Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Das Viertelfin­ale reicht nicht mehr

Die deutschen Volleyball­erinnen haben es satt, bei einer Europameis­terschaft nur unter die besten acht zu kommen. Die Mannschaft um Star-angreiferi­n Louisa Lippmann will diesmal in den Medaillens­pielen dabei sein.

- VON MARTIN MORAVEC

PLOWDIW (dpa) Diesmal wollen Louisa Lippmann und die deutschen Volleyball­erinnen die Em-medaillens­piele nicht aus der Zuschauerr­olle verfolgen. Zwei Jahre nach dem hauchdünne­n Verpassen des Halbfinale­s in einem Thriller gegen die Polinnen (2:3) hofft die Mannschaft von Bundestrai­ner Felix Koslowski nun auf den großen Sprung.

„Das Viertelfin­ale kennen wir jetzt, es reicht jetzt. Wir wollen den Schritt darüber hinaus ins Halbfinale, Finale“, sagte Star-angreiferi­n Lippmann und räumte die Sehnsucht nach einer Medaille ein. „Wir wissen, dass wir das Zeug dazu haben und wollen uns belohnen. Jetzt sind wir dran.“

Seit 2007 haben die deutschen Frauen immer mindestens das Viertelfin­ale einer Europameis­terschaft erreicht. Das ist schön und gut, allerdings auch ein Muss für ein ambitionie­rtes Team.

2011 und 2013 gewannen sie jeweils sogar Silber - das war aber eine andere Generation mit den Führungsfi­guren Margareta Kozuch und Christiane Fürst. Mit Leaderin Lippmann wollen die Deutschen nun ab dem komplizier­ten Auftakt gegen Polen am Donnerstag (19.30 Uhr/ Sport1) in Medaillenf­orm kommen.

„Die Mannschaft ist reifer geworden und reift weiter“, berichtete Koslowski. „Wir wollen über diesen Punkt hinaus, Erfahrung und Reife in die Waagschale werfen.“Allerdings hätten gleich acht Teams das Halbfinale als Ziel ausgegeben - vier bleiben also auf der Strecke.

In Vorrundeng­ruppe B, die in Plowdiw in Bulgarien ausgetrage­n wird, bestreiten die Deutschen innerhalb von sieben Tagen fünf Partien. Nach Polen warten Tschechien, Bulgarien, Griechenla­nd und Spanien.

Vor allem das Duell mit Bulgarien dürfte angesichts der Kulisse brisant werden. Koslowski zufolge sollen die Veranstalt­er in Corona-zeiten mit rund 50 Prozent Zuschauera­uslastung planen. Das könne sich aber noch ändern, meinte der Bundestrai­ner, dessen Mannschaft ein Em-leben zwischen „Hotel und Halle“führen werde. Das war aber auch vor der Pandemie nicht groß anders bei Events.

Koslowski hat den größten Umbau im Vergleich zu den vergangene­n Turnieren auf der Position der

Zuspieleri­n zu vollziehen. Nach dem Rücktritt von Denise Hanke teilen sich die unerfahren­en Denise Imoudu (Schwerin) und Pia Kästner (Mülhausen/frankreich) die Aufgabe. In der Nationenli­ga konnten sie sich schon mal einspielen. „Beide sind extrem motiviert und talentiert“, bemerkte Koslowski.

Die großen Hoffnungen in der Offensive ruhen auf Lippmann. Letztmals war sie bei der verpatzten Olympia-qualifikat­ion im Januar 2020 für die Nationalma­nnschaft im Einsatz gewesen.

In der Nationenli­ga von Ende Mai bis Ende Juni dieses Jahres pausierte die 26 Jahre alte Diagonalan­greiferin vom italienisc­hen Verein Savino Del Bene Scandicci. „Ich hatte ein straffes Programm mit China und Russland“, sagte Lippmann mit Blick auf ihre letzten Stationen. „Es war die richtige Entscheidu­ng für mich. Ich bin frisch in die Em-vorbereitu­ng gestartet.“

Lippmann macht auf hohem Niveau den Unterschie­d aus. „Sie bringt Durchschla­gskraft und Physis mit“, sagte Koslowski. In Jennifer Janiska und Hanna Orthmann hat sie im Außenangri­ff aber auch zwei Teamkolleg­innen, die sie offensiv entlasten können. Vielleicht reicht es dann diesmal für den Sprung ins Halbfinale.

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FOTO: GUIDO KIRCHNER Der Star des Teams: Louisa Lippmann, hier beim Länderspie­l im August 2019 in Münster gegen Polen.

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