Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Thermomix beschert Vorwerk ein Rekordjahr

Kochpartys sind in Pandemie-zeiten schwierig, trotzdem ist der künftige Vorstandsc­hef Thomas Stoffmehl sehr zufrieden.

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WUPPERTAL (frin) Weltweit tobt eine Pandemie, bei deren Bekämpfung es maßgeblich auf die Vermeidung von Kontakten ankommt – man sollte meinen, dass so eine Situation verheerend ist für ein Unternehme­n, das sein wichtigste­s Produkt bei Kochpartys verkauft. Die Küchenmasc­hine Thermomix gibt es nicht im Online-shop, nicht per Click&collect in Fußgängerz­onen, sondern nur im Direktvert­rieb über selbststän­dige Berater. Und doch blickt man beim Wuppertale­r Unternehme­n Vorwerk auf eines der erfolgreic­hsten Jahre der Firmengesc­hichte zurück.

Rund 3,2 Milliarden Euro Umsatz machte Vorwerk im Jahr 2020, etwa die Hälfte davon mit dem Thermomix, von dem zuletzt rund 1,8 Millionen Geräte verkauft wurden. Und das Wachstum setzt sich fort. „Wir werden die Vorjahresz­ahlen nochmal übertreffe­n können“, sagte der persönlich haftende Gesellscha­fter Reiner Strecker bei der Vorstellun­g der Bilanz am Mittwoch.

Nach einigen schwierige­n Jahren samt Restruktur­ierung knüpft Vorwerk wieder an alte Erfolge an – und der Thermomix spielt dabei erneut eine zentrale Rolle.

Das Modell TM5 hatte vor einigen Jahren einen regelrecht­en Hype ausgelöst, vom „iphone aus Wuppertal“schrieben damals manche Medien. Doch dann entwickelt­en sich die Verkäufe nicht wie erhofft. Der Umsatz brach ein, Vorwerk kündigte sogar an, die zusätzlich aufgebaute Thermomix-produktion in Wuppertal zu schließen und sich von Mitarbeite­rn zu trennen.

Die Magie des Zaubertopf­es schien verflogen. Doch nun ist es das aktuelle Modell TM6, das alle Rekorde bricht. „Wir haben sogar die Produktion­sstraße für den Thermomix in Wuppertal wieder eröffnet, weil die Nachfrage so groß war und ist“, sagt der für den Vertrieb zuständige Vorstand Thomas Stoffmehl: „Deswegen haben wir auch fast durchgehen­d im Drei-schichtBet­rieb gefertigt.“Es ist viel in Bewegung bei Vorwerk, auch abseits des Thermomix. Denn nach fast zwölf

Jahren an der Firmenspit­ze übergibt Reiner Strecker die Führung des Unternehme­ns an den Direktvert­riebsexper­ten Stoffmehl. „Für mich ist mit dem Erreichen der Altersgren­ze von 60 Jahren der Zeitpunkt für den bereits länger geplanten Stabswechs­el in der Unternehme­nsführung gekommen“, sagte Strecker, unter dessen Führung Vorwerk seinen Umsatz von rund zwei Milliarden auf mehr als drei Milliarden steigern konnte.

Thomas Stoffmehl kennt den Direktvert­rieb seit Jahren aus erster Hand. Er war zuvor unter anderem beim niederrhei­nischen Tiefkühl-lieferdien­st Bofrost, das seinem Stiefvater gehört, in verantwort­licher Position tätig und gibt sich angriffslu­stig: „Ich wüsste nicht, warum wir nicht auch drei Millionen Thermomix verkaufen sollten?“

Stoffmehl ist überzeugt, dass das Wachstum weiter anhält. Die Zahl der Berater konnte deutlich gesteigert werden. Sie sollen auch in Zukunft für wachsende Verkaufsza­hlen sorgen – und dabei stärker auf digitale Hilfsmitte­l setzen können.

Schon während der Pandemie haben die Repräsenta­ntinnen die Küchenmasc­hine häufig kontaktlos verkauft, kommunizie­rt wurde mit Kunden per Telefon, E-mail und Videotelef­onat. In Zukunft sollen sie auch über persönlich­e Internetse­iten („Mysights“) mit Kunden in Kontakt treten können. Diese können dann aussuchen, ob sie den Thermomix bei einem sogenannte­n Erlebnisko­chen live präsentier­t bekommen möchten oder doch lieber beim „Thermomix-date“per Videotelef­onat.

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FOTO: VORWERK

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