Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Wir sind im Präsenzunterricht – nur anders“
Seit Montag sind die Duisburger Schulen im Normalbetrieb. Doch die Erich-kästner-gesamtschule in Homberg geht mit Erlaubnis des Landes einen Sonderweg.
Was sich zum Wochenbeginn in Homberg abspielte, klang ein wenig nach dem berühmten gallischen Dorf von Asterix und Obelix. Ganz Duisburg kehrt auf Beschluss des Landes zum Präsenzunterricht zurück... Ganz Duisburg? Nein! Die Erich-kästner-gesamtschule hört nicht auf, dem Land Widerstand zu leisten und bleibt beim Wechselunterricht. Doch Schulleiterin Silke Richter will gar keine Freiheitskämpferin sein, sie lehnt auch die Öffnungen nicht ab. „Wir sind im Präsenzunterricht, nur anders“, sagt sie.
Seit Montag bieten fast alle Schulen in NRW wieder einen durchgängigen Präsenzunterricht an. Ausnahmen gab es für Städte wie Hagen und Remscheid, in denen die Sieben-tage-inzidenz auch zuletzt noch über 100 lag. Aber ansonsten heißt es eigentlich: volle Klassen vor Ort und Unterricht nach Stundenplan. In Homberg gilt allerdings zunächst ein angepasstes Modell. Ein Sonderweg, der mit der Schulaufsicht beim Land NRW abgesprochen ist.
„Wir haben nicht sofort wieder auf volle Klassen aufgefüllt“, sagt Richter. Es gebe an ihrer Schule ein sehr gut funktionierendes Wechselmodell mit Lerngruppen und sozialem Training. Ein Konzept, das von den Schülern angenommen worden sei. So gut, dass Richter bei einem zu schnellen Wechsel zum klassischen Unterricht mehr Schaden als Nutzen vermutet. „Wir wollen den Kindern, die sehr gelitten haben, nochmal Motivation geben“, sagt sie.
Die Verantwortlichen der Gesamtschule haben daher einen Drei-stufen-plan entwickelt, wie sie sich die Rückkehr zum Präsenzunterricht vorstellen. Stufe 1 begann am Montag. Die Schule bietet zwar Präsenzunterricht an, aber im zuvor gewohnten Schichtmodell. Eine „Voll-präsenz“, wie Richter sagt, nur eben nicht nach dem ursprünglichen Stundenplan im Klassenverband. „Es ist nicht so, dass die Kinder die Hälfte der Zeit zuhause sind.“Stufe 1 wurde vom Land gebilligt.
Am Mittwoch soll die Schulkonferenz über ein Konzept für die Zeit bis zum 10. Juni beschließen. Die
Lerngruppen sollen bis dahin bestehen bleiben. Unterricht soll in halben Klassen erteilt werden. Um die wiederholte Veränderung nach den vielen Konzeptwechseln in der Corona-zeit für die Kinder behutsam einzuführen. Und sie zunächst im bestehenden System auf die anstehenden Klassenarbeiten vorzubereiten. Am Freitag soll dann die Schulaufsicht des Landes über das Übergangskonzept entscheiden.
„Man kann lerntheoretisch fragen, ob der Klassenverband besser ist“, sagt Richter. Um eine Revolution geht es in Homberg aber nicht. Wenn die Arbeiten geschrieben sind, soll es auch an der Erich-kästner-gesamtschule wieder ganz „normalen“Unterricht geben. Wie im Rest Duisburgs.