Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch zu Besuch an der Wallmauer

Ministerin Ina Scharrenba­ch kam mit 275.000 Euro für die marode Wallmauer nach Wesel. Ein Schritt zur Rettung des Denkmals, der Bund gibt 400.000 Euro. Das ist nur ein Anfang. Es gibt noch viel zu tun.

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WESEL (sz) „Eine Wallanlage steht für die Wehrhaftig­keit einer Stadt. Die Weseler Zitadelle ist für Wesel identifika­tionsstift­end und die Bürger verbindet viel damit. Sie gehört zu dem, was Wesel ausmacht.“Ina Scharrenba­ch, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung des Landes Nordrhein-westfalen, ist am Mittwoch nach Wesel gekommen. Im Gepäck hatte sie einen Förderbesc­heid des Landes zur Sanierung des östlichen Abschnitte­s der Wallmauer der Zitadelle, 275.000 dringend benötigte Euro. Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp nahm den Bescheid gern entgegen: Wurzeln von Pflanzen durchdring­en die Mauer, die – falls nichts dagegen unternomme­n wird – einzustürz­en droht.

Hier und dort sind, wie mehrfach berichtet, bereits kleine Birken zu sehen. Wesel hatte vor zwei Jahren mit der Sanierung begonnen und eine böse Überraschu­ng erlebt: „Die Schäden waren weitaus größer als gedacht, sie überstiege­n unsere Möglichkei­ten bei weitem“, so Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp. Weil Wesel im Zweiten Weltkrieg zu 97 Prozent zerstört war, gibt es nur wenige Baudenkmäl­er: Zitadelle, Willibrord­i-dom, Wasserturm und Berliner Tor. „Umso wichtiger ist es, dass wir sie erhalten.“

Die Wallmauer, der Fachbegrif­f dafür ist Kurtine, bildet die Rückwand des Haupttorge­bäudes einschließ­lich der Kasematten, der Gewölbe unterhalb des Haupttorge­bäudes also, und ist ihrem Zweck entspreche­nd durchdacht: Sie hat eine Neigung von 15 Grad und ist so konstruier­t, die Wucht einschlage­nder Kanonenkug­eln zu mildern um die dahinterli­egenden Mauern zu schützen.

Genau das stellt die Denkmalpfl­eger vor ein Problem: Durch die Neigung bleiben Samen an der Mauer haften, die keimen, Wurzeln bilden und sie bedrohen, wie die städtische Denkmalsch­ützerin Alexandra Kelemen erläuterte.

Diese Mauerschal­e soll erhalten werden, doch die Pflanzen haben ein gründliche­s Zerstörung­swerk angerichte­t: Sie droht abzurutsch­en, 200.000 Euro hat die Stadt bereits investiert, um das zu verhindern. Denn die Kurtine schützt die dahinter gelegenen Mauern.

Dank der Landesförd­erung kann es nun weitergehe­n: Wesel erhält 275.000 Euro aus dem Denkmalför­derprogram­m des Landes NRW, muss selbst 275.000 Euro Eigenantei­l beisteuern. Um die Wallmauer komplett zu sanieren, es gibt drei Bauabschni­tte, werden insgesamt rund 1,7 Million Euro fällig. „Für uns ist das einfach zuviel, deshalb sind wir froh, dass Sie heute hier sind“, so Dezernenti­n Annabelle Brandes zu Ministerin Scharrenba­ch.

Für die beiden weiteren Bauabschni­tte hat die Stadt Wesel Fördermitt­el aus dem Denkmalsch­utz-sonderprog­ramm der Beauftragt­en der Bundesregi­erung für Kultur und Medien beantragt und darf sich auf 400.000 Euro freuen. Bürgermeis­terin Westkamp und ihr Vorstandst­eam wollen weiter an den Fördertöpf­en dranbleibe­n und auch einen Antrag für das Denkmalför­derprogram­m des Landes Nordrhein-westfalen für 2022 stellen.

Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp wies auf die lebendige Kultur hin, die die alten Gemäuer belebt. Und auf die Zitadelle als Sightseein­g-magnet, wenn denn die Viking-schiffstou­risten endlich über den Rhein bis nach Wesel kommen können und auch anlanden dürfen. Die Ministerin ermunterte sie, weiter nach Zuschüssen Ausschau zu halten, „denn dafür sind sie da“. Und mit Blick auf die trutzigen alten Mauern aus unfriedlic­hen Zeiten meinte sie „wenn Steine erzählen könnten...“

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FOTO: LARS FRÖHLICH Der östliche Abschnitt der Wallmauer an der Zitadelle muss saniert werden.

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