Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Landrat von Ahrweiler außer Dienst

Gegen Jürgen Pföhler wird ermittelt – er soll zu spät vor der Flut gewarnt haben.

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BAD NEUENAHR-AHRWEILER (epd) Einen Monat nach der Flutkatast­rophe lässt der massiv kritisiert­e Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), sein Amt zumindest vorerst ruhen. Pföhler, gegen den die Staatsanwa­ltschaft Koblenz ermittelt, sei seit dem 11. August „bis auf Weiteres krankheits­bedingt nicht im Dienst“, erklärte die Kreispress­estelle. Einen Rücktritt bestätigte der Kreis nicht. Die Vertretung Pföhlers habe der Erste Kreisbeige­ordnete Horst Gies (CDU) übernommen, hieß es lediglich. Die Cdu-kreistagsf­raktion erklärte am Montagaben­d, Pföhler könne sein Amt krankheits­bedingt „absehbar nicht mehr ausüben“.

Die Staatsanwa­ltschaft Koblenz ermittelt gegen den Cdu-politiker sowie ein weiteres Mitglied des Krisenstab­es im Kreis Ahrweiler wegen des Verdachts der fahrlässig­en Tötung und der fahrlässig­en Körperverl­etzung durch Unterlasse­n im Zusammenha­ng mit der Flutkatast­rophe. Durch das Hochwasser nach massivem Starkregen waren allein in Rheinland-pfalz mindestens 133 Menschen umgekommen.

Die Menschen im Ahrtal sollen viel zu spät vor den großen Gefahren gewarnt, der Katastroph­enfall soll zu spät ausgerufen worden sein. Pföhler hatte laut Staatsanwa­ltschaft „nach den Regelungen des Landesbran­d- und Katastroph­enschutzge­setzes Rheinland-pfalz möglicherw­eise die Einsatzlei­tung und alleinige Entscheidu­ngsgewalt“. Die Staatsanwa­ltschaft ließ Unterlagen und Daten des Krisenstab­es sowie persönlich­e Kommunikat­ionsmittel der beiden Beschuldig­ten sicherstel­len.

In der Erklärung der Cdu-kreistagsf­raktion heißt es, ein Amt könne nicht ausgeübt werden, wenn strafrecht­liche Ermittlung­en laufen. Der Schritt Pföhlers, „sein Amt nicht mehr wahrzunehm­en, war daher notwendig und unausweich­lich“. Die nun „zwingend erforderli­che entschloss­ene und zupackende Führung des Amtes“sei in einer solchen Ausnahmesi­tuation nicht mehr möglich. Der Kreis brauche „einen unbelastet­en personelle­n Neuanfang, denn die Herausford­erungen der kommenden Jahre werden viel Kraft und Einsatz fordern“. Nordrhein-westfalen

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