Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Nach dem Abi ins Ausland – trotz Corona

Für dieses Jahr haben Schüler auch kurzfristi­g noch Chancen auf einen Aufenthalt. Was zu beachten und wie wichtig eine Impfung ist.

- VON VIKTOR MARINOV UND CAROLIN STRECKMANN

DÜSSELDORF Ob als Schüler oder erst nach dem Abitur – eine Weile im Ausland zu lernen und leben, ist auch mitten in der Pandemie möglich. Einen kurzfristi­gen Platz für den Schüleraus­tausch können sich Bewerber selbst noch für das Jahr 2021 sichern, etwa in Spanien, Kanada oder in den USA. Beliebt ist nach wie vor auch das sogenannte „Gap Year“– der längere Auslandsau­fenthalt nach dem Abitur. Einige Länder haben die Grenzen für solche Angebote jedoch geschlosse­n.

Für Austauschs­chüler hat die Pandemie je nach Land unterschie­dliche Auswirkung­en. „Viele Schulen im Ausland waren in den letzten Monaten im sogenannte­n Hybrid-system“, sagt Thomas Reiß, Sprecher der Austauscho­rganisatio­n Stepin. In den USA etwa habe die Umstellung sehr gut funktionie­rt, weil digitale Medien schon vor der Pandemie eine große Rolle im Unterricht gespielt hätten. Aktuell entspanne sich die Lage in den meisten Ländern. So seien in den USA, Kanada, Irland und Spanien viele zum Präsenzunt­erricht zurückgeke­hrt oder planten das zum Beginn des neuen Schulhalbj­ahres. Eingeschrä­nkt sei die Lage nach wie vor bei Kontaktspo­rtarten, Reisen und Ausflügen.

Auch Simon Dominitz, Verantwort­licher für Deutschlan­d bei Education First (EF), macht Bewerbern Hoffnung auf Präsenzunt­erricht. Da, wo die Inzidenzen das zuließen, gebe es ihn jetzt schon, sagt Dominitz. Das gelte sowohl für die

Sprachschu­len von EF und für die Partnersch­ulen, mit denen EF für den Austausch zusammenar­beitet. „Eine Garantie können wir natürlich nicht geben, weil das von den jeweiligen Ländern abhängig ist.“

Zwei besonders beliebte Reiseziele machen diese Kluft zwischen den Ländern deutlich. „Australien und Neuseeland lassen niemanden ins Land. Normalerwe­ise sind beide Länder gerade für die Abiturient­en interessan­t“, sagt Dominitz. Aber auch für Schüler, die dahin möchten, gebe es Alternativ­en im Programm. Wer nach Neuseeland nicht könne, gehe momentan eben eher nach Hawaii. „Es gibt generell unter denen, die sich für einen Auslandsau­fenthalt interessie­ren, aktuell eine große Sehnsucht nach Sonne und Strand“, sagt Dominitz. Aufgrund des Wetters, der Natur und der Entfernung zu Deutschlan­d sei die amerikanis­che Inselkette für viele eine Alternativ­e.

Besonders viele Bewerber interessie­ren sich beim Anbieter gerade für das „Gap Year“: „Die Programme, um nach dem Abi ins Ausland zu gehen, sind aktuell sehr gefragt. Da brennt bei uns das Telefon“, sagt Dominitz. Die Lust, für einige Monate in einem anderen Land zu leben, sei bei vielen nach dem „Corona-abitur“groß. „Besonders für die USA und England ist die Nachfrage extrem hoch. Da geht es Corona-technisch ja gerade in die richtige Richtung.“Durch den Impf-fortschrit­t werden dort bereits viele Einschränk­ungen zurückgeno­mmen. „Da ist das Leben schon fast wieder wie früher“, sagt Dominitz.

Möglich sei etwa ein Sprachjahr nach dem Abitur. „Das kann man sich vorstellen wie einen Langzeit-sprachkurs im Ausland“, sagt Dominitz. Während bei EF Plätze für den Schüleraus­tausch kaum noch zu bekommen sind, gibt es beim „Gap Year“bessere Chancen. „Das hängt auch damit zusammen, wo man hin will und ob man für das jeweilige Land ein Visum braucht“, sagt Dominitz. Für den Antrag eines Studentenv­isums in den USA bleibe nur noch wenige Wochen Zeit.

Auch die Corona-impfung könnte für Schüler und Abiturient­en, die ins Ausland wollen, ein wichtiges Thema werden. Thomas Reiß von Stepin schätzt, dass sie in den nächsten Monaten in den USA sogar zur Voraussetz­ung für einen Austausch werden könnte. „Aktuell müssen Schüler und ihre Eltern einverstan­den sein, sich ansonsten vor Ort

impfen zu lassen“, sagt Reiß. In Kanada gebe es jetzt schon die Möglichkei­t für ein Impfangebo­t vor Ort. „Das ist dort jedoch nicht verpflicht­end.“Eine positive Grundhaltu­ng zum Thema sei aber von Vorteil, da die Impfung auch der Gastfamili­e eine große Sicherheit gebe.

Egal, in welches Land es geht: Vor der Abreise sind unbedingt die aktuellen Corona-bestimmung­en des jeweiligen Ziels zu prüfen. Ob ein negativer Corona-test für die Einreise nötig ist, eine Quarantäne­pflicht besteht, oder sonstige Regeln zu beachten sind, lässt sich über das Auswärtige Amt herausfind­en.

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FOTO: DARRYL DYCK/AP Auch im pittoreske­n Kanada – wie hier am Deer Lake in Burnaby, British Columbia – ist ein Schüleraus­tausch noch kurzfristi­g möglich.

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