Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Seeadler nach Verletzung wieder fit

Naturschüt­zer päppelten das unterernäh­rte Weibchen auf und wilderten es auf der Bislicher Insel aus, wo die Altvögel leben.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN Das junge Seeadler-weibchen, das im Juli verletzt und unterernäh­rt an der Bundesstra­ße 57 in Xanten gefunden worden war, ist wieder genesen und auf der Bislicher Insel freigelass­en worden. Das teilte der Kreis Wesel als Untere Naturschut­zbehörde am Dienstag mit. „Dass das Seeadler-weibchen jetzt wieder gesund und kräftig in die Natur entlassen werden kann, ist ein toller Erfolg für den Naturschut­z im Kreis Wesel“, sagte Helmut Czichy vom Vorstand der Kreisverwa­ltung. „Die Rettung, Pflege und artgerecht­e Freilassun­g ist eine tolle Teamleistu­ng mehrerer Naturschüt­zer im Kreis Wesel“, ergänzte Klaus Horstmann, Leiter der Unteren Naturschut­zbehörde des Kreises Wesel.

Der Greifvogel war Anfang Juli an der B57 in Xanten-birten gefunden worden. Er hatte sich wahrschein­lich nach einem Beuteflug – an der Straße leben freilaufen­de Hühner

– in einem Schafsdrah­t verfangen. Passanten, Polizisten und Ranger des Regionalve­rbands Ruhr (RVR) kümmerten sich sofort um das Tier. Der herbeigeru­fene Falkner KarlHeinz Peschen befreite es aus dem Draht und nahm es mit zur Greifvogel­station des Naturschut­zbundes (Nabu) in Wesel, um es wieder aufzupäppe­ln, unter anderem mit Aufbauspri­tzen. Zunächst musste dem Seeadler auch feingemahl­enes Wildfleisc­hfutter behutsam über einen Schlauch in den Magen geleitet werden, weil er nicht fressen wollte. Als das junge Weibchen etwas kräftiger war, wurde es zur Bergischen Greifvogel­hilfe nach Rösrath gebracht. In einer Großvolièr­e konnte der junge Seeadler wieder Muskeln aufbauen und fliegen.

Nachdem der junge Greifvogel genesen war, wurde er auf der Bislicher Insel in Xanten freigelass­en. Dort war er im Frühjahr geschlüpft. Er ist eines von drei Jungtieren, die das Seeadler-pärchen der Bislicher Insel in diesem Jahr bekommen hat.

Die Eltern und Geschwiste­r seien auch schnell auf das junge Seeadler-weibchen aufmerksam geworden, als sie es auf die Bislicher Insel brachten, erklärte Peter Malzbender, Vorsitzend­er der Nabu-kreisgrupp­e Wesel. Die Altvögel hätten das Jungtier schon aus einigen Hundert Metern Entfernung entdeckt und nach ihm gerufen. Bald seien sie mit den beiden Jungtieren in einigem Abstand über ihnen gesegelt. Das sei eine erste Kontaktauf­nahme gewesen. Später, als er selbst wieder auf der Bislicher Insel gewesen sei, habe er alle drei Jungtiere in unmittelba­rer Nähe zueinander gesehen. Die Zusammenfü­hrung scheine also geglückt zu sein, sagte Malzbender. Der staatlich geprüfte Greifvogel­pfleger hatte den Seeadler zusammen mit seiner Kollegin Petra Sperlbaum sowie dem Rvr-ranger Ulrich Gräfer und dem Leiter der Bergischen Greifvogel­hilfe, Dirk Sindhu, zur Bislicher Insel gebracht.

Als der junge Seeadler gefunden worden war, habe sich das Tier in einer lebensbedr­ohlichen Lage befunden, erklärte Malzbender weiter. Zwar seien beim Röntgen keine Brüche festgestel­lt, aber später sei ein Hämatom entdeckt worden, das sich das Tier wahrschein­lich bei einem Zusammenst­oß zugezogen haben könnte. Durch die Verletzung habe der Seeadler vermutlich nicht mehr jagen können und sei deshalb unterernäh­rt gewesen. „Wir mussten blitzschne­ll handeln und die richtigen Schritte in die Wege leiten“, sagte Malzbender. Der Nabu habe die Expertise und das Netzwerk dazu. „Dadurch konnte das junge Seeadlerwe­ibchen überleben, was alle Beteiligte­n natürlich riesig freut.“

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FOTO: MALZBENDER Dirk Sindhu und Biologin Petra Sperlbaum von der Greifvogel­station Wesel haben den Seeadler auf der Bislicher Insel wieder ausgewilde­rt.

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