Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kleine Fußball-gesten, die Hoffnung machen

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

Es war der Spieltag der großen Gefühle, der netten kleinen Gesten, der Empathie und Fairness in den beiden oberen deutschen Fußballlig­en. Die Profis haben am letzten Spieltag all das gezeigt, was dem Geschäft Fußball nicht erst in den vergangene­n Monaten, aber vor allem da, verlorenge­gangen zu sein schien. Das Gespür, einem verdienten Spieler wie Lars Bender auch als Gegner zum Abschied ein Tor zu gönnen, oder den Kollegen zum Abschied die Ehre zu erweisen, die Meistersch­ale entgegenzu­nehmen. Die Empathie, nicht zu jubeln, wenn der Gegner gerade abgestiege­n ist. Das Trikot des scheidende­n Mitspieler­s zu tragen. Aber auch die Fairness, bis zum Ende gegen die Abstiegska­ndidaten zu kämpfen, auch wenn es für einen selbst um nichts mehr geht.

Abschiede sind immer Momente, in denen es besonders emotional wird. Genauso wie der lang ersehnte Aufstieg oder Klassenerh­alt. Und doch sollte sich der Fußball so manche Szene des letzten Spieltags zum Vorbild für die neue Saison nehmen. Es braucht mehr von diesen menschlich­en Szenen – und zwar während der ganzen Saison. Um die Menschen wieder für Fußball zu begeistern, die Kluft zu den Fans wieder zu verkleiner­n. Dass die Sehnsucht nach Fußball-emotionen groß ist, haben die paar Tausend Fans gezeigt, die am Wochenende in einzelne Stadien durften und für ausgelasse­ne Stimmung sorgten. Dass die Emotionen am Ende auch zu Ausschreit­ungen bei den Aufstiegsf­eiern in Bochum, Dresden und Rostock führten, waren die traurigen Aspekte dieses Spieltags. Umso wichtiger ist es, dass die Spieler mit ihren Worten und Gesten Zeichen für ein faires Miteinande­r statt Gegeneinan­der setzen. Nur, wenn die Spieler die Gefühle der Fans erreichen, kann nach der Pandemie wieder ein Wir-gefühl entstehen.

BERICHT BENDER-ABSCHIED LEITET UMBRUCH EIN, SPORT

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