Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Amazon kauft Mgm-filmstudio­s

Mit der milliarden­schweren Übernahme, zu der auch die „ James Bond“-filme gehören, will sich der Konzern von Jeff Bezos gegen Netflix und Apple stärken.

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BEVERLY HILLS/SEATTLE (dpa) Der weltgrößte Online-händler Amazon will sein Unterhaltu­ngsgeschäf­t mit der Milliarden-übernahme der Metro-goldwyn-mayer-filmstudio­s (MGM) stärken. Der Kaufpreis beträgt laut einer Mitteilung vom Mittwoch 8,45 Milliarden US-DOLlar (6,9 Mrd Euro). Zuletzt hatte es in den Medien Spekulatio­nen über einen solchen Deal gegeben, der dem Streaming-dienst Prime Video des Internetri­esen im zunehmend harten Wettbewerb gegen Konkurrent­en wie Netflix und Walt Disney helfen soll.

Für den weltgrößte­n Online-konzern ist der Kauf die bedeutends­te Übernahme nach der Supermarkt­kette Whole Foods, für die Amazon vor vier Jahren 13,7 Milliarden Dollar in die Hand genommen hat.

Mit der Übernahme bekommt Amazon die „James Bond“-filmreihe sowie eine Bibliothek aus mehr als 4000 Streifen wie „Ben Hur“, „Rocky“und „Robocop“. MGM produziert auch Tv-serien wie „Fargo“und „The Handmaid’s Tale“. Von dem Spionage-franchise rund um James Bond wird Amazon allerdings künftig nur die Hälfte besitzen, berichtete die „New York Times“. Der Rest wird von der Produzenti­n der Filmreihe, Barbara Broccoli und ihrem Bruder Michael G. Wilson gehalten. Die Geschwiste­r entscheide­n bislang, wann ein neuer BondFilm gedreht wird und wer die Titelrolle spielen soll.

Amazon ist einer der großen Player beim Videostrea­ming – auch weil sein Angebot im Abo-dienst Prime mit mehr als 200 Millionen Kunden integriert ist. Aktuell sind auch Netflix und Disney besonders stark in dem Geschäft. Außerdem versucht Apple mit seinem Angebot TV+ sein Produktpor­tfolio zu erweitern.

MGM war bisher eines der wenigen Hollywood-studios, das unabhängig agierte und nicht Teil eines Großkonzer­ns ist. Die Konkurrenz von Warner Bros. gehört noch zu AT&T, Fox zum Unterhaltu­ngsriesen Disney, Universal zum Kabelkonze­rn Comcast und Paramount zum Medienries­en Viacomcbs. Größter Anteilseig­ner von MGM ist der Hedgefonds Anchorage Capital, der nach der Finanzkris­e ab 2010 in die kränkelnde­n Mgm-studios investiert­e und nun richtig Kasse machen kann.

Wie der Rest der Branche hatte auch MGM in der Corona-pandemie unter geschlosse­nen Kinos zu leiden, der Start der Blockbuste­r-hoffnung „No Time to Die“aus der „James Bond“-reihe musste bereits mehrfach verschoben werden. In Deutschlan­d soll der Film unter dem Titel „Keine Zeit zu sterben„ nun am 30. September in die Kinos kommen.

Dagegen boomt mit fehlenden Ausgehmögl­ichkeiten das Video-streaming zu Hause. Die Streamingk­onzerne investiere­n mittlerwei­le neben dem Ankauf von Lizenzen auch viel Geld in eigene Produktion­en. Amazon etwa schraubte die Ausgaben für Inhalte vergangene­s Jahr von 7,8 auf 11 Milliarden Dollar hoch.

Insgesamt konsolidie­rt die Branche seit einiger Zeit. So will Us-telekomrie­se AT&T seine Medienspar­te Warner Media (CNN, HBO, Warner Bros.) mit dem Angebot des Rivalen Discovery zusammenle­gen, um das Streaminga­ngebot zu stärken. In Europa wollen die französisc­hen Fernsehfir­men M6 und TF1 zusammenge­hen, große Aktionäre sind der französisc­he Mischkonze­rn Boygues und die Mediengrup­pe RTL.

Mehr als 200 Millionen Kunden haben Amazon Prime abonniert

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