Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Identifikation nicht mehr möglich
Kirchenaustritt
Hineingeboren, mittlerweile 60-jährig, in eine erzkonservative, römisch-katholische Familie mit der Identifikation von hohen christlich- humanistischen Werten. In jungen Jahren durchaus schon Zweifel am strafenden Gott und der Amtskirche. Empfang aller Sakramente, Ausbildung, Studium und langjährige Tätigkeiten bei katholischen Organisationen. Ständige Auseinandersetzung mit doppelmoralischen Zwängen, wie der Verpflichtung, Wiederverheiratete zu entlassen unter Androhung eigener Kündigung bei Nichteinhaltung. Langjährige Dialoge mit Bischof Claus Hemmerle und Dompropst Edmund Erlemann dazu und zu weiteren fragwürdigen Entscheidungen, wie dem Verwehren von Frauen in der Kirche, Verhütungsverbot in Entwicklungsländern, unmenschlichem, längst sich überlebtem Zölibat und Zutrittsverbot zum Abendmahl für Geschiedene. Verschwendung von Kirchensteuermitteln für Immobilien statt für Bedürftige und pädagogisch-pflegerische Einrichtungen. Jahrelange Verhinderung zur Aufklärung von Missbrauchsdelikten aller Ebenen in der katholischen Kirche. Begründung einer Segnungsablehnung gleichgeschlechtlicher Paare mit der Aussage: „Gott kann Sünde nicht segnen“. Mein Gewissen erträgt es nicht länger: Nach tiefen Grabenkämpfen in mir ist eine Identifikation nicht mehr möglich. Gebete zu Gott zur Umkehr der Haltung und Handlung von Kirchenvertretern reichen nicht mehr aus. Ich muss Position für meinen Glauben beziehen und kehre der katholischen Amtskirche ab sofort den Rücken und mit mir mein 86-jähriger Vater, der sich in der finalen Entscheidungsfindung zu diesem eklatanten Schritt befindet.
Maria Gabriele Agusi
Erkelenz