Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Abgemagerter Grauwal taucht an der Küste Mallorcas auf
MADRID Der Aufruf, „Wally“in Ruhe zu lassen, hatte wenig Erfolg. Freizeitkapitäne, Surfer und sogar Schwimmer näherten sich dem acht Meter langen Grauwal, der keine 100 Meter vor der Küste Mallorcas auftauchte. Das Jungtier schwamm zunächst am Strand des Ferienortes Santa Ponça entlang, im Südwesten der Insel, drehte dann ab und stattete am Freitag, so die mallorquinischen Behörden, der Bucht der Inselhauptstadt Palma einen Besuch ab.
Grauwale verirren sich nur selten ins Mittelmeer. Zuletzt war ein Tier im Mittelmeer vor mehr als zehn Jahren gesichtet worden. Der Meeressäuger lebt eigentlich im Pazifik vor der Us-küste. Dort ist es nicht ungewöhnlich, dass die Grauwale durch flache Gewässer schwimmen, wo sie am Meeresgrund ihre Nahrung suchen: Krebse, Würmer und Weichtiere.
Die Odyssee des vor Mallorca gestrandeten Grauwals begann vor Wochen, als er vom Atlantik kommend durch die Meerenge von Gibraltar ins Mittelmeer schwamm. Zuerst wurde er vor Italiens Küste gesichtet, dann vor Frankreich, wo sich der Wal vorübergehend in einem Fischernetz verfing. Anfang Mai tauchte der Wal schließlich vor der spanischen Festlandküste auf.
Das Schicksal des Wals besorgt die Wissenschaftler, denn sie haben beobachtet, dass „Wally“abmagert und zunehmend erschöpft ist. Die Forscher vermuten, dass das Tier krank ist, und sie schließen nicht aus, das dieser junge Wal bald sterben könnte. Sein Alter wird auf zwei Jahre und sein Gewicht auf etliche Tonnen geschätzt. Normalerweise können diese Meeressäuger bis zu 70 Jahre alt, gut 15 Meter lang und 20 bis 30 Tonnen schwer werden. Nach Angaben der internationalen Naturschutzorganisation WWF existieren heute vor allem Grauwalvorkommen im Pazifik. Im Nordatlantik sei diese Meerestierart durch den Walfang weitgehend ausgerottet worden.