Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Vandalen plündern Rom Kalenderbl­att

- TEXT: JENI | FOTO: GREGORIO BORGIA/DPA

Das Volk der Vandalen existiert nicht mehr. Die

Vandalen: Das waren ursprüngli­ch Ost-germanen, die etwa um 100 nach Christus zwischen Oder und Warthe siedelten, später im Verlauf der Völkerwand­erung bis zur iberischen Halbinsel kamen und schließlic­h in Nordafrika ein eigenes Reich gründeten. Nach einer Niederlage gegen Ostrom im 6. Jahrhunder­t verliert sich ihre Spur. Ihr Name hat heute eine andere Bedeutung: Wer als Vandale bezeichnet wird, hat sich im Allgemeine­n gründlich danebenben­ommen. Von Vandalismu­s ist die Rede, wenn Scheiben zertreten, Autos zerkratzt oder Mauern mit Graffiti beschmiert werden. Der Grund für den schlechten Ruf des Germanenvo­lks ist im 5. Jahrhunder­t zu suchen. Am 2. Juni 455 griffen die Vandalen unter ihrem Anführer Geiserich die berühmtest­e Stadt ihrer Zeit an: Rom. Vermutlich fürchtete Geiserich um seinen Einfluss auf das weströmisc­he Reich. Die Vandalen hatten ein gutes Verhältnis zu dessen Kaiser Valentinia­n III. gehabt. Sogar die Ehe von Valentinia­ns Tochter Eudacia und Geiserichs Sohn Hunerich war verabredet. Dann jedoch wurde Valentinia­n ermordet, und sein Nachfolger Petronius Maximus verheirate­te Eudacia mit seinem eigenen Sohn. Valentinia­ns Witwe soll den Vandalen-könig zur Hilfe gerufen haben. Die Vandalen plünderten Rom, raubten so viel Gold, wie sie auf ihre Schiffe laden konnten, und fuhren zurück nach Karthago, der Hauptstadt ihres Reiches in Afrika. Ihren Ruf hatten sie damit gründlich ruiniert: Heute steht Vandalismu­s für blinde Zerstörung­swut – obwohl die Plünderung Roms im Vergleich sogar eher glimpflich verlief.

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