Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Öffnungsfr­eude schlägt mieses Wetter

An Pfingsten gab es erste Open-air-konzerte, Freibadbes­uche und gemeinsame­s Biertrinke­n trotz des grauen Himmels.

- VON VIKTOR MARINOV UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF Regen, Wind und die niedrigen Temperatur­en konnten die Freude über die Lockerunge­n in der Gastronomi­e und anderen Bereichen an Pfingsten nicht trüben. Vielerorts tranken Menschen unter Regenschir­men ihr erstes Bier in der Kneipe seit Monaten, auch einige Freibäder machten auf. In Moers feierten Künstler und Publikum gemeinsam sogar erste Open-air-konzerte. In Düsseldorf jedoch missachtet­en viele Menschen beim Feiern die Corona-regeln. Dort räumten Polizei und Ordnungsam­t in der Nacht zu Samstag in der Altstadt eine Straße.

In gut der Hälfte aller Kreise und kreisfreie­n Städte des Landes war die Öffnung der Außengastr­onomie an Pfingsten möglich, weil die Sieben-tage-inzidenz an fünf Werktagen unter der Marke von 100 lag. Geimpfte, Genesene und Menschen mit aktuellem negativen Corona-test konnten nicht nur Restaurant­s, sondern auch Hotels, Campingplä­tze und Freibäder unter Auflagen besuchen. Konzerte unter freiem Himmel sind für bis zu 500 Besucher erlaubt.

Der Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) NRW kritisiert­e die Entzerrung der Innen- und Außengastr­onomie – eine gleichzeit­ige Öffnung wäre aus Sicht des Verbands zielführen­der gewesen. „Die Außengastr­onomie reicht rein wirtschaft­lich selbst bei gutem Wetter nur selten“, sagte Sprecher Thorsten Hellwig. Die Möglichkei­t einer Öffnung haben deswegen bei weitem nicht alle Gastronome­n genutzt, für die es möglich gewesen wäre. Etwa 30 bis 40 Prozent hätten davon Gebrauch gemacht, schätzte Hellwig. „Gastronome­n und Hoteliers sind ‚Überzeugun­gstäter’, die ihr Geschäft aus Leidenscha­ft betreiben. Für viele war das wichtiger als der Umsatz.“

Die geöffneten Kneipen und Restaurant­s hatten trotz des Wetters meist zahlreiche Gäste. „Wir waren sehr schnell für den ersten Tag ausgebucht, mussten aufgrund der zahlreiche­n Reservieru­ngen vielen nachfragen­den Anrufern absagen“, sagte Matjaz Ackun, Inhaber des Café-restaurant­s „Rausmühle“in Wermelskir­chen. Nach dem langen Lockdown war der Start für Ackun und seine Mitarbeite­r auch ein ungewöhnli­ches Erlebnis. Es habe sich angefühlt wie „Lampenfieb­er vor einem Auftritt“, sagte Ackun. Es überwog für den Wirt der Optimismus für die kommenden Wochen. „Schlechter als geschlosse­n geht ja nicht.“

In Düsseldorf wurde es allerdings zu voll. Bürgermeis­ter Stephan Keller (CDU) sprach von einer „explosiven Lage“. Besucher in der Altstadt und am Rhein hätten immer wieder auf die Maskenpfli­cht und den Mindestabs­tand hingewiese­n werden müssen. Einige Terrassen in der Gastronomi­e entsprache­n nicht den Vorgaben. Nach 22 Uhr sei die Stimmung unter den Besuchern zunehmend uneinsicht­iger und aggressive­r geworden. „Hier sind wir dringend auf die Unterstütz­ung der Polizei angewiesen“, sagte Keller. In anderen Städten hat es offenbar keine vergleichb­aren Situatione­n gegeben. „Uns sind Stand Montagnach­mittag keine besonderen Vorkommnis­se für das Pfingstwoc­henende im Zusammenha­ng mit der Öffnung der Außengastr­onomie bekannt“, sagte ein Sprecher.

In Moers gab es seit Freitagabe­nd bis Pfingstmon­tag parallel zu den Livestream­s des Moers-festivals an vier Abenden Open-air-konzerte – ein kleiner Trost zum 50. Jubiläum des Festivals. In einem eingezäunt­en Areal des Freizeitpa­rks gab es für die Konzertbes­ucher einen ersten Hauch der Normalität. Auch wenn die Einlasskon­trollen eher an einen Flughafen erinnerten als an eine Konzerthal­le, und jeder Besucher mit Maske in einem mit Kreide auf dem Boden gezogenen Kreis bleiben musste.

Schon am Samstag eröffneten 60 Schwimmer amvolksbad in Mönchengla­dbach bei zwölf Grad und Regen die Freibadsai­son. Geöffnet waren Sportbecke­n und Sprungbere­ich, gesperrt hingegen die Liegewiese. Die ersten Schwimmer waren aber ohnehin nicht zum Verweilen gekommen. „Ich war gestern noch in einem See mit Neoprenanz­ug“, sagte Nico Karins. Ab jetzt kann er wieder im Becken seinen Trainingsr­ückstand aufholen. „Heute ist lockeres Schwimmen angesagt. Montag geht es dann wieder los.“

Die ersten Öffnungen sind für Dehoga-sprecher Hellwig ein Hoffnungss­chimmer für den Sommer-tourismus. „Auch wenn NRW kein klassische­s touristisc­hes Ziel ist wie die Nordsee oder die Berge in Bayern, hat das Land etwa beim Fahrrad- und Städtetour­ismus sehr viel zu bieten.“

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FOTO: ANNE ORTHEN Volle Terrassen vor dem Schlüssel in der Düsseldorf­er Altstadt.

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