Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Keine Zuschauer bei Mehrkampf-dm
Für die Titelkämpfe im Auestadion, die der Weseler TV am kommenden Wochenende ausrichtet, gibt es aufgrund der Corona-pandemie viele Auflagen. Wtv-abteilungsleiter Dieter Jantz kann nicht alle Vorgaben nachvollziehen.
Für die Titelkämpfe im Auestadion, die der Weseler TV am Wochenende ausrichtet, gibt es aufgrund der Corona-lage viele Auflagen.
WESEL Vor über zwei Jahren hatte der Weseler TV seinen Hut für die Ausrichtung der Leichtathletik-dm 2021 im Mehrkampf in den Ring geworfen. Der Grund liegt auf der Hand: Der WTV hat mehrfach bewiesen, solche Großveranstaltungen im Auestadion hervorragend über die Bühne bringen zu können, zuletzt 2018. Auch die Athleten fühlen sich in der Hansestadt und mit den Bedingungen vor Ort wohl.
Am Wochenende ist es wieder soweit. Von Freitag bis Sonntag messen sich Deutschlands beste Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer und solche, die es werden wollen, in Wesel. Von der U14/U15/U16 über die U18/U20/U23 bis hin zu den Frauen und Männer sind alle Altersklassen vertreten. Und doch ist diesmal alles anders. Denn Zuschauer fehlen. Selbst geimpften, getesteten und genesenen Leichtathletik-fans bleibt der Zugang verwehrt. Angeordnet hat dies nicht die Politik, bei Fußballspielen sind mit einem entsprechenden Konzept ja auch tausende Zuschauer erlaubt. Der Deutsche Leichtathletik-verband hat diese Vorgabe gemacht.
Ob der WTV mit dem Wissen um die Umstände auch seine Bewerbung für die Ausrichtung der DM abgegeben hätte? „Ja, schon, für die Athleten, denn um die geht es“, sagt Dieter Jantz, der Abteilungsleiter der Wtv-leichtathletik. „Allerdings kann ich so manche Regelungen und Vorgaben seitens des Verbandes, die uns die Ausrichtung meiner Meinung nach nur unnötig schwerer und komplizierter machen, nicht nachvollziehen.“
Ein Beispiel: Der WTV muss dafür sorgen, dass Athleten, Kampfrichter, Helfer und Betreuer komplett getrennt voneinander die Anlage betreten. Das wäre nicht so kompliziert, wenn sie denn alle zu vorgegebenen Zeiten in Wesel ankommen würden – und es nicht noch spezielle Unterlagen zu kontrollieren gäbe, falls sich die Athleten in den vergangenen 14 Tagen im Ausland aufgehalten haben.
Zusätzliche Helfer seitens des DLV bekommt der Gastgeber nicht, eher im Gegenteil: „Ich bekomme dauernd Anfragen vom Verband, ob wir nicht hier und da noch jemanden abstellen könnten“, so Jantz, der rund 60 hiesige Helfer seines Vereins im Einsatz hat. Bei einer DM mit bis zu 5000 Zuschauern über die Tage verteilt, wie sie der WTV schon er
lebt hat, wären es auch nicht mehr. Und der Verein hätte durch das Catering mit einem Plus rechnen können. Diesmal gab es lange Diskussionen, ob der Gastgeber überhaupt Verpflegungsstände würde betreiben dürfen.
„Ohne Mampf kein Kampf“, so Jantz. „Und wenn selbst unsere Helfer nur einen Beutel mit ihrer kompletten Verpflegung für den ganzen Tag hätten mitbringen dürfen, hätten wir am zweiten oder dritten Tag wohl nicht mehr viele Helfer gehabt.“Immerhin soll der Verein vom Deutschen Leichtathletik-verband für die Ausrichtung eine finanzielle Entschädigung erhalten.
Die Athleten sollen von den ganzen Hürden bei der Organisation nichts mitbekommen, sondern in einem Top-umfeld Höchstleistungen erbringen. Dass es etwas weniger Teilnehmer sind als bei einer „normalen“DM dürfte auch daran liegen, dass einigen Anwärtern schlicht die Wettbewerbe fehlten, um die Quali-normen noch zu knacken.
Favoritin bei den Siebenkampf-frauen ist Anna Maiwald (Bayer Leverkusen), die es bei der Qualifikation mit 6119 Punkten auf knapp 300 Zähler mehr bringt als die Nummer zwei der Meldeliste, Janina Lange vom MTV Lübeck. Bei Männern dürften Jannis Wolff (Eintracht Frankfurt/7831) und Marvin Bollinger (SV Halle/7777) den Titel unter sich ausmachen.