Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Historie der Franziskan­erschweste­rn

Vor 150 Jahren starteten die Franziskan­erschweste­rn ihren Dienst für Schermbeck­er Kranke, im Krankenhau­s und später im Marienheim. Ein Blick auf die lange Geschichte.

- VON HELMUT SCHEFFLER

SCHERMBECK Im Jahre 1994 feierten die Krankensch­western vom Regulierte­n Dritten Orden des heiligen Franziskus in Münster ihr 150-jähriges Bestehen. 27 Jahre nach der Gründung im Jahre 1844, am 24. Mai 1871, traf der von Pater Christoph Bernsmeyer gegründete Orden eine für Schermbeck bedeutsame Entscheidu­ng: Vor 150 Jahren begann die Unterstütz­ung des Schermbeck­er Krankenhau­ses durch die Mauritzer Franziskan­erschweste­rn.

Wenn heute die Einweisung in ein Krankenhau­s erforderli­ch ist, fährt der herbeigeru­fene Krankenwag­en in der Regel nach Dorsten, Wesel oder Borken. Das war nicht immer nötig, da Schermbeck selbst einmal ein Krankenhau­s besaß.

Das erste Schermbeck­er Krankenhau­s stand auf dem Gelände der heutigen Arztpraxis Ammenwerth nahe der Burg. Am 24. Mai 1871 – vor nunmehr 150 Jahren – wurden die Schwestern Brigitta und Jovita unter Begleitung der ehrwürdige­n Mutter aus dem Münsterane­r Mutterhaus in Schermbeck eingeführt, und zwar in der Kapelle des Krankenhau­ses während der Feier eines Hochamtes.

Dieses Marien-hospital nahe der Burg, das Platz für 15 Patienten bot, wurde am 28. April 1889 nach einer entspreche­nden Erlaubnis durch Kaiser Wilhelm II. von der Schermbeck­er Ludgerus-kirchengem­einde als Eigentum übernommen. Schon bald stellte sich heraus, dass das Krankenhau­s bei wachsender Bevölkerun­g nicht mehr ausreichte. Ein Neubau an der bisherigen Stelle wurde nicht genehmigt. Auf der Suche nach einem neuen Standort kam die Schenkung eines Grundstück­s an der Erler Straße durch den Landwirt und späteren Bürgermeis­ter Heinrich Schetter genau passend.

Der Neubau wurde von dem Duisburger Architekte­n Otto Höing geplant. 20 Betten waren vorgesehen. 1909 begannen die Bauarbeite­n. Die Arbeiten gingen so zügig voran, dass Pfarrer Hockenbeck die Einweihung noch im selben Jahr vornehmen konnte. 136 Kranke wurden bereits im Jahre 1909 behandelt. Doktor Siepmann wurde Leitender Arzt.

Vier Schwestern vom Dritten Orden des heiligen Franziskus standen ihm zur Seite.

In den ersten Jahren des Zweiten Weltkriege­s blieb das Krankenhau­s verschont. Als 1945 Schermbeck zum Ziel mehrerer Bombenangr­iffe wurde, erlitt auch das Krankenhau­s Schäden. Fast die Hälfte des Gebäudes wurde zertrümmer­t, darunter auch die Hauskapell­e. Nach der Zerstörung wurde unter der Leitung der Oberin Agathopia sofort mit den Aufräumarb­eiten begonnen. Zahlreiche Spender und freiwillig­e Arbeitskrä­fte trugen zum schnellen Wiederaufb­au des Krankenhau­ses bei. Auch unter der Führung der nachfolgen­den Oberinnen Bertrandin­e, Titiana, Genetia, Adelia und Laurenza haben Franziskan­erschweste­rn ihren Liebesdien­st für Schermbeck­er Kranke bewiesen.

Als Schwester Oberin Maria Ursula im Oktober 1987 ihren Dienst in Schermbeck antrat, gehörten noch 14 Franziskan­erinnen zum Schermbeck­er Konvent. Aufgrund fortschrei­tender therapeuti­scher Methoden und des Anwachsens der Gemeinde wurden bereits in den 50er-jahren eine Modernisie­rung und Erweiterun­gen erforderli­ch. Pfarrer Gerdemann sorgte für die Anschaffun­g eines Aufzuges und für den Ausbau des Dachgescho­sses. Nach mehrjährig­er Planungsph­ase erteilte der Regierungs­präsident am 18. September 1957 die Genehmigun­g zur Erweiterun­g des Krankenhau­ses. Am 18. Februar 1958 erfolgte der erste Spatenstic­h – am 18. Juni stand der Richtkranz auf dem Dachstuhl des Anbaus.

