Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Viele Brautpaare trauen sich noch nicht
Nachdem die Inzidenzzahlen im Kreis Wesel weiter gesunken sind, werden Hochzeitsfeiern wieder möglich. Die Redaktion hat sich bei Gastwirten umgehört. Fazit: Die Lust aufs Heiraten steigt, aber noch überwiegt die Unsicherheit.
KREIS WESEL Nachdem die Infektionszahlen gesunken sind und die Regeln gelockert wurden, sind im Kreis Wesel auch wieder Hochzeitsfeiern denkbar. Allerdings müssen die Brautleute und ihre Gäste nach wie vor einige Regeln einhalten – und sollten die Infektionszahlen wieder steigen, drohen kurzfristig Einschränkungen. Das erschwert die Planung von Hochzeitsfeiern. Warten Brautleute deshalb lieber noch ab oder laden sie ihre Familie und Freunde für den Sommer zu einer großen Feier ein? Wir haben bei den Vermietern von Veranstaltungsräumen in der Region nachgefragt.
Schützenhaus in Xanten Hochzeiten würden langfristig geplant, viele Monate im Voraus, sagt Michael Neumaier, Betreiber des Schützenhauses auf dem Fürstenberg. Er rechne deshalb nicht damit, dass Paare jetzt kurzfristig eine Feier für den Sommer planten. Bisher gebe es keine Anfragen. Im Gegenteil: Viele, die ursprünglich im Juni oder Juli feiern wollten, hätten ihren Termin schon verschoben und würden auch dabei bleiben. Auch Brautpaare, die eine Feier im September planten, würden eher überlegen, das Fest aufs nächste Jahr zu verschieben. „Die Leute sind zurückhaltend und trauen der Situation noch nicht.“Zumal es um größere Feiern mit viel Vorbereitung gehe. Deshalb wolle niemand das Risiko eingehen, dass er seine Gäste doch wieder kurzfristig ausladen müsse. Kleinere Feiern anlässlich eines Geburtstags würden dagegen wieder angemeldet, aber dann für einen Saal im Hotel und Restaurant Neumaier. Bis zum Herbst werde sich die Situation hoffentlich so entwickeln, dass größere Feiern möglich und auch planbar seien. Ende September seien dann auch wieder Ü30-partys denkbar.
Kamper Hof in Rheinberg In ihren beiden Event-locations Kamper Hof und Schloss Moyland stehen noch einige Hochzeiten im Kalender.„wobei die meisten Brautpaare die bis Ende Juni geplanten Hochzeiten verschoben oder storniert haben“, sagt Michiel Aaldering von der Aaldering-unternehmensgruppe.„darunter waren teilweise Hochzeiten, die schon 2018 oder 2019 für 2020 gebucht waren und schon einmal verschoben werden mussten.“In jedem Fall suche man mit den Paaren nach Lösungen. Man sei froh, dass die jetzt beschlossene Verordnung „fast normale“Hochzeiten ermögliche und es wieder Planungssicherheit gebe. Aaldering: „Es ist tatsächlich auch schon zu vielen neuen Anfragen für dieses Jahr gekommen.“Durch frühzeitige Stornierungen oder Verschiebungen gebe es tatsächlich noch freie Termine im Juli. Auch die Bodega im Scheffel, ebenfalls in Rheinberg, plane Veranstaltungen und stehe wieder zur Verfügung. Die nächste Hochzeitsmesse ist für den 14. November im Kamper Hof geplant.
Waldrestaurant Höfer in Sonsbeck Einige wenige Hochzeitsfeiern stehen in den nächsten vier Wochen im Waldrestaurant Höfer noch an. „Die meisten Feiern im Sommer wurden aber schon längst storniert“, erzählt die Betreiberin Friederike Höfer-wolters. „Die Brautpaare wollen ohne Einschränkungen feiern. Eine geringere Gästezahl ist okay, aber Feiern ohne zu tanzen und auf Abstand für die meisten unvorstellbar.“Und doch machten sich die wieder sinkenden Inzidenzwerte bei den Buchungen bemerkbar. Ein Brautpaar, das seine Hochzeit eigentlich abgesagt hatte, wolle nun doch feiern. Vier weitere, bei denen die Entscheidung noch offen war, hätten nun definitiv zugesagt, so Höfer-wolters. „Wir haben den Paaren die Option gelassen, bis zum Schluss kostenlos zu stornieren, weshalb unsere Auftragsbücher doch einige Hochzeits-termine enthalten.“Gern genutzt werde die Möglichkeit, draußen zu feiern. Dafür hat die Betreiberin vor zwei Wochen einen Hochzeitspavillon bauen lassen. „Unser Schreiner hat an Trauungen im Frühjahr nicht mehr geglaubt, letztlich bauten er und seine Helfer bis Mitternacht am Pavillon, weil am nächsten Morgen um 11 Uhr schon die erste Hochzeit anstand“, so Höfer-wolters. Sie betont, dass dieses Jahr auch spontane Feiern im Hause möglich seien. „Unser Team kann innerhalb weniger Tage eine Hochzeitsfeier organisieren.“Angesichts der prall gefüllten Auftragsbücher im kommenden Jahr empfiehlt die Betreiberin sogar eine spontane Feier in 2021.
Landhaus Gietmann in Veen Das Landhaus Gietmann hat zuletzt, als Außengastronomie wieder erlaubt war, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten wieder standesamtliche Trauungen im Schlemmergarten und im Innenhof angeboten. Als die Inzidenz jetzt stabil weiter nach unten und die Sonne verlässlich sommerlich aufging, so Willy Gietmann, habe das Brautpaare beflügelt, den Bund fürs Leben einzugehen und das auch gebührend zu feiern. „Das Telefon steht nicht mehr still“, sagt der Gastronom, der nach eigenen Angaben „gut durch die Krise gekommen“ist.inzwischen seien Indoor-gesellschaften wieder möglich. Tendenz steigend. Bis aber auch wieder Musik und Tanz erlaubt seien, warte er auf dezidiert grünes Licht. „Insgesamt ist die Verunsicherung noch groß“, so Gietmann, „wir tun, was erlaubt ist, gehen aber kein Risiko ein.“Vom Personal her sei’s kein Problem auf Normalbetrieb hochzufahren. Die Paare würden unterschiedlich auf die „noch wacklige Lage“reagieren. Manche würden jetzt voller Zuversicht in die Vorbereitung fürs Hochzeitsfest im Sommer einsteigen, andere weiter auf Nummer sicher gehen und die für August gebuchte Feier aufs nächste Jahr verschieben.