Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wie die Eltern den Schulstart sehen
Im neuen Schuljahr werden in den Klassenzimmern die Corona-regeln gelockert.
WESEL/SCHERMBECK Wenn an diesem Mittwoch die Sommerferien enden und sich die Klassenzimmer wieder füllen, gelten neue, weniger strenge Regeln als im vergangenen Schuljahr. Das Ziel: Möglichst lange Präsenzunterricht zu an den Schulen zu ermöglichen – erst einmal ganz unabhängig vom Inzidenzwert. im Falle einer Infektion müssen sich nur noch die direkten Sitznachbarn, nicht aber die gesamte Klasse in Quarantäne begeben. Was bleibt ist, dass Schüler, die weder geimpft noch genesen sind, weiterhin zweimal pro Woche getestet werden. Und im Innenbereich der Schule müssen die Schüler weiterhin eine Maske tragen, im Außenbereich dürfen sie diese abnehmen. Was halten die Eltern davon?
Holger Martens, dessen zwei Kinder im Alter von 14 und 16 Jahren die die Gesamtschule Schermbeck besuchen, berichtet, dass die Sorge, die Kinder könnten sich mit dem Coronavirus infizieren, während der gesamten Pandemie präsent sei. Die Lockerungen an den Schulen hätten diese Sorge nicht verstärkt. Informationen zum Vorgehen der Schule habe er über eine Sonderseite auf der Homepage der Schule erhalten. Um einen sicheren Schuleinstieg zu ermöglichen, hätte sich der Schermbecker allerdings eine Installation von Luftfiltern gewünscht. Problematisch sei es, wenn die Schüler während der kälteren Jahreszeiten wieder in Winterjacken im Unterricht sitzen müssen, findet er.
Auch Sandra Sporkmanns 14-jähriger Sohn besucht die Gesamtschule Schermbeck. Sie sagt: „Ich sehe das alles ein bisschen entspannter.“Es sei gut, dass die Schulen zur Normalität übergehen, da die sozialen Kontakte im Alltag für die Schüler sehr wichtig seien. Dass ihr Sohn alleine zu Hause vor dem Computer sitzen und auf das Quatschen mit seinen Mitschülern verzichten müsse, sei keine langfristige Lösung. Die Meinungen zu den geplanten Lockerungen in den Schulen seien bei den Eltern der Stufe allerdings gespalten, sagt Sporkmanns.
Die Mitglieder des Schulpflegschaftsteams der Gesamtschule Am Lauerhaas in Wesel vertreten eine ähnliche Meinung. Da viele Kinder durch das Coronavirus nicht besonders gefährdet seien und einige jetzt geimpft würden, sehen sie wenig Gefahr durch den Schulunterricht für ihre Kinder. Viel wichtiger sei der persönliche Kontakt zu anderen Schülern und Lehrern. Klemens Simon sagt dazu: „Schule ist nicht nur Lernort, sondern auch soziales Umfeld.“Auch der ständige Blick auf den Bildschirm tue den Schülern langfristig nicht gut. Besonders für Schüler, die zu Hause kein stabiles Umfeld haben, sei die Schule ein wichtiger Zufluchtsort.
Anika Ponellis von Schulpflegschaft hat zumindest wegen der Lockerung der Quarantänepflicht Bedenken. Die Kinder hätten engen Kontakt zu vielen Mitschülern, nicht nur zu direkten Sitznachbarn. Gerade bei jüngeren Schülern sei dies viel zu unübersichtlich, um zu riskieren, dass sie zu Überträgern werden. Auch der Gedanke, dass die ungeimpften Kinder an Long Covid erkranken könnten, bereite einigen Eltern Sorgen, sagt sie. Wie akut diese Gefahr ist, darüber ist sich die Wissenschaft noch uneins.
„Schule ist nicht nur Lernort, sondern auch soziales Umfeld“Klemens Simon Schulpflegschaftsteam, Gesamtschule Am Lauerhaas