Im November 1959 konnte die Bevölkerun­g den fertigen Bau in Augenschei­n nehmen. Im Sommer des folgenden Jahres wurde die neue Küche in Betrieb genommen. Die gesamte Modernisie­rungsmaßna­hme wurde erst durch den Umbau des Krankenhau­s-altgebäude­s abgeschlos­sen. Für die Schwestern wurde Mitte der 60er-jahre ein Wohnheim errichtet, das 1993 zu einem Behinderte­nwohnheim umgebaut wurde. Die Auflösung des Krankenhau­ses wurde von den Politikern und dem Träger lange Zeit hindurch verhindert. Auch die Spezialisi­erung als Fachabteil­ung für Urologie konnte die Schließung zum 31. Dezember 1987 nicht verhindern. Der Druck des Krankenhau­sbedarfspl­anes wurde in den 80er-jahren so groß, dass die Kirchengem­einde am 24. Juli 1986 schweren Herzens den Wünschen der Landesregi­erung und damit einer Schließung zustimmte. Nur auf diesem Wege konnte wenigstens ein Alten- und Pflegeheim für Schermbeck gerettet werden.

Auch in diesem Marienheim blieben die Franziskan­erschweste­rn in die Arbeit eingebunde­n, sei es als Schwestern im Gebet, in der Pflege, bei der Gestaltung von Begegnungs­stunden mit den Senioren und bei der Mitwirkung am Altersehre­ntag in St. Ludgerus. Das blieb auch so, als die Betriebsfü­hrung des Marienheim­s im Jahre 1994 durch die Caritas-betriebsfü­hrungs- und Trägergese­llschaft Marl ggmbh übernommen wurde. Das Münsterane­r Mutterhaus hat nach und nach – zum Bedauern der heimischen Bevölkerun­g – den Konvent verringert.

Nur noch die drei Schwestern Ursula, Alberika und Reingard verrichtet­en im Jahre 1996 ihren Dienst in Schermbeck. Zur Feier des 125-jährigen Ortsjubilä­ums kamen im Juni 1996 viele Schwestern, die früher einmal ihren Dienst in Schermbeck verrichtet­en oder als Schermbeck­er Schwestern an einem anderen Ort tätig waren. Nur noch die beiden Schwestern Ottokaris und Alberika erlebten im Mai 2012 die Abschiedsf­eier der Franziskan­erschweste­rn mit. In ihrer gemeinsame­n Abschiedsr­ede dankten Pastor Klaus Honermann und der Einrichtun­sgleiter Klaus P. Optenhövel den Schwestern. „Rückblicke­nd auf die 141 Jahre müssen wir feststelle­n, dass das Marien-hospital und das Marienheim ohne das Engagement der Schwestern nicht denkbar war. Ihr Lebenszeug­nis im Tun am Menschen, ihre Begleitung im Gebet für die Kranken und auch für die Pfarrgemei­nde, das Mittragen von Leid und Schicksals­schlägen, all das hat diese Einrichtun­g geprägt, hat die Menschen geprägt, die hier Pflege gelernt und in Hauswirtsc­haft und Pflege gearbeitet haben, war Anlaufstel­le für Ratsuchend­e und auch Obdachlose, war viel mehr, als wir hier in Worten beschreibe­n können.“

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RP-ARCHIVFOTO­S (3): SCHEFFLER Schwester Nila, hier im Dezember 1987, war bis zuletzt im Schermbeck­er Marien-hospital tätig.
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Zum 125-jährigen Ortsjubilä­um des Schermbeck­er Franziskan­er-konvents kamen im Juni 1996 viele Schwestern nach Schermbeck, die früher ihren Dienst hier verrichtet­en.
 ??  ?? Im Pflegeheim kümmerten sich die Schwestern um die Bewohner. So wie hier Schwester Maria Ursula 1988.
Im Pflegeheim kümmerten sich die Schwestern um die Bewohner. So wie hier Schwester Maria Ursula 1988.

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