsleben, jegliche ehrenamtliche Betätigung außerhalb der Sportzeiten und jegliche Bewirtschaftung der mit erheblichen Investitionen derzeit im Bau befindlichen Vereinsgastronomie“, klagt der Vorstand des SUS 09.
Sitzungen und Veranstaltungen in den Gruppenräumen auf eine Endzeit um 22 Uhr zu begrenzen, sei ebenso schwer vorstellbar, Vereinsfeste oder ein gemeinsamer Abend mit Tv-fußballübertragung in der Blauen Lagune werden nahezu unmöglich. In den internatio
nalen Wettbewerben beginnen viele Spiele erst gegen 21 Uhr – in der Halbzeit wäre damit aktuell Schluss mit lustig.
Nach der Veröffentlichung der Nutzungsordnung im November, „über die vorab keinerlei Information oder Abstimmung erfolgte, wurde nach Intervention unsererseits Abhilfe zugesagt“, so Odenkirchen. Nach langem Stillstand und mehreren Anfragen über den Fortgang habe der Verein am 26. April eine Excel-tabelle zum Ausfüllen erhalten, in die für jeden Tag und Stunde für Stunde zum Beispiel die gewünschte Anzahl der Sportler, Zuschauer und Gäste einzutragen sei. „Dies können wir nicht leisten“, sagt Odenkirchen. „Unsere zeitlichen und fachlichen Kompetenzen im Ehrenamt erreichen ihre Grenzen.“Die Stadtverwaltung beteuert, es solle „eine ergänzende Schallschutzuntersuchung durchgeführt werden, die verlängerte Nutzungszeiten unter Berücksichtigung der Anforderungen des Schallschutzes berücksichtigen wird“, so der Rathaussprecher. „Das Ergebnis der Untersuchung ist abzuwarten.“So lange gilt die aktuelle Benutzungsordnung.
Während die Sportler des SUS 09 nach der Sanierung der Bezirkssportanlage zumindest vorerst dank der neuen Benutzungsordnung mit Einschränkungen für den Verbleib auf den Sportplätzen leben müssen, ist nebenan auf der Tennisanlage des TC Rot-weiss Dinslaken die Welt noch in Ordnung: „Wir haben keine festgelegten Nutzungszeiten, und die werden uns auch nicht vorgeschrieben“, sagt Vereinsvorsitzender Frank de Lede.
Über mögliche Beschwerden von Anwohnern über Lärm von der Bezirkssportanlage hat er seine eigene Meinung: „Ich wohne selbst auf der anderen Seite der Anlage, und wer dahin zieht, weiß ja auch, dass dort eine Sportanlage ist und von dort auch Geräusche kommen können.“Auf der Tennisanlage seien die Spiele ohnehin bis 22 Uhr vorbei, da es keine Flutlichtanlage gibt. Danach spielt sich das Leben beim TC RotWeiss in der öffentlichen Vereinsgaststätte ab.