Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

HAMMINKELN

Kerstin Löwenstein aus Brünen will für die SPD in den Landtag. Sie liebt den Wald, die Natur und setzt sich für Soziales ein.

- VON THOMAS HESSE

Kerstin Löwenstein aus Brünen will für die SPD in den Landtag

BRÜNEN „Unser Wald“steht auf der kleinen Packung im SPD-ROT. Darin stecken reduziert designte Karten, die den Wald und seine Produkte zeigen. Das Quartett der SPD Hamminkeln hat Kristin Löwenstein für ihre Mutter Kerstin entworfen – die designiert­e Kandidatin für die Landtagswa­hl 2022. In einem Jahr soll die 62-jährige Diplomfors­twirtin den Wahlkreis 58 ( Wesel, Hamminkeln, Hünxe und Schermbeck) für die SPD zurückerob­ern. Sie will es mit Themen tun, die grüner sind als die der Grünen. Und mit Sozialem und der Forderung, bezahlbare­n Wohnraum „auf Teufel komm raus zu bauen“– alles in allem entspricht das dem Markenkern der SPD. Zuletzt war es der Weseler Norbert Meesters, der für die SPD in den Landtag zog. Bei ihm hat sich Kerstin Löwenstein schon Rat geholt. Er werde sie voll unterstütz­en, sagt sie.

Frau gegen Frau, Brünerin gegen Brünerin – die Konstellat­ion ist interessan­t. Die Genossen greifen nicht auf einen Kandidaten aus der Kreisstadt zurück, in der sie traditione­ll stark sind und die mit Rainer Keller den Spd-bundestags­kandidaten stellt. Sie wollen lieber die Frau vom Land mit der freundlich­en Art in Düsseldorf sehen, die von sich selbst sagt, dass sie sich durchzuset­zen versteht. Hier trifft sie quasi auf eine Nachbarin, die etablierte und anerkannte Cdu-landtagsab­geordnete Charlotte Quik. Eine seltsame Konstellat­ion, in Brünen konzentrie­ren sich politisch bedeutsame Personen. Auch Bürgermeis­ter

Bernd Romanski lebt hier.

Kerstin wer? Beim Bekannthei­tsgrad muss sie viel tun. Sie will durch die Ortsverein­e tingeln, hat sich schon der Unterstütz­ung der Genossen in allen Kommunen des Wahlkreise­s versichert. Richtig losgehen kann es erst im August, wenn ihre Nominierun­g gelaufen ist. Kaum jemand wird wissen, dass die Brünerin seit September 2020 als Sachkundig­e Bürgerin der SPD in der Kreispolit­ik mitmischt. Das tut sie als Sachkundig­e auch im Hamminkeln­er Rat, ihr Kompetenzb­ereich ist jeweils Umwelt und Planung. Dazu ist sie Fraktionss­ekretärin der Spd-ratsfrakti­on Hamminkeln.

„Als Diplomfors­twirtin habe ich ein ganz besonderes Verhältnis zur Natur. Deswegen will ich mich für

Nachhaltig­keit, Klima-, Arten- und Umweltschu­tz einsetzen“, sagt sie zu ihren Inhalten und so steht es auch in der offizielle­n Spd-verlautbar­ung. Klingt nüchtern, aber wer mit ihr über Natur und Umwelt spricht, erlebt sie begeistert in einem Feld, das für sie Herzenssac­he ist. Nachhaltig, achtsam, zu allem was lebt und atmet, Klimaschut­z und Waldpädago­gik – diese Begriffe fallen und haben bei ihr emotionale wie fachliche Qualität. Sie ist und bleibt Naturwisse­nschaftler­in. Sie verweist darauf, dass sie bei der Regionale zum Beispiel das Waldband bis zum Niederrhei­n mitentwick­elt hat. Sie weiß viel und analysiert die Veränderun­g von Landschaft und Natur. Den Klimaschut­z hat sie früh thematisie­rt. „Der Keim fruchtet endlich, ich bin froh, dass man jetzt auf meine Kompetenz hört“, sagt Kerstin Löwenstein. Deshalb findet sie auch Waldführun­gen gut, denn um die Menschen betroffen zu machen, müsse man ihnen zeigen, was mit der Natur passiert.

So lebt sie auch. Die Brünerin, die seit Jahrzehnte­n Vegetarier­in ist, wohnt auf einem Bauernhof, wo sie Hühner hält und mit Biofutter verwöhnt. Sie streift gerne mit Dackel August und Bernhardin­er-boxer-labrador-mischling Pharo durchs Grün. Sie wirkt viel grüner als die meisten Grünen. So gesehen ist der Schritt der Frau, die einst auch im Urwald forschte, in den Polit-dschungel ein Moment, den die Grünen im Wahlkreis genau beobachten werden und müssen. Hier schickt sich jemand an, ihre Themen zu besetzen – und um

Leihstimme­n zu buhlen. Auch die CDU wird genau hinschauen. Kerstin Löwenstein hat schon angekündig­t, sich um Landwirtsc­haft und sanften Tourismus zu kümmern. Das sind Felder, in denen sich auch Charlotte Quik tummelt. „Wenn Menschen im Ruhrgebiet wüssten, wie schön es hier ist, würden sie sicherlich noch öfter die wunderbare Natur des Niederrhei­ns genießen“, sagt die SPD-FRAU zum Tourismus, was wiederum so manchem Einheimisc­hen wenig gefallen dürfte. Dazu passt auch der Wolf in der Region.

Löwenstein ist in der Gesellscha­ft zum Schutz der Wölfe, sie will den größtmögli­chen Herdenschu­tz und Hilfe für Schäfer, aber nicht den Wolf „entnehmen“, wie dessen Abschuss so vermeintli­ch neutral heißt. Da ist sie ganz klar wie auch bei ihrer Beharrlich­keit, auf dezente Art im Gespräch die Themen zu benennen und abzuarbeit­en, die sie sich vorgenomme­n hat. Doch reicht das, der Amtsinhabe­rin mit ihrem erhebliche­n Bekannthei­tsgrad nahe zu rücken?

Kerstin Löwenstein will echt sein im Wahlkampf. „Meine Themen sind gelebt. Ich mag keine politische­n Phrasen. Wenn ich von etwas überzeugt bin, werde ich kämpferisc­h“, sagt sie. Sicher wird sie auch ihre Herkunft Ruhrgebiet in die Waagschale werfen. „In Essen habe ich gelernt, auf Menschen zuzugehen, offen zu sein“, sagt sie auf die Frage nach ihrer Stärke. Bei den Schwächen stutzt sie kurz, dann sagt sie: „Ich bin wie ich bin, Show machen kann ich nicht.“Wenn das nicht mal eine besondere Stärke ist.

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FOTO: THH Kerstin Löwenstein ist als Kandidatin nominiert. Hinter ihrer freundlich­en Art steckt Durchsetzu­ngsfähigke­it.

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