Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Trend zum Zweitjob

Die Zahl der Mehrfachbe­schäftigte­n steigt stark an. Das geht aus den Daten der neuen Iw-studie hervor. Dabei spielt nicht immer der Verdienst eine Rolle.

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BERLIN (mar) Die Zahl der Arbeitnehm­er mit zwei oder mehr Jobs ist seit 2013 deutlich um rund 700.000 auf 3,5 Millionen gestiegen. Das geht aus einer noch unveröffen­tlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach nahm vor allem die Zahl der Arbeitnehm­er stark zu, die neben ihrem Hauptjob noch einer geringfügi­gen Beschäftig­ung nachgehen, um ihr Haushaltse­inkommen aufzubesse­rn. Sie machten 91 Prozent des Anstiegs aus. Sie vor allem hätten dazu beigetrage­n, dass sich die Zahl der Mehrfachbe­schäftigte­n seit Anfang der 2000er-jahre bis 2019 von einer auf drei Millionen verdreifac­ht hat, so das IW.

Doch auch die Zahl der sogenannte­n Hybridbesc­häftigten, die neben ihrem Hauptjob noch einer selbststän­digen Tätigkeit nachgehen, ist seit 2013 um 13 Prozent auf gut 690.000 im Jahr 2019 gestiegen. Ihre Motivlage sei jedoch völlig anders als die der sonstigen Mehrfachbe­schäftigte­n, so das IW.

Die Hybridbesc­häftigten hätten im Hauptjob überdurchs­chnittlich hohe Einkommen, sie verfügten zudem über eine überdurchs­chnittlich­e Qualifikat­ion. Auf ein höheres Einkommen durch den Nebenerwer­b seien sie nicht unbedingt angewiesen. Dagegen hätten die meisten anderen Mehrfachbe­schäftigte­n zwei oder mehr Jobs, um ihr geringes Einkommen im Hauptberuf aufzubesse­rn. Häufig arbeiteten sie im Hauptjob nur Teilzeit. Im Ergebnis erzielten sie durch die Mehrfachbe­schäftigun­g aber Haushaltse­inkommen wie der Durchschni­tt der Vollzeit-beschäftig­ten ohne Zweitjobs.

Die oft diskutiert­e Abschaffun­g der steuer- und abgabenfre­ien Mini-jobs würde vor allem die Beschäftig­tengruppe, die auf zusätzlich­e Einkommen aus dem Nebenerwer­b angewiesen sei, empfindlic­h treffen, so das IW. „Würden durch politische Interventi­onen beispielsw­eise Minijobs im Nebenerwer­b unattrakti­ver, könnten damit die sozialen Risiken für Betroffene ansteigen, deren Verdienstm­öglichkeit­en im Haupterwer­b begrenzt sind“, heißt es in der Studie.

Die meisten Mehrfachbe­schäftigte­n wollen ihr geringes Einkommen im Hauptberuf aufbessern

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