Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Darum schlägt die Warn-app Alarm
Bei der verregneten Din Guitar Night versammelten sich die drei Gitarristen mit den Zuschauern gemeinsam unter der Bühnenplane des Burgtheaters. Dort war es trocken. Die Musiker spielten mit kalten Fingern ein besonderes Konzert.
In der Nacht zu Samstag wurden die Menschen über die Nina-warn-app alarmiert. Bei einem Hausbrand ist das nicht unbedingt üblich.
DINSLAKEN (bes) Es regnet. Schon den ganzen Tag. „Usselig“sagt der Niederrheiner. Und „das hab ich mir ganz anders vorgestellt“. Im Burgtheater Dinslaken kapituliert man nämlich nicht vor dem Dauerregen. Die DIN Guitar Night findet statt. Als „Wohnzimmerkonzert“. Und was ist das „Wohnzimmer“des Burgtheaters? Die Bühne! Hell erleuchtet, sicher überdacht und damit ein trockenes Plätzchen bietend nicht nur für die drei Musiker und ihre jeweils sechs Saiten, sondern auch für die rund 60 tapferen Fans des akustischen Gitarrenspiels im Finger-style, die sich trotz des Wetters
„Weiß jemand, wie das ist, mit kalten Fingern Gitarre zu spielen? Sind so kalte Drähte ... “Georg Göbel-jakobi Musiker bei der Din Guitar Night
ins Burgtheater getraut haben.
Die Din-event hat vorgesorgt und dem Publikum, das seinen 3G-nachweis erbracht hat, Bierbänke mit auf die Bühne gestellt. Und so erlebte man das Konzert im besondern intimen Rahmen – und aus der Perspektive, wie sonst nur Stars wie Wincent Weiss, Helge Schneider und all die anderen das Burgtheater erleben. Eine beeindruckende Kulisse, stellte man sich die verregnete, verwaisten Sitzreihen voller Menschen vor.
Doch mit den ersten Gitarrenklängen ging der Blick nach vorne zur rechten Bühnenwand. Dort saßen Peter Kroll-ploeger, Georg Göbel-jakobi und André Tolba und gaben alles, sich und dem Publikum das nasskalte Wetter vergessen zu machen. Denn die Feuchtigkeit krabbelte nicht nur die Füße und Beine hoch: „Spielt jemand von euch Gitarre?“, fragte Kroll-plöger das Publikum. „Weiß jemand, wie das ist, mit kalten Fingern zu spielen?“
Es half also nur eines: Warmspielen. (Und in der Pause Teetrinken, an diesen Gedanken klammerte sich Göbel-jakobi.) André Tolba hielt sich an ersteres. Schließlich versteht er sich auf heiße Musik. Der „Rock‘n’roll-onkel“– so nannte er sich selbst, nachdem sich Kroll-ploeger als „Balladenschwein“outete, ist schließlich niemand Geringeres als der Gründer von Dick Brave & The Backbeats und war jahrelang mit Peter Kraus auf Tour. Deshalb spielte er in der DIN Guitar
Night auch nicht die eigentlich obligatorische Akustikgitarre, sondern eine schöne, elektrifizierte Jazz-gitarre mit rockigem Vintage-sound.
Auch Georg Göbel-jakobi hatte sein besonderes Lieblingsinstrument dabei. Die Lap-steel-gitarre liegt flach auf den Knien und wird mit einem Steel Slight, einem auf den Finger gesteckten Metallröhrchen gespielt.
Ein Hauch von Americana schwingt durch die verregnete Dinslakener Nacht, wenn Göbel-jakobi seine eigenen Instrumentalstücke spielt. Und vergessen ist, wie oft er gerade hier im Burgtheater schon als „Ozzy Ostermann“für Herbert Knebel rockte.
Ein Stück gemeinsam, dann ist jeder einmal an der Reihe, sich als solistischer Gitarrenvirtuose zu präsentieren: Das ist das bewährte Konzept der DIN Guitar Night. Peter Kroll-ploeger vertritt in der Runde den „klassischen“Finger-style, inspiriert vom Folk, gerne mit offener Stimmung und mit der immer wieder verblüffenden Wirkung, mit der per Finger-style Melodie, Akkordbegleitung und Bass auf nur sechs Saiten gespielt werden können. Gesungen wurde am Dienstag aber auch, und da standen Blues und Rock ‘n’ Roll im Vordergrund.
Schließlich musste ja allen Beteiligten eingeheizt werden. Sogar den Saiten, die sich bei dem Wetter noch schneller verzogen als sonst: „Sind so kalte Drähte“, meinte Göbel-jakobi frei nach der Liedermacherin Bettina Wegner.