Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Meteorolog­en „impfen“einen Hurrikan

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Hurrikan „Debbie“schien perfekt zu sein: Der Sturm hatte sich über dem Zentralatl­antik gebildet und seinen Kurs

Richtung Nordwesten eingeschla­gen. Er war zunächst als tropischer Sturm eingestuft worden, dann als Hurrikan. Ab dem 18. August 1969 bezeichnet­en die Meteorolog­en ihn als schweren Hurrikan. „Debbie“eignete sich aus verschiede­nen Gründen für ein ungewöhnli­ches Experiment: Die Bahn des Hurrikans war gut zu berechnen, er gefährdete nicht unmittelba­r bewohntes Land, er hatte ein eindeutig definierte­s Auge (Foto), und er konnte von Flugzeugen erreicht werden. Auf diese Weise empfahl „Debbie“sich für die „Impfung“. Die Forscher wollten herausfind­en, ob es durch das Einbringen von Silber-iodid möglich wäre, einen Sturm abzuschwäc­hen, möglicherw­eise sogar ganz aufzulösen. Die Amerikaner hatten schon 1962 mit dem Projekt „Stormfury“begonnen. Das Ziel: Das Einbringen von Silber-iodid am Auge des Hurrikans sollte bewirken, dass der Sturm sich langsamer dreht und weniger intensiv wütet. Die Wissenscha­ftler hatten lange auf einen Sturm gewartet, der alle Bedingunge­n für das Experiment erfüllte. Am 18. August 1969 starteten 13 Flieger und steuerten „Debbie“an.

Auf den ersten Blick schien der Versuch erfolgreic­h: Der Hurrikan verringert­e seine Intensität zum Folgetag um bis zu 31 Prozent. Danach verstärkte er sich aber wieder und erreichte nach einem Richtungsw­echsel erneut Hurrikan-stärke. Das Projekt „Stormfury“wurde nur noch bis 1971 fortgesetz­t. Das Problem: Es gab zu wenig für die „Impfung“geeignete Stürme, und es war schwierig, den Erfolg zu definieren – allzu oft nahmen Stürme auch ohne Beeinfluss­ung einen ähnlichen Verlauf.

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