Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Schulstart mit Testbescheinigung
Alle dürfen wieder in die Schule. Wer will, erhält eine Corona-test-bescheinigung.
DINSLAKEN/VOERDE/HÜNXE Der Neustart in voller Klassenbelegung ist an vielen Schulen gut und glücklich über die Bühne gegangen. Für Diskussionen sorgt einerseits der Umstand, dass nun wieder so viele Menschen in geschlossenen Räumen zusammenkommen. Und andererseits der Anspruch, dass die Schulen nach den Corona-tests der Kinder und Jugendlichen nun auch noch Bescheinigungen darüber ausstellen sollen. Die können die jungen Leute dann als Negativ-testergebnis nutzen. Praktisch für sie; die Schulen müssen das aber auch noch organisieren.
Am Montag habe noch niemand nach so einer Bescheinigung gefragt, sagt Frank Nix, Didaktischer Leiter der Dinslakener Ernst-barlach-gesamtschule. „Wenn jetzt aber sehr viele Schüler so eine Bestätigung haben wollen, dann müssen wir hier zwei mal die Woche zirka 1300 Zettel stempeln. Da können Sie ja `ne halbe Sekretärin für einstellen“, malt er launig aus.
Zumal die Lehrkräfte, die die Papiere unterzeichnen, niemals wirklich attestieren können, dass von 30 Jugendlichen in einer Schulklasse jeder einzelne diesen Test auch wirklich korrekt durchgeführt hat. „Letztlich ist das eine amtliche Bescheinigung, die ich da ausgebe. Darin sehe ich eine Brisanz“, stellt Nix fest. Andererseits: Vielleicht wollen am Ende gar nicht so viele Schüler so einen Beleg, und vielleicht seien sie bald auch überhaupt nicht mehr nötig – vielleicht also werde es gar kein Problem geben. „Wir warten erstmal gelassen ab.“
Im Theodor-heuss-gymnasium in Dinslaken gibt es die Bescheinigungen nicht automatisch für alle in den Klassen, sondern nur auf vorherige Anfrage im Sekretariat. Die Eltern müssen den Bedarf anmelden, die Schüler holen sich das Papier dann ab. Am Montag wurden 20 Zettel auf diese Weise ausgegeben. Das Verfahren soll den organisatorischen Aufwand in Grenzen halten
„Wir sind keine Teststelle“, begründet Schulleiter Thomas Nett. Die Ausstellung auf Wunsch werde man so abarbeiten, wie es gehe, aber wenn etwas Wichtiges passiere, dann gehe das vor. Zum Beispiel: „Wenn hier plötzlich ein Corona-fall auftritt, kostet das zwei Stunden Arbeit in der Verwaltung und im Sekretariat“, so Nett. „Da werde ich einen Teufel tun, irgendwelche Testbescheinigungen auszufüllen.“
An der Gesamtschule Hünxe will man die Bescheinigungen hingegen ab Mittwoch in den Klassen ausgeben. Obwohl Schulleiter Klaus Ginter den Aufwand für alles zusammen – Corona-selbsttests durchführen und Belege anfertigen – durchaus kritisch sieht. „Da wird man ohne weiteres mit einer Unterrichtsstunde rechnen müssen, wenigstens bei den Kleinen“, schätzt er. Zwar hätten inzwischen alle mehr Routine mit den Tests, aber dennoch: „Man nimmt 30 Blätter in die Hand, muss prüfen, ob die Eintragungen so richtig sind“, beschreibt er. Das dauere einfach Zeit. „Zeit, die dann dem eigentlichen Unterricht fehlt. Das wird hier auch sehr unterschiedlich diskutiert: Letztendlich ist das nicht Aufgabe von Schule, so was zu machen.“
Abgesehen von solchen Hürden gibt es an den Schulen aber vor allem großes Glück darüber, dass der Betrieb wieder fast normal läuft. So auch an der Comenius-gesamtschule in Voerde. „Wir haben uns alle gefreut, dass die Schüler wider da sind, und die Schüler haben sich gefreut, dass wir wieder annähernd normalen Unterricht machen können“, erzählt Ursula Reinartz. „Annähernd“, denn die Corona-regeln, Abstandsgebote zum Beispiel, gelten weiter. Außer im Klassenraum– da geht das nicht. „Das ist auch der Grund für eine gewissen Skepsis. Wir hoffen, dass alles gut geht“, sagt Reinartz.
Wobei sie auch nicht verschweigt, dass sich daraus ein pädagogisches Problem ergibt: „Die Schüler sitzen in den Klassen unmittelbar nebeneinander. Da ist es natürlich schwierig zu vermitteln, warum sie auf dem Schulhof Abstand halten sollen.“