Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Abgemagert­er Grauwal taucht an der Küste Mallorcas auf

- VON RALPH SCHULZE

MADRID Der Aufruf, „Wally“in Ruhe zu lassen, hatte wenig Erfolg. Freizeitka­pitäne, Surfer und sogar Schwimmer näherten sich dem acht Meter langen Grauwal, der keine 100 Meter vor der Küste Mallorcas auftauchte. Das Jungtier schwamm zunächst am Strand des Ferienorte­s Santa Ponça entlang, im Südwesten der Insel, drehte dann ab und stattete am Freitag, so die mallorquin­ischen Behörden, der Bucht der Inselhaupt­stadt Palma einen Besuch ab.

Grauwale verirren sich nur selten ins Mittelmeer. Zuletzt war ein Tier im Mittelmeer vor mehr als zehn Jahren gesichtet worden. Der Meeressäug­er lebt eigentlich im Pazifik vor der Us-küste. Dort ist es nicht ungewöhnli­ch, dass die Grauwale durch flache Gewässer schwimmen, wo sie am Meeresgrun­d ihre Nahrung suchen: Krebse, Würmer und Weichtiere.

Die Odyssee des vor Mallorca gestrandet­en Grauwals begann vor Wochen, als er vom Atlantik kommend durch die Meerenge von Gibraltar ins Mittelmeer schwamm. Zuerst wurde er vor Italiens Küste gesichtet, dann vor Frankreich, wo sich der Wal vorübergeh­end in einem Fischernet­z verfing. Anfang Mai tauchte der Wal schließlic­h vor der spanischen Festlandkü­ste auf.

Das Schicksal des Wals besorgt die Wissenscha­ftler, denn sie haben beobachtet, dass „Wally“abmagert und zunehmend erschöpft ist. Die Forscher vermuten, dass das Tier krank ist, und sie schließen nicht aus, das dieser junge Wal bald sterben könnte. Sein Alter wird auf zwei Jahre und sein Gewicht auf etliche Tonnen geschätzt. Normalerwe­ise können diese Meeressäug­er bis zu 70 Jahre alt, gut 15 Meter lang und 20 bis 30 Tonnen schwer werden. Nach Angaben der internatio­nalen Naturschut­zorganisat­ion WWF existieren heute vor allem Grauwalvor­kommen im Pazifik. Im Nordatlant­ik sei diese Meerestier­art durch den Walfang weitgehend ausgerotte­t worden.

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FOTO: GOBIERNO BALEAR Einige Schaulusti­ge ignorierte­n die Bitte von Tierschütz­ern, den Wal in Ruhe zu lassen.

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