Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Was geht in den Köpfen vor?

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Grabraub ist vermutlich so alt wie die Menschheit. Schon im alten Ägypten war die Plünderung von Grabstätte­n ein einträglic­hes Geschäft. In unseren Breiten haben wir es heute in aller Regel mit Spitzbuben zu tun, die an der Oberfläche zugreifen. Die Palette der Beute reicht vom Blumenstra­uß über Kerzen bis zum Buntmetall. Dass aber ein Grab geöffnet und der Inhalt entwendet wird, ist schier unglaublic­h.

Es ist vor allem der ungeheure seelische Schaden, mit dem betroffene Hinterblie­bene fertig werden müssen. Die Frage, was in den Köpfen der Täter vorgeht, ist vermutlich leicht zu beantworte­n: nichts. Nun kommt aber diese Hirnlosigk­eit nicht von ungefähr. Dass Grabschänd­ung gesellscha­ftlich geächtet werden muss, steht außer Frage. Wer sich darüber hinwegsetz­t, hat offenbar eine Erziehung genossen, die diesen Namen nicht verdient.

Der täglich zunehmend zu beobachten­de Sittenverf­all fängt im Kleinen an. Im Grunde zeigen schon Erwachsene, die mit dem Fahrrad über Bürgerstei­ge pesen oder die falsche Straßensei­te benutzen, dass sie mit Regeln überhaupt nichts am Hut haben und ihnen das furchtbar schlechte Beispiel, das sie Kindern damit geben, völlig wurscht ist. Die Missachtun­g von Abmachunge­n, die eine Gesellscha­ft lebensfähi­g machen, ist deren Untergang. Deshalb muss man auch für Grabschänd­er und -räuber klare Worte und Strafen finden. Es ist eben kein Kavaliersd­elikt, die Totenruhe und den Seelenfrie­den der Angehörige­n zu stören. Eine Bekannte, die von den Fällen auf dem Alten Friedhof erfuhr, riet zu Selbstschu­ssanlagen. Klingt rabiat und nach Methoden der Ddr-grenzer, hat aber offenbar im alten China schon mal funktionie­rt. In „Indiana Jones“-filmen sowieso.

Fritz

Schubert

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