Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
HAMMINKELN
Kerstin Löwenstein aus Brünen will für die SPD in den Landtag. Sie liebt den Wald, die Natur und setzt sich für Soziales ein.
Kerstin Löwenstein aus Brünen will für die SPD in den Landtag
BRÜNEN „Unser Wald“steht auf der kleinen Packung im SPD-ROT. Darin stecken reduziert designte Karten, die den Wald und seine Produkte zeigen. Das Quartett der SPD Hamminkeln hat Kristin Löwenstein für ihre Mutter Kerstin entworfen – die designierte Kandidatin für die Landtagswahl 2022. In einem Jahr soll die 62-jährige Diplomforstwirtin den Wahlkreis 58 ( Wesel, Hamminkeln, Hünxe und Schermbeck) für die SPD zurückerobern. Sie will es mit Themen tun, die grüner sind als die der Grünen. Und mit Sozialem und der Forderung, bezahlbaren Wohnraum „auf Teufel komm raus zu bauen“– alles in allem entspricht das dem Markenkern der SPD. Zuletzt war es der Weseler Norbert Meesters, der für die SPD in den Landtag zog. Bei ihm hat sich Kerstin Löwenstein schon Rat geholt. Er werde sie voll unterstützen, sagt sie.
Frau gegen Frau, Brünerin gegen Brünerin – die Konstellation ist interessant. Die Genossen greifen nicht auf einen Kandidaten aus der Kreisstadt zurück, in der sie traditionell stark sind und die mit Rainer Keller den Spd-bundestagskandidaten stellt. Sie wollen lieber die Frau vom Land mit der freundlichen Art in Düsseldorf sehen, die von sich selbst sagt, dass sie sich durchzusetzen versteht. Hier trifft sie quasi auf eine Nachbarin, die etablierte und anerkannte Cdu-landtagsabgeordnete Charlotte Quik. Eine seltsame Konstellation, in Brünen konzentrieren sich politisch bedeutsame Personen. Auch Bürgermeister
Bernd Romanski lebt hier.
Kerstin wer? Beim Bekanntheitsgrad muss sie viel tun. Sie will durch die Ortsvereine tingeln, hat sich schon der Unterstützung der Genossen in allen Kommunen des Wahlkreises versichert. Richtig losgehen kann es erst im August, wenn ihre Nominierung gelaufen ist. Kaum jemand wird wissen, dass die Brünerin seit September 2020 als Sachkundige Bürgerin der SPD in der Kreispolitik mitmischt. Das tut sie als Sachkundige auch im Hamminkelner Rat, ihr Kompetenzbereich ist jeweils Umwelt und Planung. Dazu ist sie Fraktionssekretärin der Spd-ratsfraktion Hamminkeln.
„Als Diplomforstwirtin habe ich ein ganz besonderes Verhältnis zur Natur. Deswegen will ich mich für
Nachhaltigkeit, Klima-, Arten- und Umweltschutz einsetzen“, sagt sie zu ihren Inhalten und so steht es auch in der offiziellen Spd-verlautbarung. Klingt nüchtern, aber wer mit ihr über Natur und Umwelt spricht, erlebt sie begeistert in einem Feld, das für sie Herzenssache ist. Nachhaltig, achtsam, zu allem was lebt und atmet, Klimaschutz und Waldpädagogik – diese Begriffe fallen und haben bei ihr emotionale wie fachliche Qualität. Sie ist und bleibt Naturwissenschaftlerin. Sie verweist darauf, dass sie bei der Regionale zum Beispiel das Waldband bis zum Niederrhein mitentwickelt hat. Sie weiß viel und analysiert die Veränderung von Landschaft und Natur. Den Klimaschutz hat sie früh thematisiert. „Der Keim fruchtet endlich, ich bin froh, dass man jetzt auf meine Kompetenz hört“, sagt Kerstin Löwenstein. Deshalb findet sie auch Waldführungen gut, denn um die Menschen betroffen zu machen, müsse man ihnen zeigen, was mit der Natur passiert.
So lebt sie auch. Die Brünerin, die seit Jahrzehnten Vegetarierin ist, wohnt auf einem Bauernhof, wo sie Hühner hält und mit Biofutter verwöhnt. Sie streift gerne mit Dackel August und Bernhardiner-boxer-labrador-mischling Pharo durchs Grün. Sie wirkt viel grüner als die meisten Grünen. So gesehen ist der Schritt der Frau, die einst auch im Urwald forschte, in den Polit-dschungel ein Moment, den die Grünen im Wahlkreis genau beobachten werden und müssen. Hier schickt sich jemand an, ihre Themen zu besetzen – und um
Leihstimmen zu buhlen. Auch die CDU wird genau hinschauen. Kerstin Löwenstein hat schon angekündigt, sich um Landwirtschaft und sanften Tourismus zu kümmern. Das sind Felder, in denen sich auch Charlotte Quik tummelt. „Wenn Menschen im Ruhrgebiet wüssten, wie schön es hier ist, würden sie sicherlich noch öfter die wunderbare Natur des Niederrheins genießen“, sagt die SPD-FRAU zum Tourismus, was wiederum so manchem Einheimischen wenig gefallen dürfte. Dazu passt auch der Wolf in der Region.
Löwenstein ist in der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, sie will den größtmöglichen Herdenschutz und Hilfe für Schäfer, aber nicht den Wolf „entnehmen“, wie dessen Abschuss so vermeintlich neutral heißt. Da ist sie ganz klar wie auch bei ihrer Beharrlichkeit, auf dezente Art im Gespräch die Themen zu benennen und abzuarbeiten, die sie sich vorgenommen hat. Doch reicht das, der Amtsinhaberin mit ihrem erheblichen Bekanntheitsgrad nahe zu rücken?
Kerstin Löwenstein will echt sein im Wahlkampf. „Meine Themen sind gelebt. Ich mag keine politischen Phrasen. Wenn ich von etwas überzeugt bin, werde ich kämpferisch“, sagt sie. Sicher wird sie auch ihre Herkunft Ruhrgebiet in die Waagschale werfen. „In Essen habe ich gelernt, auf Menschen zuzugehen, offen zu sein“, sagt sie auf die Frage nach ihrer Stärke. Bei den Schwächen stutzt sie kurz, dann sagt sie: „Ich bin wie ich bin, Show machen kann ich nicht.“Wenn das nicht mal eine besondere Stärke ist.