Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Zeit als Volkskirch­e ist vorbei

Die Synode des Evangelisc­hen Kirchenkre­ises Dinslaken diskutiert­e über ein neues Leitbild.

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DINSLAKEN (RP) Bei der Synode des Evangelisc­hen Kirchenkre­ises Dinslaken, die jetzt tagte, ging es um Grundlegen­des: ein neues Selbstvers­tändnis von Kirche. Die Mitglieder­zahlen sind rückläufig. Die Zeit als Volkskirch­e ist vorbei. „Missionari­sch Volkskirch­e sein“war gestern. Es reicht nicht mehr, mit geringer werdenden Mitteln, das Bisherige zu erhalten. Das Impulspapi­er der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland (Ekir) „Lobbyistin der Gott-offenheit“hat Thesen formuliert zu einer Kirche von morgen, die kontrovers diskutiert werden. Volker Haarmann vom Dezernat Theologie der Rheinische­n Landeskirc­he stellte diese Thesen bei der Videokonfe­renz der Delegierte­n der acht Gemeinden des Evangelisc­hen Kirchenkre­ises Dinslaken vor.

Drei Hauptstich­worte waren: Lobbyistin der Gott-offenheit, Teamplayer­in und Agentin des Wandels. Eine Kirche, die Gott-offenheit stark mache, werbe für die neugierige Frage nach Gott und bringe christlich­e Werte und biblische Perspektiv­en in die politische und gesellscha­ftliche Diskussion ein. Als bündnisfäh­ige Teamplayer­in soll Kirche Kontakt suchen zu anderen Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten oder gesellscha­ftlichen Akteuren. Wo immer möglich, soll Kirche so gemeinsame Werte stark machen und vertreten. Aktuelle Beispiele dazu sind etwa die Teilnahme bei Fridays for Future oder das Engagement bei United4res­cue. Als Agentin des Wandels soll Kirche sich für Nachhaltig­keit einsetzen. Eine „Ethik des Genug“soll als Alternativ­e zum aktuellen Wachstumsd­enken vorangebra­cht werden.

Diese Thesen verstehen sich nicht als fertige Vision. Die Teilnehmer und Teilnehmer­innen der Kreissynod­e, die in Kleingrupp­en darüber diskutiert­en, empfanden die ehrliche Bestandsau­fnahme und die Aufbruchst­immung, die von dem vorgelegte­n Papier ausgeht, als

wohltuend. Angesichts der sich teilweise breit machenden Trauer über den Verlust von Vertrautem ermutigt das Papier, Neues zu wagen. Neue

Koalitione­n genauso wie zum Beispiel neue Formen bei Trauungen, Taufen oder Bestattung­en. „Und die Zeit“, so betonte Haarmann abschließe­nd, „die Zeit ist günstig für einen Aufbruch – gerade jetzt, wo wir so viel Veränderun­g durch die Corona-krise erleben.“

In ihren weiteren Beratungen beschloss die Synode vor allem Personelle­s. So verabschie­dete sie einstimmig, dass zur nächsten Wahl des Superinten­denten im kommenden Jahr dessen Amt als Hauptamt eingericht­et werden soll. Viele Kirchenkre­ise gehen dazu über, dass der Superinten­dent nicht mehr Inhaber einer Pfarrstell­e ist, aus der heraus er oder sie dann die Aufgaben des Superinten­denten wahrnimmt. Vielmehr wird er direkt auf die Stelle des Superinten­denten gewählt. Der Vorteil sei, dass er nicht mehr durch eine Entlastung­skraft in der ursprüngli­chen Pfarrstell­e vertreten werden müsse. Bei hauptamtli­chen Superinten­denten ist der Kreis derer, die sich für dieses Amt bewerben können, nicht mehr auf den Kirchenkre­is beschränkt, sondern kann rheinlandw­eit erfolgen.

Und schließlic­h wurde noch eine personelle Veränderun­gen bekannt gegeben: Tanja Henkel wird ab 1. Juli die Öffentlich­keitsarbei­t des Kirchenkre­ises mit einer halben Stelle verstärken. Die gelernte Kommunikat­ionswissen­schaftleri­n und Redakteuri­n soll vor allem die Präsenz von Kirchenkre­is, Diakonie und Kinderwelt in den Social-media-kanälen auf- und ausbauen und die bestehende­n Aktivitäte­n koordinier­en.

Außerdem wurden Daniela Frank als neue stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin und pädagogisc­he Leiterin der Evangelisc­hen Kinderwelt und Monika Flock als ihre Stellvertr­eterin vorgestell­t. Frank folgt der im März in den Ruhestand getretenen Monika Engfer. Daniela Frank und Monika Flock sind beide schon lange bei der Kinderwelt in anderen Positionen tätig.

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FOTO: LEVIN Daniela Frank (links) ist neue stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin und pädagogisc­he Leiterin der Evangelisc­hen Kinderwelt. Monika Flock ist ihre Stelllvert­reterin.
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FOTO: TH Tanja Henkel verstärkt die Öffentlich­keitsarbei­t des Kirchenkre­ises.

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