Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der Garten wird smart
Vernetzte Produkte nehmen dem Anwender lästige Gartenarbeit ab und sind dabei effizient. Allerdings kostet die Einrichtung relativ viel Geld.
DÜSSELDORF Der Garten ist ein Ort der Erholung. Doch seine Schönheit zu erhalten, ist mit viel Arbeit verbunden. In der Saison müssen Gartenbesitzer mehrmals wöchentlich, in den heißen Sommermonaten sogar täglich, ihren Pflichten im Grünen nachgehen: Der Rasen will gemäht, die Blumen wollen bewässert werden. Das kann Erholung sein, ist aber auch ein Zeitfresser. Abhilfe verspricht ein relativ junger Trend: das Smart Gardening. Dabei sind die sogenannten smarten Gartengeräte miteinander vernetzt, aufeinander abgestimmt und können über eine zentrale Steuerung – meist über eine App auf dem Smartphone – bedient werden. Intelligente Konzepte schaffen es sogar, dass ein Eingreifen nicht nötig ist und Teile der Gartenarbeit automatisch ablaufen.
„Smart Gardening unterstützt Freizeitgärtner bei der Arbeit oder nimmt ihnen unliebsame Tätigkeiten ab“, erklärt Marc Fliehe, Bereichsleiter Digitalisierung und It-sicherheit beim Tüv-verband: „Viele digital gesteuerte Geräte können Aufgaben wie Rasenmähen oder Wässern sehr zuverlässig, sorgfältig und ressourcenschonend erledigen.“Weit verbreitet ist das Smart Gardening jedoch noch nicht. Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Tüv-verbands ergab, dass nur drei Prozent der Befragten einen Mähroboter nutzten und zwei Prozent ein anderes smartes Gartenwerkzeug.
Thorsten Thörner, Technischer Referent beim Industrieverband Garten (IVG), sagt, dass „die komplette Marktdurchdringung“smarter Geräte noch auf sich warten lasse, der Markt aber wachsend und zukunftsträchtig sei. Die Produkte seien „absolut beliebt“und brächten „enorme Vorteile für den Anwender“. Die Geräte punkteten mit Effizienz und der Schonung von Ressourcen und der Umwelt.
Ein Beispiel dafür ist der Mähroboter – das Paradebeispiel der automatisierten Gartenarbeit. Ein solches Gerät ist bereits für wenige Hundert Euro zu kaufen, die Installation dauert ein paar Stunden – und schon mäht der Gartenhelfer regelmäßig und selbstständig die Rasenfläche. „Der Mähroboter ist das boomende Produkt unter den Gartengeräten“, sagt Thörner. Und doch ist das nur die Spitze des Eisbergs. „Es gibt eine erhebliche Bandbreite an Möglichkeiten, seinen Garten smart zu gestalten. Für jeden Garten und jede Arbeit gibt es das passende Gerät. Technikaffinen Gartenliebhabern sind kaum Grenzen gesetzt.“
Großer Beliebtheit erfreuen sich etwa Bewässerungsanlagen. Die Nachfrage sei durch die trockenen und heißen Wetterperioden gestiegen, berichtet der Experte. Bei diesen Anlagen werden ober- oder unterirdisch Wasserschläuche verlegt. Gesteuert wird die Zufuhr über einen Bewässerungscomputer. Einfache Geräte gibt es bereits für 50 Euro, smarte Geräte namhafter Hersteller, die man per App steuern kann, liegen bei über 100 Euro und Sets bei 200 Euro und mehr. Je nach Ausführung werden die Blumen zu gewissen Zeiten – etwa frühmorgens und spätabends – gegossen, per Knopfdruck in der App oder vollautomatisch und bedarfsorientiert.
Für letzteres braucht es Sensoren – und erst mit denen wird der Garten wirklich schlau. Gleichzeitig steigen damit die Einrichtungskosten und die Installationsdauer erheblich. Bis eine komplexe Bewässerungsanlage betriebsfähig ist, braucht es mehrere Tage. Und die Kosten summieren sich ebenfalls: 100 bis 200 Euro für die Steuerungsanlage, 20 bis 100 Euro pro Regner (Anzahl abhängig von der Gartenfläche), 50 Euro pro Bewässerungssensor, dazu die Kosten für die Schläuche und Rohre.
Im Gegenzug läuft die Gartenarbeit zunehmend automatisch. Der Regensensor bedeutet dem Mähroboter, nur auszufahren, wenn das Gras trocken ist. Und die Bewässerungsanlage läuft nur, wenn die Erde trocken ist. Abgerundet wird der smarte Garten mit der Integration von Lampen, die automatisch schalten oder manuell gesteuert werden, sowie einer Markise, die bei Sonne aus- und bei Regen eingefahren wird. Sind alle Geräte von einem Hersteller, laufen alle Prozesse zudem über eine App. Das gewährleistet maximalen Komfort. Alle Steuerungen sind über ein Gerät möglich.
Der positive Trend der smarten Geräte, so schätzt Thorsten Thörner vom IVG, wird auch in Zukunft anhalten. „Die Hersteller denken bereits über weitere Innovationen nach“, berichtet der Experte. „In der Garten- und Landschaftspflege sind zum Beispiel künftig neue Produkte zu erwarten, die verstärkt auf künstliche Intelligenz, Vernetzung und Automatisierung setzen – zum Beispiel beim Erfassen von wichtigen Parametern für die Pflanzen oder bei der Bewässerung.“
Nicht außer Acht gelassen werden sollte bei all diesen technischen Innovationen allerdings der persönliche Schutz. Der Tüv rät Verbrauchern, einen Blick in die Datenschutzerklärung der Hersteller zu werfen, da viele smarte Geräte personenbezogene Daten sammeln – und das für Zwecke, die nicht in Verbindung mit dem Gerät stehen und die zudem lange Zeit gespeichert werden. Auch empfiehlt der Tüv, die Software der Router regelmäßig zu aktualisieren oder sogar zwei separate Netzwerke einzurichten – eines für das Haus und eines für den smarten Garten. Das könne sensible Daten schützen.