Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wirbel um Werbung der Nrw-polizei auf „Epoch Times“
Schuld an der Platzierung auf der Website, die dem rechtsextremen Lager zugeordnet wird, soll die Google-programmierung sein.
DÜSSELDORF Auf der Nachrichtenplattform Epochtimes.de sind Werbeanzeigen der nordrhein-westfälischen Polizei aufgetaucht, auf denen die Polizei um Nachwuchs wirbt. Die Landtagsfraktion der SPD ist darüber entsetzt. „Wie kann das Innenministerium auf einem Portal, das dem rechtsextremen Lager zugeordnet wird, um Personal werben?“, fragt der Spd-landtagsabgeordnete Alexander Vogt. „Das ist doch völlig abstrus. Da kann man gleich den Bock zum Gärtner machen“, so Vogt. Die SPD fordert Aufklärung und hat beantragt, den Vorgang auf die Tagesordnung der kommenden Ausschusssitzung für Kultur und Medien zu setzen.
Das Nrw-innenministerium erklärte auf Anfrage, dass die Polizei NRW am 18. Mai von einem Nutzer des sozialen Netzwerks Twitter auf eine Werbeplatzierung auf der Seite Epochtimes.de aufmerksam gemacht worden sei. Daraufhin habe man umgehend reagiert und die Kampagne vorübergehend gestoppt. „Die Personalwerbung hat bei der Ausspielung von Online-werbung hohe Sicherheitsstandards, auch um Werbung auf umstrittenen Websites bestmöglich zu verhindern. Dazu gehört eine BlackList, welche regelmäßig aktualisiert wird“, so das Innenministerium.
Die landeszentrale Personalwerbung des zuständigen Polizei-landesamtes nutzt demnach eine „automatisierte Werbeausspielung“ über das Google-display-netzwerk, um Online-banner zu verschiedenen Kommunikationsanlässen der Nachwuchsgewinnung der Polizei NRW zu schalten. „Mit der Aussteuerung der Kampagnen wurde ein externer Dienstleister beauftragt“, heißt es beim Innenministerium. Nach dem Stopp der Kampagne seien die Einstellungen angepasst worden. „Dies beinhaltete unter anderem die Aufnahme der Seite ,Epochtimes’ in die Black-list“, so das Innenministerium.
Die Gewerkschaft der Polizei in NRW fordert, dass sich so ein Fall nicht wiederholt. „Wer rechtsextremen Positionen nahesteht, hat in der Polizei nichts zu suchen. Deshalb ist es ein verheerendes Signal, wenn ausgerechnet in der ,Epoch Times’ für den Polizeiberuf geworben wird“, sagt Michael Maatz, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in NRW. „Dass die Anzeigen dort nicht absichtlich geschaltet wurden, sondern offenbar durch einen Algorithmus, macht es nicht besser. Denn die Nutzer der rechten Plattform wissen das nicht. Sie müssen den Eindruck gewinnen, dass sie wegen ihrer sehr weit rechts stehenden Einstellung bei der Polizei willkommen sind.“Auch das Nrw-schulministerium war zuletzt mit der Imagekampagne („Einfach Klasse“), mit der sie den Lehrerberuf warb, mit Werbebanner auf der Seite Epochtimes.de zu sehen. Auch hier soll die Google-programmierung Ursache des Problems gewesen sein.