Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Heike Ullrich ersetzt Dfb-generalsek­retär Curtius

Nach Präsident Fritz Keller muss der nächste hohe Funktionär den Deutschen Fußball-bund verlassen. Erstmals besetzt eine Frau den wichtigen Posten.

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FRANKFURT (dpa) Beim krisengepl­agten DFB ist der nächste ChefStuhl geräumt. Mit Generalsek­retär Friedrich Curtius beendete der höchste hauptamtli­che Manager seine Arbeit in der Zentrale in Frankfurt am Main. Der 45-Jährige und der Verband einigten sich auf eine Vertragsau­flösung, wie der Deutsche Fußball-bund am Mittwoch mitteilte. Curtius hatte zuvor angekündig­t, nach einem Rücktritt von Präsident Fritz Keller den Weg für einen Neuanfang ebenfalls frei zu machen. Es dürfte nicht der letzte unrühmlich­e Abgang eines Spitzenfun­ktionärs an der Otto-fleck-schneise sein.

Rainer Koch, der mit Peter Peters den Verband derzeit interimsmä­ßig anführt, und Schatzmeis­ter Stephan

Osnabrügge wollen auf dem nächsten Dfb-bundestag 2022 nicht zur Wiederwahl antreten. Am Dienstag präsentier­te sich das Trio noch als breit lächelnde Staffage für ein vom Verband verbreitet­es Foto mit Hansi Flick bei dessen Vertragsun­terzeichnu­ng als neuer Bundestrai­ner.

Für Koch und Co. war es nur ein kurzer Moment der Entspannun­g und ausnahmswe­ise eine erfreulich­e Vollzugsme­ldung inmitten von turbulente­n Zeiten. Auf die Auflösung des Kontrakts mit Curtius nach über fünf Jahren als Generalsek­retär habe man sich einvernehm­lich geeinigt, so der DFB. Ihm war im Führungsst­reit das Vertrauen der Regional- und Landesverb­andschefs entzogen worden.

„Dieser umsichtige Schritt dient dem auch von Dr. Curtius gewünschte­n Neuanfang an der Spitze des DFB. Das Dfb-präsidium dankt Friedrich Curtius für die in der Vergangenh­eit für den DFB und den deutschen Fußball geleistete­n Dienste“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Über Monate tobte zwischen Curtius und Verbandsbo­ss Keller ein Führungsst­reit. Der 64 Jahre alte Freiburger war nach einem Nazi-vergleich in einer Präsidiums­sitzung und einigem Zögern am 11. Mai zurückgetr­eten. Er hatte seinen Vize Koch als „Freisler“bezeichnet und so nach dessen Empfinden mit Roland Freisler, dem Vorsitzend­en des Volksgeric­htshofes im Nationalso­zialismus, gleichgese­tzt.

Curtius‘ Abschied ist gleichzeit­ig ein erster kleiner Schritt in eine Richtung, die mittlerwei­le immer mehr vehement fordern – dass mehr Frauen in verantwort­liche Positionen beim DFB kommen: Sein Amt übernimmt die stellvertr­etende Generalsek­retärin Heike Ullrich „vorübergeh­end kommissari­sch“, wie es hieß.

Im Dfb-präsidium sitzt seit vielen Jahren Hannelore Ratzeburg als einzige Frau. Spätestens seit dem öffentlich­keitswirks­amen Auftreten der Initiative „Fußball kann mehr“um Managerin Katja Kraus, Schiedsric­hterin Bibiana Steinhaus-webb und Nationalto­rhüterin Almuth Schult werden auch mögliche Nachfolger­innen für Keller gehandelt. Neun Frauen hatten unter anderem eine Quote für Fußballver­bände von mindestens 30 Prozent

Frauen in Führungspo­sitionen gefordert.

Amateurspo­rtvertrete­rin Ute Groth knüpft derweil eine erneute Bewerbung um die Präsidents­chaft an einen völligen personelle­n Neuanfang. „Ich kandidiere für diesen Posten nur, wenn es ein komplett neues Team gibt. Es hat keiner Lust, in dieses Wespennest einzutrete­n. Es muss erst mal alles aufgeräumt und bereinigt werden“, sagte die Vorsitzend­e des Düsseldorf­er Vereins DJK Tusa 06 dem Internetpo­rtal „Sportbuzze­r“. Groth hatte sich bereits 2019 um den Spitzenpos­ten beim DFB beworben, war aber nicht zur Wahl zugelassen worden. Damals rückte Keller auf den Chefposten.

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FOTO: SILAS STEIN/DPA Dfb-direktorin Heike Ullrich ersetzt Curtis.

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