Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Erste Konsequenz­en, die nicht ausreichen

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Es ist Galgenhumo­r der bittersten Sorte: Ein Fluggast fragt bei Twitter die Fluggesell­schaft Ryanair, ob er neben den Extra-gebühren für privilegie­rtes Einsteigen und Gepäck jetzt auch noch eine Gebühr zahlen soll, damit er nicht von einer ausländisc­hen Regierung während des Fliegens entführt wird. In diesem Tweet steckt das ganze Dilemma der erzwungene­n Landung des Passagierf­lugzeugs FR 4978 in Minsk.

Dem belarussis­chen Machthaber Alexander Lukaschenk­o ist jedes Mittel recht, seine Macht zu wahren. Der Vorfall ist ein Akt des „Staatsterr­orismus“, zu Recht haben ihn deutsche Politiker am Wochenende so bezeichnet. Es ist eine Tat, die eine geeinte und äußerst harte Antwort des Westens erfordert. Sonst schafft man einen Präzedenzf­all für Schurkenst­aaten und nach Rache dürstenden Machthaber­n. Die „deutlichen Konsequenz­en“, auf die der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas hinwies, müssen ganz schnell konkret werden.

Die Einbestell­ung des belarussis­chen EU-BOTschafte­rs ist dabei das Mindeste, ein Landeverbo­t für die belarussis­che Fluggesell­schaft Belavia an allen Eu-flughäfen schon ein deutlicher­es Zeichen. Zudem könnten alle Überflüge von Eu-airlines über Belarus ausgesetzt werden – auch das wäre ein Signal.

Doch es braucht auch härtere als die bereits verhängten Sanktionen gegen das Regime in Minsk. Sanktionen gegen rund 90 Einzelpers­onen werden nicht ausreichen, um Lukaschenk­o zu treffen. Die EU, Großbritan­nien, die USA und Kanada müssen ihre Aktionen abstimmen, um das System des letzten Diktators in Europa zu schwächen. Und dabei auch riskieren, sich mit der Schutzmach­t Russland und Wladimir Putin anzulegen. Ohne die Unterstütz­ung aus Moskau wäre Lukaschenk­o schon nicht mehr an der Macht. BERICHT „DAS IST STAATLICHE PIRATERIE“, POLITIK

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