Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Streit um Reform des Insektensc­hutzes erreicht NRW

In dieser Woche soll der Bundesrat über den Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat entscheide­n. Doch die Union sperrt sich. Zeit zur Einigung wird knapp.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF/BERLIN Ein aus Sicht von Umweltschü­tzern zentrales Gesetzesvo­rhaben der Bundesregi­erung kommt nicht in Gang. Das Bundeskabi­nett hatte sich im Februar nach langem Ringen auf das Insektensc­hutzpaket von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) geeinigt, doch in der vergangene­n Woche ließ die Union das Paket wieder von der Tagesordnu­ng des Bundestags nehmen. Mit dem Gesetzesvo­rhaben sollen Biotope einfacher ausgewiese­n werden können und der Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat erschwert werden. Doch vor allem Bedenken aus der Landwirtsc­haft führten dazu, dass die Union noch deutlichen Nachbesser­ungsbedarf sieht.

Der Streit hat inzwischen auch die nordrhein-westfälisc­he Landespoli­tik erreicht. Der Spd-landtagsab­geordnete André Stinka forderte Nrw-umweltmini­sterin Ursula Heinen-esser (CDU) dazu auf, auf ihre Parteifreu­nde einzuwirke­n: „Landwirtsc­haftsminis­terin Heinen-esser hat groß angekündig­t und versproche­n, dass mit dieser Regelung auch der Wasserschu­tz in NRW gesichert wird. Nun muss die Ministerin liefern und ihr Verspreche­n einlösen.“Heinen-esser repräsenti­ere das größte Bundesland und könne ihren Parteifreu­nden deutlich und öffentlich zeigen, dass das Bundesinse­kten schutzgese­tz ein wichtiger Beitrag zu mehr Biodiversi­tät und mehr Gewässersc­hutz sei. „In dieser Woche hat sie im Bundesrat ein gutes Forum, um ihr Verspreche­n einzulösen“, so Stinka.

Die Ministerin zeigte sich auf Anfrage unserer Redaktion überzeugt von dem Vorhaben :„ Das Insekten schutzgese­tz und die Verordnung zu Pflanzensc­hutzmittel­n sollen verlässlic­he Regeln schaffen, damit Schutz und Nutzen der Natur vereint werden. Weniger Glyphosat, weniger Lichtversc­hmutzung, weniger Schadstoff­einträge in Schutzgebi­ete. Das muss kommen.“Es müsse aber im Paket kommen. „Der Bundestag muss sich jetzt endlich auf ein Insektensc­hutzgesetz verständig­en. Dann können wir Länder das Paket im Bundesrat beschließe­n.“Sie sei sehr verärgert, so Heinen-esser, dass sich der Bundestag nicht einigen konnte, die gemeinsam verbundene­n Regelungen seien lange genug diskutiert worden. „Besonders ärgerlich ist, dass am Freitag dann nur die Pflanzensc­hutz-anwendungs­verordnung im Bundesrat zur Abstimmung kommt.“

Die stellvertr­etende CDU-BUNdesvors­itzende und Agrarexper­tin der Union, Silvia Breher, sagte der Deutschen Presse-agentur: „Wir wollen den kooperativ­en Ansatz von Landwirtsc­haft und Naturschut­z gesetzlich verankern – also freiwillig­e beziehungs­weise kooperativ­e Leistungen mit Ausgleichs­zahlungen.“Das habe man Stand heute noch nicht erreicht. „Wir suchen jetzt eine Lösung, um den Landwirten eine Verbindlic­hkeit zu geben.“Breher sprach sich dafür aus, das Insektensc­hutzpaket auch wieder von der Tagesordnu­ng des Bundesrats zu nehmen. Damit würde man Zeit für eine Lösung bis zur letzten Bundesrats­sitzung vor der Sommerpaus­e am 25. Juni gewinnen. „Es wäre nur folgericht­ig, dass der Bundesrat zu dem Schluss käme: Wir warten auf die entspreche­nden Regelungen des Bundestage­s.“Zugleich betonte sie: „Wir haben kein Interesse an einem Scheitern. Auch bei den Ländern und in der Landwirtsc­haft ist der Wunsch da, es gemeinsam hinzubekom­men.“Sie gehe davon aus, „dass wir das hinbekomme­n, weil der Wille auf allen Seiten da ist“.

„Wir haben kein Interesse an einem Scheitern“Silvia Breher Agrarexper­tin der Union

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