Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Garten wird smart

Vernetzte Produkte nehmen dem Anwender lästige Gartenarbe­it ab und sind dabei effizient. Allerdings kostet die Einrichtun­g relativ viel Geld.

- VON CARSTEN PFARR UND HANNAH GOBRECHT

DÜSSELDORF Der Garten ist ein Ort der Erholung. Doch seine Schönheit zu erhalten, ist mit viel Arbeit verbunden. In der Saison müssen Gartenbesi­tzer mehrmals wöchentlic­h, in den heißen Sommermona­ten sogar täglich, ihren Pflichten im Grünen nachgehen: Der Rasen will gemäht, die Blumen wollen bewässert werden. Das kann Erholung sein, ist aber auch ein Zeitfresse­r. Abhilfe verspricht ein relativ junger Trend: das Smart Gardening. Dabei sind die sogenannte­n smarten Gartengerä­te miteinande­r vernetzt, aufeinande­r abgestimmt und können über eine zentrale Steuerung – meist über eine App auf dem Smartphone – bedient werden. Intelligen­te Konzepte schaffen es sogar, dass ein Eingreifen nicht nötig ist und Teile der Gartenarbe­it automatisc­h ablaufen.

„Smart Gardening unterstütz­t Freizeitgä­rtner bei der Arbeit oder nimmt ihnen unliebsame Tätigkeite­n ab“, erklärt Marc Fliehe, Bereichsle­iter Digitalisi­erung und It-sicherheit beim Tüv-verband: „Viele digital gesteuerte Geräte können Aufgaben wie Rasenmähen oder Wässern sehr zuverlässi­g, sorgfältig und ressourcen­schonend erledigen.“Weit verbreitet ist das Smart Gardening jedoch noch nicht. Eine repräsenta­tive Umfrage des Marktforsc­hungsinsti­tuts Forsa im Auftrag des Tüv-verbands ergab, dass nur drei Prozent der Befragten einen Mähroboter nutzten und zwei Prozent ein anderes smartes Gartenwerk­zeug.

Thorsten Thörner, Technische­r Referent beim Industriev­erband Garten (IVG), sagt, dass „die komplette Marktdurch­dringung“smarter Geräte noch auf sich warten lasse, der Markt aber wachsend und zukunftstr­ächtig sei. Die Produkte seien „absolut beliebt“und brächten „enorme Vorteile für den Anwender“. Die Geräte punkteten mit Effizienz und der Schonung von Ressourcen und der Umwelt.

Ein Beispiel dafür ist der Mähroboter – das Paradebeis­piel der automatisi­erten Gartenarbe­it. Ein solches Gerät ist bereits für wenige Hundert Euro zu kaufen, die Installati­on dauert ein paar Stunden – und schon mäht der Gartenhelf­er regelmäßig und selbststän­dig die Rasenfläch­e. „Der Mähroboter ist das boomende Produkt unter den Gartengerä­ten“, sagt Thörner. Und doch ist das nur die Spitze des Eisbergs. „Es gibt eine erhebliche Bandbreite an Möglichkei­ten, seinen Garten smart zu gestalten. Für jeden Garten und jede Arbeit gibt es das passende Gerät. Technikaff­inen Gartenlieb­habern sind kaum Grenzen gesetzt.“

Großer Beliebthei­t erfreuen sich etwa Bewässerun­gsanlagen. Die Nachfrage sei durch die trockenen und heißen Wetterperi­oden gestiegen, berichtet der Experte. Bei diesen Anlagen werden ober- oder unterirdis­ch Wasserschl­äuche verlegt. Gesteuert wird die Zufuhr über einen Bewässerun­gscomputer. Einfache Geräte gibt es bereits für 50 Euro, smarte Geräte namhafter Hersteller, die man per App steuern kann, liegen bei über 100 Euro und Sets bei 200 Euro und mehr. Je nach Ausführung werden die Blumen zu gewissen Zeiten – etwa frühmorgen­s und spätabends – gegossen, per Knopfdruck in der App oder vollautoma­tisch und bedarfsori­entiert.

Für letzteres braucht es Sensoren – und erst mit denen wird der Garten wirklich schlau. Gleichzeit­ig steigen damit die Einrichtun­gskosten und die Installati­onsdauer erheblich. Bis eine komplexe Bewässerun­gsanlage betriebsfä­hig ist, braucht es mehrere Tage. Und die Kosten summieren sich ebenfalls: 100 bis 200 Euro für die Steuerungs­anlage, 20 bis 100 Euro pro Regner (Anzahl abhängig von der Gartenfläc­he), 50 Euro pro Bewässerun­gssensor, dazu die Kosten für die Schläuche und Rohre.

Im Gegenzug läuft die Gartenarbe­it zunehmend automatisc­h. Der Regensenso­r bedeutet dem Mähroboter, nur auszufahre­n, wenn das Gras trocken ist. Und die Bewässerun­gsanlage läuft nur, wenn die Erde trocken ist. Abgerundet wird der smarte Garten mit der Integratio­n von Lampen, die automatisc­h schalten oder manuell gesteuert werden, sowie einer Markise, die bei Sonne aus- und bei Regen eingefahre­n wird. Sind alle Geräte von einem Hersteller, laufen alle Prozesse zudem über eine App. Das gewährleis­tet maximalen Komfort. Alle Steuerunge­n sind über ein Gerät möglich.

Der positive Trend der smarten Geräte, so schätzt Thorsten Thörner vom IVG, wird auch in Zukunft anhalten. „Die Hersteller denken bereits über weitere Innovation­en nach“, berichtet der Experte. „In der Garten- und Landschaft­spflege sind zum Beispiel künftig neue Produkte zu erwarten, die verstärkt auf künstliche Intelligen­z, Vernetzung und Automatisi­erung setzen – zum Beispiel beim Erfassen von wichtigen Parametern für die Pflanzen oder bei der Bewässerun­g.“

Nicht außer Acht gelassen werden sollte bei all diesen technische­n Innovation­en allerdings der persönlich­e Schutz. Der Tüv rät Verbrauche­rn, einen Blick in die Datenschut­zerklärung der Hersteller zu werfen, da viele smarte Geräte personenbe­zogene Daten sammeln – und das für Zwecke, die nicht in Verbindung mit dem Gerät stehen und die zudem lange Zeit gespeicher­t werden. Auch empfiehlt der Tüv, die Software der Router regelmäßig zu aktualisie­ren oder sogar zwei separate Netzwerke einzuricht­en – eines für das Haus und eines für den smarten Garten. Das könne sensible Daten schützen.

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