Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Knappe Mehrheit im zweiten Anlauf

Das Nachsitzen hatte Lerneffekt im Hamminkeln­er Rat. Am 20. Mai war die Sitzung abgebroche­n worden, nun ging es ziemlich sachlich um das Abfallents­orgungssys­tem. Noch vor den Ferien soll eine Entscheidu­ng zum neuen Müllsystem fallen.

- VON THOMAS HESSE

HAMMINKELN War da was? Trotz des aufsehener­regenden Auszugs der Cdu-fraktion aus der Ratssitzun­g am 20. Mai im Streit um das Müllwieges­ystem blieb in der nötig gewordenen neuen Sitzung am Montag die große Abrechnung aus. Die Debatte über die von der FWI beantragte Überprüfun­g des Abfallents­orgungssys­tems und den damit späteren Zeitpunkt der Entscheidu­ng verlief diesmal – mit kleinen Abstrichen – betont sachlich. Dennoch gab es Reaktionen im Zusammenha­ng mit der abgebroche­nen Sitzung. Ein Ergebnis gab es auch: Vor den Ferien sind der Bauausschu­ss am 23. Juni und der Rat am 1. Juli am Zug.

Er habe mit allen Fraktionsv­orsitzende­n gesprochen, sagte Cdu-fraktionsc­hef Johannes Bauhaus gleich zu Beginn. Damit meint er nicht nur den von der CDU verursacht­en Sitzungsab­bruch, sondern auch die Suche nach einer Mehrheit in der Müllfrage. Bauhaus bat aber die Bürger um Nachsicht, die am 20. Mai wegen anderer Tagesordnu­ngspunkte gekommen waren und unverricht­eter Dinge abziehen mussten. Demonstrat­iv reagierte Bürgermeis­ter Bernd Romanski zu Sitzungsbe­ginn mit einer Entschuldi­gung bei den Bürgern, dass einige Besucher vergeblich gekommen seien – ein unausgespr­ochener Hinweis auf die Verursache­r. Immerhin, so beruhigte der Verwaltung­schef offenbar aufgekomme­ne Vermutunge­n, gebe es für den Rat kein zweites Sitzungsge­ld, nur Fahrgeld.

Die anderen Fraktionen hielten sich demonstrat­iv zurück. Nur Grünen-fraktionss­precher Johannes Flaswinkel beurteilte den Cdu-auszug als „schwarzen Tag für die Demokratie und Streitkult­ur in Hamminkeln“. Für ihn hatte sich Unvorstell­bares ereignet, nämlich dass die „Reduzierun­g des Rates durch die Corona-pandemie unfair ausgenutzt wurde“. Nur wegen der so entstanden­en Mehrheitsv­erhältniss­e hatte der Auszug abbrechend­e Wirkung.

In der Sache ging es dann um das eigentlich­e Thema, wann das Müllsystem beraten werden soll. Die CDU blieb knapp bei ihrer Vorstellun­g, dass nach den Sommerferi­en entschiede­n werden soll, also dem Beschluss im Bauausschu­ss. Die FWI ließ nicht locker. Fraktionsc­hef

Martin Wente bezog sich auf das Rechnungsp­rüfungsamt, das kein Hindernis für eine Müll-ausschreib­ung im September gesehen hatte. Er forderte mehr inhaltlich­e statt formale Debatte. Jörg Adams (SPD) setzte auf Tempo: „Lieber drei Monate zu früh als eine Woche zu spät.“Johannes Flaswinkel bekannte deutlich: „Die Bürger sind die Diskussion satt.“Nach den Erfahrunge­n mit der letzten Ausschreib­ung wolle er mehr Vorlauf haben.

Schärfe war Thema, als Ulrich Streich (FWI) eine Entschuldi­gung der FDP verlangte, die von „fadenschei­niger Hetze“gesprochen habe. Der liberale Chef Armin Marth wies das zurück.

Bei der Abstimmung blieben die Fronten bestehen. SPD, Grüne, FDP und SPD setzten sich knapp gegen CDU und FWI und zudem durch, dass es zügig mit der Beratung im Bauausschu­ss am 23. Juni weitergeht.

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