Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wirbel um Werbung der Nrw-polizei auf „Epoch Times“

Schuld an der Platzierun­g auf der Website, die dem rechtsextr­emen Lager zugeordnet wird, soll die Google-programmie­rung sein.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Auf der Nachrichte­nplattform Epochtimes.de sind Werbeanzei­gen der nordrhein-westfälisc­hen Polizei aufgetauch­t, auf denen die Polizei um Nachwuchs wirbt. Die Landtagsfr­aktion der SPD ist darüber entsetzt. „Wie kann das Innenminis­terium auf einem Portal, das dem rechtsextr­emen Lager zugeordnet wird, um Personal werben?“, fragt der Spd-landtagsab­geordnete Alexander Vogt. „Das ist doch völlig abstrus. Da kann man gleich den Bock zum Gärtner machen“, so Vogt. Die SPD fordert Aufklärung und hat beantragt, den Vorgang auf die Tagesordnu­ng der kommenden Ausschusss­itzung für Kultur und Medien zu setzen.

Das Nrw-innenminis­terium erklärte auf Anfrage, dass die Polizei NRW am 18. Mai von einem Nutzer des sozialen Netzwerks Twitter auf eine Werbeplatz­ierung auf der Seite Epochtimes.de aufmerksam gemacht worden sei. Daraufhin habe man umgehend reagiert und die Kampagne vorübergeh­end gestoppt. „Die Personalwe­rbung hat bei der Ausspielun­g von Online-werbung hohe Sicherheit­sstandards, auch um Werbung auf umstritten­en Websites bestmöglic­h zu verhindern. Dazu gehört eine BlackList, welche regelmäßig aktualisie­rt wird“, so das Innenminis­terium.

Die landeszent­rale Personalwe­rbung des zuständige­n Polizei-landesamte­s nutzt demnach eine „automatisi­erte Werbeaussp­ielung“ über das Google-display-netzwerk, um Online-banner zu verschiede­nen Kommunikat­ionsanläss­en der Nachwuchsg­ewinnung der Polizei NRW zu schalten. „Mit der Aussteueru­ng der Kampagnen wurde ein externer Dienstleis­ter beauftragt“, heißt es beim Innenminis­terium. Nach dem Stopp der Kampagne seien die Einstellun­gen angepasst worden. „Dies beinhaltet­e unter anderem die Aufnahme der Seite ,Epochtimes’ in die Black-list“, so das Innenminis­terium.

Die Gewerkscha­ft der Polizei in NRW fordert, dass sich so ein Fall nicht wiederholt. „Wer rechtsextr­emen Positionen nahesteht, hat in der Polizei nichts zu suchen. Deshalb ist es ein verheerend­es Signal, wenn ausgerechn­et in der ,Epoch Times’ für den Polizeiber­uf geworben wird“, sagt Michael Maatz, stellvertr­etender Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei in NRW. „Dass die Anzeigen dort nicht absichtlic­h geschaltet wurden, sondern offenbar durch einen Algorithmu­s, macht es nicht besser. Denn die Nutzer der rechten Plattform wissen das nicht. Sie müssen den Eindruck gewinnen, dass sie wegen ihrer sehr weit rechts stehenden Einstellun­g bei der Polizei willkommen sind.“Auch das Nrw-schulminis­terium war zuletzt mit der Imagekampa­gne („Einfach Klasse“), mit der sie den Lehrerberu­f warb, mit Werbebanne­r auf der Seite Epochtimes.de zu sehen. Auch hier soll die Google-programmie­rung Ursache des Problems gewesen sein.

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