Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Vandalen plündern Rom Kalenderblatt
Das Volk der Vandalen existiert nicht mehr. Die
Vandalen: Das waren ursprünglich Ost-germanen, die etwa um 100 nach Christus zwischen Oder und Warthe siedelten, später im Verlauf der Völkerwanderung bis zur iberischen Halbinsel kamen und schließlich in Nordafrika ein eigenes Reich gründeten. Nach einer Niederlage gegen Ostrom im 6. Jahrhundert verliert sich ihre Spur. Ihr Name hat heute eine andere Bedeutung: Wer als Vandale bezeichnet wird, hat sich im Allgemeinen gründlich danebenbenommen. Von Vandalismus ist die Rede, wenn Scheiben zertreten, Autos zerkratzt oder Mauern mit Graffiti beschmiert werden. Der Grund für den schlechten Ruf des Germanenvolks ist im 5. Jahrhundert zu suchen. Am 2. Juni 455 griffen die Vandalen unter ihrem Anführer Geiserich die berühmteste Stadt ihrer Zeit an: Rom. Vermutlich fürchtete Geiserich um seinen Einfluss auf das weströmische Reich. Die Vandalen hatten ein gutes Verhältnis zu dessen Kaiser Valentinian III. gehabt. Sogar die Ehe von Valentinians Tochter Eudacia und Geiserichs Sohn Hunerich war verabredet. Dann jedoch wurde Valentinian ermordet, und sein Nachfolger Petronius Maximus verheiratete Eudacia mit seinem eigenen Sohn. Valentinians Witwe soll den Vandalen-könig zur Hilfe gerufen haben. Die Vandalen plünderten Rom, raubten so viel Gold, wie sie auf ihre Schiffe laden konnten, und fuhren zurück nach Karthago, der Hauptstadt ihres Reiches in Afrika. Ihren Ruf hatten sie damit gründlich ruiniert: Heute steht Vandalismus für blinde Zerstörungswut – obwohl die Plünderung Roms im Vergleich sogar eher glimpflich verlief.