Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Nach dem Abi ins Ausland – trotz Corona
Für dieses Jahr haben Schüler auch kurzfristig noch Chancen auf einen Aufenthalt. Was zu beachten und wie wichtig eine Impfung ist.
DÜSSELDORF Ob als Schüler oder erst nach dem Abitur – eine Weile im Ausland zu lernen und leben, ist auch mitten in der Pandemie möglich. Einen kurzfristigen Platz für den Schüleraustausch können sich Bewerber selbst noch für das Jahr 2021 sichern, etwa in Spanien, Kanada oder in den USA. Beliebt ist nach wie vor auch das sogenannte „Gap Year“– der längere Auslandsaufenthalt nach dem Abitur. Einige Länder haben die Grenzen für solche Angebote jedoch geschlossen.
Für Austauschschüler hat die Pandemie je nach Land unterschiedliche Auswirkungen. „Viele Schulen im Ausland waren in den letzten Monaten im sogenannten Hybrid-system“, sagt Thomas Reiß, Sprecher der Austauschorganisation Stepin. In den USA etwa habe die Umstellung sehr gut funktioniert, weil digitale Medien schon vor der Pandemie eine große Rolle im Unterricht gespielt hätten. Aktuell entspanne sich die Lage in den meisten Ländern. So seien in den USA, Kanada, Irland und Spanien viele zum Präsenzunterricht zurückgekehrt oder planten das zum Beginn des neuen Schulhalbjahres. Eingeschränkt sei die Lage nach wie vor bei Kontaktsportarten, Reisen und Ausflügen.
Auch Simon Dominitz, Verantwortlicher für Deutschland bei Education First (EF), macht Bewerbern Hoffnung auf Präsenzunterricht. Da, wo die Inzidenzen das zuließen, gebe es ihn jetzt schon, sagt Dominitz. Das gelte sowohl für die
Sprachschulen von EF und für die Partnerschulen, mit denen EF für den Austausch zusammenarbeitet. „Eine Garantie können wir natürlich nicht geben, weil das von den jeweiligen Ländern abhängig ist.“
Zwei besonders beliebte Reiseziele machen diese Kluft zwischen den Ländern deutlich. „Australien und Neuseeland lassen niemanden ins Land. Normalerweise sind beide Länder gerade für die Abiturienten interessant“, sagt Dominitz. Aber auch für Schüler, die dahin möchten, gebe es Alternativen im Programm. Wer nach Neuseeland nicht könne, gehe momentan eben eher nach Hawaii. „Es gibt generell unter denen, die sich für einen Auslandsaufenthalt interessieren, aktuell eine große Sehnsucht nach Sonne und Strand“, sagt Dominitz. Aufgrund des Wetters, der Natur und der Entfernung zu Deutschland sei die amerikanische Inselkette für viele eine Alternative.
Besonders viele Bewerber interessieren sich beim Anbieter gerade für das „Gap Year“: „Die Programme, um nach dem Abi ins Ausland zu gehen, sind aktuell sehr gefragt. Da brennt bei uns das Telefon“, sagt Dominitz. Die Lust, für einige Monate in einem anderen Land zu leben, sei bei vielen nach dem „Corona-abitur“groß. „Besonders für die USA und England ist die Nachfrage extrem hoch. Da geht es Corona-technisch ja gerade in die richtige Richtung.“Durch den Impf-fortschritt werden dort bereits viele Einschränkungen zurückgenommen. „Da ist das Leben schon fast wieder wie früher“, sagt Dominitz.
Möglich sei etwa ein Sprachjahr nach dem Abitur. „Das kann man sich vorstellen wie einen Langzeit-sprachkurs im Ausland“, sagt Dominitz. Während bei EF Plätze für den Schüleraustausch kaum noch zu bekommen sind, gibt es beim „Gap Year“bessere Chancen. „Das hängt auch damit zusammen, wo man hin will und ob man für das jeweilige Land ein Visum braucht“, sagt Dominitz. Für den Antrag eines Studentenvisums in den USA bleibe nur noch wenige Wochen Zeit.
Auch die Corona-impfung könnte für Schüler und Abiturienten, die ins Ausland wollen, ein wichtiges Thema werden. Thomas Reiß von Stepin schätzt, dass sie in den nächsten Monaten in den USA sogar zur Voraussetzung für einen Austausch werden könnte. „Aktuell müssen Schüler und ihre Eltern einverstanden sein, sich ansonsten vor Ort
impfen zu lassen“, sagt Reiß. In Kanada gebe es jetzt schon die Möglichkeit für ein Impfangebot vor Ort. „Das ist dort jedoch nicht verpflichtend.“Eine positive Grundhaltung zum Thema sei aber von Vorteil, da die Impfung auch der Gastfamilie eine große Sicherheit gebe.
Egal, in welches Land es geht: Vor der Abreise sind unbedingt die aktuellen Corona-bestimmungen des jeweiligen Ziels zu prüfen. Ob ein negativer Corona-test für die Einreise nötig ist, eine Quarantänepflicht besteht, oder sonstige Regeln zu beachten sind, lässt sich über das Auswärtige Amt herausfinden.